Alvion - Vorzeichen (German Edition)
ihnen gezeigt, dass sie einen Preis bezahlen müssen, wenn sie uns holen wollen! Noch einmal!“, rief ich allen Umstehenden zu, um ihnen Mut zu machen und spürte, wie das Feuer der Leidenschaft in mir brannte und die Furcht immer weiter zurückdrängte. Das Warten hatte schon zu sehr an unseren Nerven gezerrt und würde uns irgendwann mürbe machen, was nicht passieren durfte. Mir war es entschieden lieber, die Entscheidung herbeizuführen und den Gegner zum Angriff zu reizen, solange sich der Mut der Soldaten noch wecken ließ, sodass sie ehrenvoll um ihr Leben kämpfen würden, anstatt ihr Schicksal einfach hinzunehmen. Und unsere Gegner waren gereizt, das konnte ich an dem nicht mehr abschwellenden Gebrüll hören, doch dieses hatte, zumindest vorläufig, seinen Schrecken verloren.
„ Na los, kommt schon!“, brüllte ich wieder in den Wald hinein. „Zeigt euch, ihr Feiglinge! Stellt euch zum Kampf! Kommt heraus!“
Um meine Worte zu bekräftigen, nahm ich die Fackel ebenfalls mit der schwertführenden Hand und langte nach irgendetwas vom Boden. Das Erste, was ich in die Hand bekam, war ein abgetrennter Arm, doch ich blickte nur eine Sekunde hin, dann schleuderte ich ihn so weit es ging in den Wald hinein. Mittlerweile hatte meine Wut auf die Feigheit unserer Gegner alle anderen Gefühle in mir in den Hintergrund gedrängt und alles, was ich wollte, war ein Ziel, auf das ich diese Wut richten konnte. Ohne es zu bemerken, wischte ich meine blutverschmierte Hand an meiner Hose ab, ehe ich das Schwert wieder zur Hand nahm. Ein kurzer Blick zur Seite zeigte mir, dass mehrere Männer meinem Beispiel folgten. Sie schleuderten irgendwelche Körperteile zurück in den Wald und brüllten lautstark ihre Wut hinaus. Außerdem verschossen noch vereinzelt Bogenschützen ihre letzten Pfeile, nachdem sie diese mit Stoff umwickelt und in Brand gesteckt hatten. Einige davon blieben auch in Bäumen stecken und brannten weiter, sodass dort vereinzelt Lichtquellen entstanden. Schließlich kam, was kommen musste.
Mehrere schwarze Schatten lösten sich aus dem Dunkel zwischen den Bäumen und setzten gleich darauf zu gewaltigen Sprüngen an, die sie mitten in unseren Kreis bringen mussten, doch anders als bei ihrem ersten Angriff, gelang es ihnen damit nicht, Panik auszulösen und die Soldaten in alle Richtungen zu zerstreuen. Zwar rissen sie beim Aufprall viele Männer von den Füssen, doch sofort sahen sie sich einem Hagel von wütenden Schwerthieben der Umstehenden ausgesetzt. Doch ihre Haut schien hart wie Fels zu sein, denn ich hörte immer mehr Schreie von Männern, die in erneut aufbrandender Panik mit schriller Stimme ausriefen, dass sie die Gegner nicht verwunden konnten, während diese mit ihren gewaltigen, von spitzen Krallen gesäumten Händen fürchterlich unter den Verbliebenen wüteten. Ohne weiter nachzudenken, fuhr ich herum, schubste einige Männer beiseite und stürzte auf den nächsten Mertix zu, der gerade mit einem gewaltigen Hieb fünf Männer gleichzeitig von den Füssen riss und weit von sich schleuderte und dabei wieder laut aufbrüllte. Überall waren jetzt auch die Schreie von Männern zu hören, die Wut, Schmerz oder Todesangst ausdrückten. Der Kreis hatte sich längst aufgelöst, Dutzende mussten, doch wieder von Furcht ergriffen, einfach losgelaufen sein, der Rest versuchte immer noch die Ungeheuer zu bekämpfen oder lag verwundet oder sogar tot irgendwo auf der Lichtung. Um mich herum tobte ein Chaos aus Geschrei, Verzweiflung, Angst und blankem Wahnsinn. Der Mertix, auf den ich zustürzte, war gerade dabei sich zu mir umzudrehen und fegte während dieser Bewegung wieder mindestens drei Soldaten von den Füßen. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich einen Mertix genauer betrachten und fand Abax’ Beschreibung bestätigt. Er war doppelt so groß wie ein normaler Mensch, sein Körper war schlank und geschmeidig und von rot-brauner Farbe. Ehe er sich ganz gedreht hatte, hatte ich bereits zum Sprung angesetzt. Er musste mich noch aus den Augenwinkeln bemerkt haben, doch es war zu spät für ihn! Meine Schwertspitze erreichte seinen Körper an der Seite, unterhalb des Armes und drang tief in seinen Körper hinein. Lyranischer Stahl! Also waren auch diese Wesen verwundbar und ich fühlte ein wildes Gefühl des Triumphes in mir aufsteigen. Im gleichen Moment traf mich der abwehrende Hieb seines Armes und schleuderte mich einige Schritt weiter zu Boden. Ich versuchte den Aufprall so gut es ging zu
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