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Altstadtfest

Altstadtfest

Titel: Altstadtfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Kurzem hässlich, feucht und zugig war. Dann wurde es von oben bis unten neu gestrichen, und nun ist es hübsch, feucht und zugig. Was mit der Miete passierte, brauche ich nicht eigens zu erwähnen. Als der Hausbesitzer im Frühjahr das Bundesverdienstkreuz erhielt, wurde sein Einsatz für die städtische Wohnkultur und speziell für den Außenanstrich seiner Häuser in Bergheim gewürdigt. Beim Heidelberger Herbst saß er am Tisch des Oberbürgermeisters, und wenn er sang, flog seinen Nebenleuten so manche Plombe aus dem Gebiss. Fatty fand ihn für einen Kapitalisten ganz nett; er hatte halt keine Lust, schon wieder auf Wohnungssuche zu gehen.
    Im Wohnzimmer meines Freundes lief der Fernseher. Eva hielt die eine Hälfte des Sofas besetzt und winkte mir mit ein paar Chips zu.
    »He, schön, dass du mal reinschaust! Setz dich, wir rücken.«
    »Danke«, sagte ich. »Wenn ich mich dazusetze, bricht das Sofa zusammen.«
    »Sollen wir die Kiste ausstellen? Oder magst du mitschauen?«
    Auf dem Bildschirm knutschte ein Pärchen lange und innig. So lange und innig wie nur im Fernsehen. Ich stand da, die Hände in den Hosentaschen, und sah den beiden zu. Dann gab es einen Schnitt, und ein Typ mit alberner Verbrechervisage stapfte breitbeinig durch eine dunkle Gasse. In der Hand eine Knarre.
    »Nee«, sagte ich und drehte mich weg. »Keine Lust heute. Guckt ihr, ich lese was oder hole mir was zu trinken.«
    »Quatsch, wir machen aus«, meinte Fatty. »Ist doch nur ein blöder …«
    »Nein!«, unterbrach ich ihn heftig. »Schaut weiter. Ich komm schon zurecht.«
    Die beiden wechselten überraschte Blicke.
    »Du hast doch immer einen Schnaps von deiner Oma da, oder?«, fragte ich Fatty.
    »Ja, klar. In der Küche.«
    Als ich mit der Flasche ins Wohnzimmer zurückkam, saßen die zwei stirnrunzelnd auf dem Sofa; Eva knabberte an einem Chip, Fatty spielte mit der Fernbedienung. »Stelle ich halt den Ton leise«, murmelte er.
    Ich nahm mir einen Stuhl und setzte mich so, dass ich den Bildschirm nicht sah. Oma Sawatzkis Kümmelschnaps musste früher über die harten schlesischen Winter hinweghelfen, also würde er auch die Bilder von zerplatzenden Frettchenschädeln fortspülen. Wenn man nur genug davon zu sich nahm. Mein erster Schluck ließ Fattys Kinnlade herunterfallen.
    »Ist was passiert?«, stotterte er. »Gehts dir nicht gut? Gibt es ein Problem mit Christine?«
    »Alles in Ordnung. Christine ist gesund, ich bin gesund. Hab schließlich im Neckar gebadet. Kommissar Fischer sagt, ich bin ein Held, aber das hätte ich auch gesagt, wenn ich Fischer wär und nicht ich. Ich bin nämlich ein Versager. Prost.« Ja, Prost – und ein Hoch auf die Sawatzki-Omas dieser Welt!
    »Besser, wir trinken mit«, schlug Eva vor. »Sonst spricht er gleich nicht mehr unsere Sprache.« Sie stand auf und holte drei Gläser aus der Küche. Ich schüttelte den Kopf, als sie mir eins reichte.
    »Gläser machen nur Ärger«, erklärte ich. »Wenn du nicht aufpasst, schüttet dir einer ein Glas Wein in die Fresse, schwupp. Mit Flaschen passiert das nicht so leicht.«
    »Stimmt«, sagte Fatty. »Gut, dass wir darüber geredet haben. Wolltest du uns sonst noch etwas erzählen? Hat es vielleicht mit deinem Fall zu tun?«
    »Nein. Eher nicht. Ich verkehre jetzt mit Schriftstellern. Das kann nicht jeder von sich behaupten. Mein Schriftsteller schreibt übrigens mit der Panzerfaust. Das kann erst recht nicht jeder von sich behaupten. Und er heißt wie eine Insel. Oder Halbinsel, ich war noch nie dort.«
    »Helgoland?«, riet Eva. »Rügen? Mainau?«
    »Mainau ist gut. Trotzdem heißt er anders. Vielleicht schreibt er über meinen letzten Fall. Oder ich tue es. Soll gesund sein. Mein letzter Fall ist übrigens noch warm. Nein, jetzt ist er kalt. Kalt wie der Neckar im September. Gegessen, aus, vorbei. Signor Petazzi wird mich zum Ehrenbürger Padaniens ernennen und mir viele Mille Lire zahlen. Aber ich nehme nur Euros.«
    »Der Fall ist geklärt? Sind die Nazis verhaftet?«
    »So gut wie fast. Fehlt nur noch der Zugriff.« Ich streckte meine rechte Hand aus. Das Licht des Fernsehers fiel auf ihren Rücken; man sah es nur nicht, es war zu schwach.
    »Nun erzähl schon!«, rief Fatty. »Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, du Idiot.«
    Also erzählte ich Idiot. Vom Anruf des Frettchens gestern Mittag, vom Treffen in der OEG und seinen Forderungen. Als ich zu der Szene am Neckar kam, nahm Eva Fatty die Fernbedienung aus der Hand und schaltete die

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