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Altstadtfest

Altstadtfest

Titel: Altstadtfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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fertig. Die Kerzen, das Gewisper, der Trauerrand an der Fotografie, der ganze olle Quatsch – mir wackeln die Knie, ehrlich.«
    »Ihr Verhältnis war beschissen.«
    »Was?«
    »Die Petazzis, Vater und Tochter. Sie hatten ein beschissenes Verhältnis, sagt Beatrices Mitbewohnerin.«
    »Mag sein. Trotzdem macht mich dieser Hokuspokus mürbe. Geht mir einfach zu nahe. Vergiss nicht, ich bin katholisch. Hast du schon kondoliert?«
    »Sozusagen. Ich habe gestern mit Petazzi gesprochen.«
    »Ohne Kerzen?«
    »Ohne Kerzen.«
    Er seufzte. »Sie war Anfang 20. Eine Schande ist das.«
    Wir schwiegen eine Zeit lang, ganz in den Anblick der lächelnden Beatrice vertieft. Das Foto war gestellt, aber ihr Blick von einer Klarheit, dass man eine Gänsehaut bekam. Immer noch nahm ihr Vater Beileidsbekundungen entgegen, sprach seine erlösenden Worte, bat um einen Eintrag ins Kondolenzbuch.
    »Was weißt du über Petazzi?«, fragte ich schließlich.
    »Über ihn? Nichts, was nicht allgemein bekannt wäre. Er ist einer der Architekten der aktuellen Regierungskoalition in Italien. Er hat Charisma, aber eines, das man fürchtet. Egal, ob man sein Anhänger oder sein Gegner ist, so seltsam das klingt. Selbst nach italienischen Maßstäben hat er eine verrückte politische Karriere hingelegt. Und ohne seine Erkrankung wäre er längst Minister.«
    »Wie, du meinst, seine Lähmung hat verhindert …?«
    »Allerdings meine ich das. Petazzi ist ein Strippenzieher. Er bleibt immer im Hintergrund. Nach ganz vorne wagt er sich nicht, weil er weiß, dass man ihm die richtig harten Posten nicht zutraut. Er hat sich nie um den Parteivorsitz beworben, er wird nie Ministerpräsident oder etwas anderes Wichtiges werden. Das schafft der Krüppel nicht, denken die Leute. Beziehungsweise Petazzi denkt, dass es die Leute denken. Sollte ihn die Lega Nord irgendwann zum Minister machen, dann ohne es den Wählern vorher zu sagen.«
    »Sie nennen ihn Chamäleon.«
    »Zu Recht, nehme ich an. Er verkörpert die unheilige Allianz von Geld und Politik. Die Summe lautet Macht.«
    »Aber auch ein Machtmensch ist verwundbar. Denk an seine Beine. Und an seine Tochter.«
    »Ich weiß.« Marc schüttelte den Kopf. »Trotzdem, es ist eine Schande.«
    »Darf ich fragen, warum du hier bist?«
    »Politik. Alle Redaktionen der Neckar-Nachrichten haben einen Vertreter geschickt, und weil unser Chef gerade von einer Krisensitzung zur nächsten eilt …« Er ließ den Satz unvollendet.
    »Die Sportredaktion ist auch vor Ort?«
    »Bestimmt. Außerdem wollte ich dich treffen. Wie kommst du voran? Und vor allem: Was sagst du zu deiner neu gewonnenen Popularität?«
    »Jetzt muss ich was trinken. Eben hat mir ein ehemaliger Botschafter zu meinem Beruf gratuliert, kannst du dir das vorstellen? Ein Botschafter, mir! Und ich Idiot habe meine Autogrammkarten vergessen!«
    »Bist du weitergekommen mit deinen Ermittlungen?«
    »Möglicherweise. Es gibt da einen Typen, der behauptet, die Attentäter persönlich zu kennen.«
    »Ach nee. Glaubwürdig?«
    »Schwer zu sagen. Ich rechne nicht unbedingt damit. Er will 50.000 Euro für seine Informationen. Bin gespannt, ob Petazzi sie rausrückt.«
    »50 Mille? Hoch gepokert. Entweder hat der Mensch wirklich was zu verkaufen, oder er blufft mit viel Risiko.«
    »Wie ein Zocker wirkte der Kerl nicht.«
    »Und wer steckt nun dahinter, seiner Meinung nach? Hat er sich in die Karten blicken lassen?«
    Ich nickte. »Die Neonazis.«
    »Nein!«
    »Doch.«
    Covet verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. »Hör auf, Max. So viel kann man gar nicht saufen, um das zu glauben.«
    Ich erzählte ihm vom Bekennerbrief der Arischen Front, von meiner Fahrt in der OEG und der Angst des Frettchens. »Aber kein Wort davon an deine Kollegen. In euren Clinch mit der Polizei will ich nicht hineingezogen werden.«
    »Lass uns reingehen«, brummte er. »Ich muss mich setzen.« Er schritt voran, an den vier Musikerinnen und ihren Notenständern vorbei, bis wir im mittleren der drei Räume zwei freie Stühle fanden. Erschöpft ließ er sich auf den einen plumpsen. »Ein von Rechtsradikalen verübtes Attentat – wann hat es das schon mal gegeben in der Nachkriegsgeschichte! Mir fällt nur eines ein.«
    »Mir auch.«
    »Dann sieh zu, dass wir diesmal mehr über die Hintergründe erfahren als 1980.«
    »Über die Hintermänner, meinst du?«
    Er nickte und drehte sein leeres Glas zwischen den Fingern hin und her. Wie auf Kommando schlingerte das junge Ding mit seinem stets

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