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Altstadtfest

Altstadtfest

Titel: Altstadtfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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durch den Raum, dass es pfiff.
    »Na, na, na!«, machte Greiner und steckte sich den Kaugummi zwischen die Zähne.
    »Wenn Sie so dämlich grinsen«, herrschte ich ihn an, »darf ich hier drin Fußball spielen. Ich kann nichts für diesen Zeitungskäse, mich hat keiner informiert.«
    »Wusste gar nicht, dass sich Private so schön aufregen können«, sagte er, zu Sorgwitz gewandt. »Allmählich dämmert mir, weshalb er als Mann für die speziellen Fälle bezeichnet wird.«
    »Gib ihm halt einen Kaugummi«, meinte sein Kumpel, die Arme vor der Brust verschränkt. »Das hilft.«
    Ich zeigte den beiden einen Vogel und begann, den Müll vom Boden aufzulesen.
    »Gut«, seufzte Fischer. »Nach dieser humoristischen Einlage sollten wir wieder zur Sache zurückkehren, wenns recht ist. Herr Greiner, wären Sie so lieb, die Aufnahme vom Samstag vorzuführen?«
    »Aye, aye, Sir«, machte der Rottweiler und tippte gegen eine imaginäre Mütze. Er öffnete einen Wandschrank, zauberte einen Bildschirm und einen DVD -Player hervor, griff nach der Fernbedienung und drückte ein paar Knöpfe.
    »Es gibt doch so etwas wie Bildrechte«, sagte ich und richtete mich auf. »Oder darf man neuerdings ungefragt Fotos von Leuten veröffentlichen, ohne deren Einwilligung einzuholen?«
    »Nehmen Sie bitte dort hinten Platz.« Fischer erhob sich und rückte Greiners Stuhl vor den Bildschirm.
    »Ja, gleich. Nachdem ich telefoniert habe. Ich muss Dampf ablassen, das verstehen Sie doch?«
    »Nein!«, raunzte Fischer. »Klären Sie Ihre Angelegenheiten später. Ich will den Namen Petazzi nicht mehr hören! Sie haben eine einzige Chance, diese Aufnahmen zu sehen, Koller. Jetzt oder nie, entscheiden Sie sich.«
    Beschwichtigend hob ich die Hände, stellte den Papierkorb an seinen Platz zurück und ließ mich in den angebotenen Stuhl fallen.
    »Gut. Dass Sie nichts von dem, was Sie gleich sehen werden, an die Öffentlichkeit tragen dürfen, liegt auf der Hand. Immerhin geht es …«
    »Keine Angst, nach diesem Artikel werde ich die Öffentlichkeit in den nächsten Wochen meiden. Meinen Sie, eine Gegendarstellung würde was nützen?«
    »Wir können es auch lassen«, knurrte Fischer. »Ich muss Ihnen das Material nicht zeigen.«
    »Okay, okay, ich hab mich im Griff. Ich sage kein Wort mehr.«
    Sorgwitz lachte hell auf. Sein Kollege war noch immer mit der Fernbedienung beschäftigt. Der Bildschirm blieb schwarz.
    »Wir haben eine Aufnahme des gesamten Konzerts auf dem Uniplatz«, sagte Fischer. »Der Bühne gegenüber wurde eine Standkamera aufgebaut, und die filmte alle Gruppen, die dort auftraten. Es gibt also nur eine Einstellung, die Totale, von den Zuschauern sind in der Regel nur die Köpfe im Bild. Sie werden sehen, das ist besser so. Die Reihenfolge auf der …«
    Er zuckte zusammen. Ein Höllenlärm erfüllte das Büro: Zu einem wimmernden Akkordeon plärrte jemand in den höchsten Tönen, wuchtige Bässe ließen die Kugelschreiber auf den Tischen erzittern, bevor der ganze Klangbrei vom Schlagzeug in handliche Portionen zerteilt wurde.
    Welche Formulierung der Kommissar für seinen Fluch wählte, ging im Getöse unter. Eben wollte er sich auf den Rottweiler stürzen, als dieser den Lautstärkeregler fand und dem Spuk ein Ende bereitete.
    »Sie lag ja schon drin, die DVD «, sagte Greiner verblüfft.
    »Herrgott noch mal!«, tobte Fischer. »Eine Geisterbahn ist das hier! Muss man denn alles allein machen? Geben Sie dem Mann die Fernbedienung, Greiner! Und Sie setzen gefälligst Kopfhörer auf. Wenn ich diese Odenwaldjodler noch einmal höre, drehe ich durch!«
    »War das Musik?«, erkundigte ich mich. »Deswegen kommen die Leute zum Heidelberger Herbst?«
    »Das waren die Fidelen Odenthäler, Sie Banause. Wenn Sie die Gruppe noch nicht kennen, dann wird sich das ändern. Ab heute werden Sie von ihr träumen. So, und nun auf mit den Dingern!« Er warf mir ein Paar Kopfhörer zu.
    Gehorsam stülpte ich sie über die Ohren und fläzte mich in den Stuhl. Greiner und Fischer verzogen sich. Das Frühstückskino konnte beginnen.
    Es begann ohne Vorbereitung. Keine Werbung, kein Vorfilm, mitten rein in die Vorstellung. Uhrzeit: 20.13 MEZ. Neunzig Sekunden später war die Chose durch, vier Menschen hatten ihr Leben gelassen. Als Erstes kamen die von der Volksmusikfront ins Bild. Eine blonde Sängerin im mutig geschlitzten Dirndl, ein Akkordeonist mit Zopf, ein grauhaariger Bassist und ein Schlagzeuger, fett wie eine Bass Drum. Das waren die Fidelen

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