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Altstadtfest

Altstadtfest

Titel: Altstadtfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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an den Dingern ja nicht dran. Im Gewühl der Passanten entdeckte ich ein Pärchen, das ich von irgendwoher kannte. Sie taten, als sähen sie mich nicht, also brauchte ich nicht in meiner Erinnerung zu kramen. Außerdem läutete mein Handy. Erneut hatte die Pause keine Minute gedauert.
    »Ich bin nicht da«, sagte ich.
    »Sie sind so was von dämlich, Koller«, keuchte der Typ. »Wenn der Spaghetti erfährt, dass du mich so abblitzen … der bringt dich um, Alter!«
    »Was jetzt? Sie oder du, Herr …?«
    »Du kapierst nix. Ich bin der Einzige, von dem der Alte Informationen kriegen kann. Der Einzige, verstehst du? Entweder – oder. Ich hab 50.000 gesagt. Drunter mach ichs nicht. Ich könnte noch viel mehr verlangen, mach ich aber nicht. Nur fix muss es gehen. Ich muss abhauen, die Jungs haben mich im Auge. Deshalb, heute Abend, 50.000 Dings, also Euro, bar auf die Kralle und dann tschüss. So musst du es deinem Chef verklickern, Alter.«
    »Muss ich das?«
    »Für dich fällt auch was ab. Der Spaghetti hats doch dicke. Wenn du ihm die Informationen bringst, die er haben will.«
    Ich schwieg.
    »Also, was ist, Alter? Heute Abend?«
    Ich gähnte. So laut, dass ihm in 20 Kilometern Entfernung die Ohren klingeln mussten.
    »Verdammt, Koller! Was ist jetzt?«
    »Pass mal auf, du Witzbold«, sagte ich. »Seit mein Bild in den Neckar-Nachrichten erschienen ist, kann ich mich vor Anrufen wie deinem nicht mehr retten. Mein Handy läuft schon heiß. Ich bekomme dauernd Informationen angeboten, dauernd will jemand Geld von mir. Und du bist einer der Teuersten, dass du es nur weißt.«
    »Ich bin ja auch der Einzige mit echten Infos!«, rief er fast verzweifelt. »Die anderen kannst du vergessen, alles Lügner.«
    »Du nicht? Gib mir einen Namen, dann überprüfe ich das, und wenn er stimmt, können wir über alles reden.«
    »Nix!«, brüllte der Zelleninsasse. »Ohne Mäuse keine Namen.«
    »Irgendwas musst du mir schon bieten. Wo sitzt die Gruppe, was sind ihre Ziele, wie lange gibt es sie?«
    »Nee, nee, nee! So läuft das nicht, Koller. Und am Telefon schon mal gar nicht. Ich lass mich doch nicht von einem …«
    »Gut. Vergiss es. Warte ich eben auf den nächsten Witzbold. Du brauchst nicht mehr anzurufen, klar? Schönen Tag noch.«
    »Stopp! Warte, nicht so schnell! Wir finden eine …« Pfeifend drang sein Atem aus meinem Handy. »Okay, pass auf. Ich erzähl dir was. Aber nicht am Telefon. Du nimmst die OEG , Alter. Sagen wir, um drei. Die erste OEG , die nach drei vom Bismarckplatz abfährt, Richtung Weinheim. Dort treffen wir uns. Ich weiß ja, wie du aussiehst.«
    »Das Foto ist nicht besonders gut getroffen. Es würde helfen, wenn ich deinen Namen wüsste.«
    »Die OEG Richtung Weinheim, kapiert? Ich steige irgendwann zu. Du setzt dich ganz hinten hin, allein. Wenn ich Bullen sehe oder sonst jemanden, platzt der Deal. Vorbei. Dann erfährt der Spaghetti nie, wer das mit seiner Tochter war. Nie, hörst du?«
    »Jaja.«
    »Und der Alte soll schon mal das Geld abzählen.«
    »Er wird dich zum Alleinerben einsetzen.«
    »Wir sehn uns, Koller.«
    Diesmal war er es, der das Gespräch beendete. Ich knüllte das Tacopapier zusammen und warf es in einen Mülleimer. Dann stellte ich mich wieder an.
    »Noch so einen«, sagte ich. »Aber diesmal mit viel Knoblauchsoße. Es muss krachen, verstehst du?«
    »Alles klar, Alter«, sagte der Mex hinter der Theke.
    Einigermaßen satt, dafür mit gebeiztem Gaumen, erreichte ich die Kleinschmidtstraße. Beatrice Petazzi hatte eine Wohngemeinschaft in der Weststadt gefunden, in einem Haus, das ihrem Status als Politiker- und Millionärstochter allerdings kaum entsprach. Ein viergeschossiger Backsteinbau in Wurstpellenbraun. Unten warb ein Discounter mit ›Super-Killekille-Preisen‹ und ›Rabatten, bis der Arzt kommt‹, an der Kasse saßen Verkäuferinnen mit gefärbten Haaren und fummelten gedankenverloren an ihren Piercings.
    Dritter Stock und kein Aufzug. Ich klingelte laut Türschild bei ›Anna, Bea & Maike‹. Eine schlanke Frau mit kurzen blonden Haaren öffnete.
    »Du bist der Detektiv?«, fragte sie ohne Begrüßung. »Der aus der Zeitung?«
    »Bin ich. Max Koller.«
    Sie streckte mir ihre Hand entgegen. »Habs gerade von Anna gehört. Ich bin Maike. Bin gespannt, was du uns erzählen wirst.«
    »Ich euch?«, hätte ich gerne erwidert, aber da hatte sie sich schon umgedreht. Ihr Gang war kerzengerade, da wackelte nichts nach links oder rechts. Weil da nichts wackeln

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