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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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sein könnten. Anne fühlte sich ein wenig schlecht, dass sie den jungen Mann, der ihr insgeheim recht gut gefiel, an der Nase herumführte. Als Jamiro schließlich fragte, ob es noch etwas anderes gäbe, das sie brauche, antwortete sie: „Ja, ehrlich gesagt brauche ich noch etwas ganz anderes. Für ein Projekt. Es geht um das Thema Gedankenlesen.“ Jamiro pfiff durch die Zähne. „Die Gabe haben nicht viele. Bist du eine Somnia?“ Anne sah ihn ratlos an. Es half alles nichts, sie musste fragen. „Was ist eine Somnia?“ Nun sah Jamiro seinerseits ratlos aus. „Eine Somnia ist jemand, der am Tag Gedankenlesen kann und nachts manchmal Visionen hat. Ich habe gesehen, dass du ein Buch über Träume auf deinem Stapel hast. Deshalb bin ich darauf gekommen. Aber wieso weißt du nicht, was das ist?“
    Anne spürte, wie sie rot wurde. „Ich, äh, bin im ersten Semester und ich habe bisher unter gewöhnlichen Sterblichen gelebt. Ich habe einfach noch nicht so viel gelernt.“ – „Du bist gerade erst 14 geworden, hmm?“, fragte Jamiro und Anne nickte wahrheitsgemäß. „Und du hast nicht angefangen, sondern du wirst erst im kommenden Semester anfangen, hab ich recht?“ Anne nickte wieder, weil ihr dies am unverfänglichsten erschien. „Oh Mann! Du fängst erst an und bist jetzt schon eine Somnia? Das ist ja Wahnsinn!“, rief Jamiro laut. Die Studenten in der Nähe blickten neugierig zu ihnen hinüber. „Nicht so laut!“, sagte Anne. „Du schreist hier die Leute zusammen und ich habe doch gar keine Ahnung, ob ich eine Somnia bin oder was das eigentlich ist.“ Jamiro legte den Kopf schief. „Du hast wirklich keine Ahnung, oder? Ich schätze, du brauchst dringend jemanden, der dich über ein paar magische Zusammenhänge aufklärt.“ Anne nickte. Den brauchte sie wirklich. „Okay, Vorschlag“, sagte Jamiro. „Ich bin heute etwas in Eile, muss gleich noch zur Arbeit beim Hohen Rat. Du nimmst jetzt mal für den Anfang diese Bücher mit nach Hause. Heute in einer Woche treffen wir uns wieder hier und du kannst mir Fragen stellen. In Ordnung?“ Jamiro streckte Anne die Hand hin. Anne schüttelte sie. „Abgemacht.“ – „Gut. Dann sehen wir uns nächste Woche.“ Jamiro zwinkerte ihr zu. „Also sei schön fleißig und komm nächste Woche wieder her. Übrigens – ich bin Jamiro.“ – „Ja, ich weiß“, sagte Anne. „Ich bin Anne.“ Jamiro zwinkerte ihr noch einmal zu und legte ein weiteres Buch auf den Stapel, der ihr ohnehin schon bis zum Kinn reichte. Dann ging er eiligen Schrittes aus der Bibliothek.
    Anne linste auf den Bucheinband. „Sind Sie eine Somnia?“ lautete der Titel. Anne schüttelte innerlich den Kopf. Äußerlich traute sie sich nicht – sie hatte ganz schön was zu tragen mit ihren neun Bänden. Vor allem fragte sie sich, wie sie die ganzen Bücher nach Hause transportieren und ungesehen an Silvia vorbeischmuggeln sollte. Zunächst aber musste sie eine andere Hürde überwinden: Fräulein Cassandra. Anne ging zur Theke der Bibliothekarin. „Ich würde gern diese Bücher hier ausleihen.“ Fräulein Cassandra sah von ihrem Lesestoff auf und blickte Anne über den Brillenrand hinweg an. „Du hast noch keinen Pass. Ich brauche deine persönlichen Daten, um ihn dir auszustellen.“ Sie kramte in einer Schublade und zog schließlich ein Formular heraus.
    „Name und Familie?“ Anne war ein wenig ratlos, was sie antworten sollte, entschied sich jedoch, so nah wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben. „Anne. Ich bin Isadoras Tochter.“ Fräulein Cassandra schaute neugierig und zugleich ungeduldig hoch. „Mit Familie ist die Volkszugehörigkeit gemeint.“ – „Ach so“, stammelte Anne, „dann gelbes Volk.“ – „Semester?“, wollte die Bibliothekarin wissen. „Erstes“. Schon wieder sah Fräulein Cassandra gereizt auf: „Fängst du zum Wintersemester oder zum Sommersemester an?“ – „Ähm, zum Wintersemester.“ Fräulein Cassandra grunzte zufrieden. „Für das Sommersemester hätte ich den Schein auch noch nicht ausstellen dürfen.“ Anne seufzte innerlich auf. Zum Glück hatte sie die richtige Antwort gegeben. „Mentor?“ Oje. „Professor Miraj?“, fragte Anne mehr, als dass sie es sagte, doch Fräulein Cassandra schien keinen Anstoß daran zu nehmen. „Adresse?“ Jetzt sitze ich wohl in der Tinte, dachte Anne. „Ich wohne zurzeit noch im Ring des roten Volkes, im Haus von Silvia. Ich …“, und nun folgte ein Schuss ins Blaue, „… hatte noch keine

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