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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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es nicht besonders gut aus, denn unsere einzige Möglichkeit waren Pferde, die wir aus einem riesigen Heereslager stehlen mussten und dann brauchten wir noch ungemein viel Glück. Denn wenn es uns überhaupt gelang, das Lagerhaus zu verlassen, was, um an Pferde zu gelangen, auch noch lange genug unbemerkt bleiben musste, wären wir mit Sicherheit sofort in eine wilde Hatz mit ganzen meridianischen Regimentern verstrickt. Ich rief mir ins Gedächtnis, was ich über die Landschaft hier im mittleren Teil Ostsoliens hauptsächlich aus Erfahrung wusste. Natürlich konnte ich unseren Standort nur abschätzen, doch ich war mir ziemlich sicher, einigermaßen genau bestimmen zu können, wo wir waren. Südlich von Perlia bis hin zu den Solischen Bergen fiel das Land sanft in die südliche Tiefebene ab, die sich dann bis zur Küste erstreckte. Der östliche Teil bestand aus gutem, fruchtbarem Boden, während im Westen die Steppe lag, die bald in die Ödnis der Großen Wüste überging, was im Moment aber nicht von Belang war. Wichtig war das höher gelegene Land zwischen Seelenwald und den Solischen Wäldern, denn dort gab es einige kleinere Höhenzüge mit schwer zugänglichen Tälern, wo wir unsere Verfolger vermutlich abschütteln konnten. Die Wälder entlang der Solischen Berge verboten sich nach den Ereignissen der letzten Tage von selbst, ebenso wie der direkte Weg nach Perlia. Unsere beste Chance lag direkt im Norden, irgendwo in einem jener kleinen, unberührten Höhenzüge. Es konnte funktionieren, auch wenn uns ein mehr als unangenehmer Gewaltritt bevorstand.
    Ein Soldat trat an mich heran und riss mich durch seine Stimme aus meinen Gedanken.
    „ Sire?“
    Gedankenversunken drehte ich meinen Kopf und blickte ihn fragend an, sodass er schüchtern weiter sprach.
    „ Verzeiht, Sire, aber es muss während meiner Wache geschehen sein. Ich habe gerade erst bemerkt, dass meine Waffe fehlt, aber ich bin sicher, dass ich sie zu Beginn meiner Wache noch hatte.“ Er blickte in Erwartung seiner Strafe betreten zu Boden.
    „ Wie ist dein Name, Soldat?“, fragte ich im Gegenzug.
    „ Enzio, Sire“, antwortete er wiederum in schüchternem Tonfall.
    „ Mach dir keine Gedanken, Enzio!“, beruhigte ich ihn, woraufhin er erstaunt den Kopf hob. „Unser Gegner hatte Mittel und Wege, uns unbemerkt zu entwaffnen. Es hätte auch nichts genutzt, wenn wir wach gewesen wären.“
    Ehe ich noch weiter sprechen konnte, war ein weiterer Soldat herangetreten und mischte sich in unser Gespräch ein.
    „ Sire, verzeiht meine Unterbrechung, aber ich habe eine wichtige Beobachtung gemacht!“, platzte er aufgeregt heraus. Ich nickte Enzio noch einmal zu und gab ihm damit zu verstehen, dass er sich keine Sorgen mehr machen musste, dann blickte ich den anderen Soldaten an. Er deutete dies als Aufforderung zu sprechen und begann:
    „ Sire, ich hatte Wache, als sie das Essen brachten.“
    „ Und weiter?“, erwiderte ich leicht gereizt. „Was war deine wichtige Beobachtung?“
    „ Nun, Sire, ich konnte einen Blick nach draußen werfen und ich bin mir fast sicher, dass wir nicht mehr von Skeletten bewacht werden. Es waren ein paar Kragier und einige Naraanier, die das Essen brachten. Draußen war kein Skelett mehr zu sehen!“
    „ Bist du sicher?“, fragte ich ihn noch einmal und packte ihn aufgeregt an den Schultern. Zur Antwort nickte er heftig. Tausende Gedanken schossen mir sofort in den Kopf und ein Fünkchen Hoffnung in mir loderte auf. Ich ließ ihn los und erinnerte mich gleichzeitig auch noch an das Essen.
    „ Ich danke dir …“, begann ich meinen Satz, verstummte und blickte ihn fragend an, weil ich seinen Namen nicht wusste.
    „ Andor, Sire!“, sagte er fast freudestrahlend.
    „ Andor!“ wiederholte ich seinen Namen und fügte hinzu: „Das gibt unserer Lage etwas Hoffnung. Lass mich weiter überlegen, Andor und teile das Brot unter den anderen auf!“
    Andor nickte zur Bestätigung und drehte sich bereits um.
    „ Andor?“, rief ich ihm hinterher. Er blieb stehen und sah mich fragend an. „Bring mir auch etwas davon!“
    Er nickte nochmals und ging dann zu den Brotkörben hinüber, während ich fieberhaft zu überlegen begann. Letztendlich formte sich allmählich ein Plan in meinem Kopf, der zwar riskant, aber nach meiner Ansicht der einzige Erfolg versprechende war. Es gab nicht einmal viele Einzelheiten zu beachten und das Vorhaben war einfach nur mit viel Glück zu bewerkstelligen, also überlegte ich, wie man es in

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