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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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zu Silvia und bat die Hausherrin, sie mit Anne allein zu lassen. Jana war nun ungefähr der letzte Mensch, den Anne gern um sich hatte, wenn Miraj keine Zeit für sie fand. Doch seine Assistentin erhielt ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, als sie Anne eine Frage stellte: „Bist du Isadoras Tochter?“ Anne starrte sie an. War es möglich, dass Jana von ihrem Traum wusste? „Ja, das bin ich. Und Henris Schwester.“ Jana schwieg. Sie schien eine Weile nachzudenken. Schließlich wurde Anne ungeduldig. „Hat Miraj dich wirklich geschickt?“, fragte sie. Jana schüttelte den Kopf. „Miraj steckt bis über beide Ohren in Arbeit. Doch er hat mir erzählt, dass er sich Sorgen um dich macht, weil du unter einem merkwürdigen Fieber leiden würdest. Und in deinen Träumen hättest du nach deiner Mutter gerufen.“
    Jana sah Anne neugierig an. Offenkundig erwartete sie, dass Anne ihr erzählte, was sie gesehen hatte. Doch Anne war trotzig. Sie hatte sich noch niemandem anvertraut und Jana war alles andere als eine Vertrauensperson für sie. Als Anne schwieg, begann Jana zu reden. „Siehst du, Anne, ich kannte deine Mutter, wenn auch nur aus der Ferne. Ich wirke auf dich vermutlich noch sehr jung, aber ich war bereits auf der Universität, als sie starb, und ich habe sie in der Schutzzone mehrere Male getroffen, bevor sie fortging.“ – „Miraj hat mir bereits erzählt, dass ihr Grünmagier viel älter werdet und deswegen meist älter seid, als ihr ausseht.“ Annes Ton war ein wenig unkontrolliert und klang gehässig. Jana ignorierte es. „Jedenfalls kannte ich deine Mutter vom Sehen. Isadora war eine besondere Magierin. Sie und ihre Schwester Gwynda waren meine großen Vorbilder. Ich träumte als junges Mädchen davon, einmal zu ihrem Orden zu gehören. Es dauerte lange Zeit, bis sich mein Wunsch erfüllte, und ich arbeitete hart an meinen Zauberkünsten. Ich hatte niemals das Talent deiner Mutter und deiner Tante, doch ich verfügte über einige besondere Fähigkeiten, die mir schließlich die Tore zum Magnolienturm öffneten.“ Anne stutze, als sie das Wort „Magnolienturm“ hörte.
    „Leider lernte ich deine Mutter beim Orden nicht mehr persönlich kennen. Sie hatte Viriditas bereits verlassen, um im Osten mit deinem Vater zu leben – einem gewöhnlichen Sterblichen.“ Jana sprach das Wort geradezu angewidert aus. „Niemand von uns hat verstanden, warum sie eine vielversprechende Zukunft im Orden aufgab, um unter gewöhnlichen Menschen zu leben.“ – „Vielleicht hat sie meinen Vater geliebt“, unterbrach Anne sie. „Das mag sein“, erwiderte Jana unbeeindruckt. „Deine Mutter neigte schon immer dazu, etwas irrationale Entscheidungen zu treffen, die uns anderen Grünmagiern fremd waren.“ Anne ärgerte sich über den Kommentar, verkniff sich aber diesmal den Einwurf, weil ihr Mirajs Worte über die Rationalität der Grünmagier einfielen.
    „Wir alle glaubten, dass wir nie wieder etwas von Isadora hören würden, und gewöhnten uns an die Herrschaft unter Gwynda. Wie ihre Schwester war sie eine außergewöhnlich begabte Magierin und eine Ordensälteste, wie sie zuvor noch niemand in Viriditas gesehen hatte. Im Gegensatz zum restlichen Orden hielt sie jedoch die Verbindung zu Isadora. Und so verließ sie uns eines Tages, um Isadoras Sohn an die Universität zu holen. Wir alle waren überrascht, von Henris Existenz zu hören. Niemand wusste, dass Isadora einen Sohn hatte. Und bis vor Kurzem“ – Jana blickte Anne eindringlich an – „wusste erst recht niemand, dass Isadora eine Tochter hat.“
    Jana schwieg. Anne setzte in ihrem Kopf die Informationen zusammen wie Puzzleteile. Niemand hatte von ihrer Existenz gewusst, bis Miraj hier mit ihr aufgetaucht war. Deshalb, das begriff Anne nun, hatte sich auch niemand gefragt, ob sie Kräfte hatte. Nur ihre Tante Gwynda musste erfahren haben, dass es sie gab. Aber die war ja an dem Tag gestorben, als sie Henri zu sich holte, und hatte es wohl niemandem weitergesagt. „Aber wieso hat mein Bruder mich nicht erwähnt?“, stellte sie die Frage laut, die ihr durch den Kopf ging. „Wir haben deinen Bruder nie zu uns gerufen“, antwortete Jana. „Wenn er also von dir erzählt hat, so haben wir es nicht erfahren. Der Orden lebt, wie Du weißt, sehr abgeschieden. Das ist notwendig, damit wir uns ganz auf unsere wichtigen Aufgaben konzentrieren können. Ich bin nicht befugt, dir zu sagen, was das im Einzelnen ist“, sagte Jana, da Anne bereits den Mund

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