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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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scherzten und tranken Wein. Nichts Aufregendes oder Beunruhigendes ging vor sich, auch hinter mir im Dorf vernahm ich keine ungewöhnlichen Laute, sondern sah nur vereinzelte Streifen von Licht, das aus einigen Fenstern der jetzigen Offiziersquartiere, durch nunmehr zugezogene Vorhänge, oder Fensterläden auf die Straße fiel. Auf der anderen Seite der Straße lag unser eigentliches Augenmerk, die Koppeln der Reittiere, die aber mit Sicherheit bewacht wurden. Wir konnten nur hoffen, dass die dort aufgestellten Wachen eine ähnlich lockere Pflichtauffassung an den Tag legten, wie unsere Bewacher und natürlich mussten wir Pferde aus einer der hinteren Koppeln holen, um das Risiko, bemerkt zu werden, möglichst gering zu halten. Wieder hörte ich jene leise Stimme in mir, die mich vor drohendem Unheil warnte und mich antrieb, zu Fuß zu fliehen, um kein weiteres Risiko einzugehen, doch dem wollte ich nicht nachgeben. Denn eine Flucht zu Fuß hätte uns wohl am nächsten Tag schon in die Gefangenschaft zurückgebracht, weil wir gegen tausende Soldaten zu Pferd, die ausschwärmten und nach uns suchten,  chancenlos gewesen wären. Wir mussten reiten, und zwar möglichst schnell und möglichst weit, nur dann hatten wir überhaupt eine Chance zu entkommen.
    Also sog ich einmal tief Luft ein und überquerte geduckt und hastig die Straße und kauerte mich an der dem Lager zugewandten Seite kurz nieder und schlich dann an der Mauer entlang. Hinter dem Haus schlossen sich, durch schmale Gassen getrennt, noch zwei weitere kleine Wohnhäuser an. Danach begann das offene Land, nur zur Linken führten die provisorischen Holzzäune der Koppeln noch weiter in die Ebene hinaus. Als ich an der Ecke des letzten Hauses angekommen war, hielt ich erneut an und spähte zu den vielleicht zwanzig Schritt entfernten Koppeln hinüber. Nirgendwo entdeckte ich Anzeichen für Wachposten, was die nagende Unruhe in mir in neue Höhen steigen ließ. Niemand, erst recht keine Armee in feindlichem Territorium, konnte sich so sicher fühlen, dass er es versäumte, die unverzichtbaren Reit- und Lasttiere zu bewachen. In diesem Moment beschloss ich, die nächstliegende Koppel zu nehmen, um so schnell wie möglich zu verschwinden. Mein Instinkt witterte eine Falle, dessen war ich mir völlig bewusst, also galt es, dieser zu entschlüpfen, bevor sie zuschnappen konnte.
    „ Wartet hier!“, flüsterte ich dem hinter mir knienden Soldaten zu.
    Als ich mich aus dem Schatten der Hauswand löste, zögerte ich noch einmal kurz, dann nahm ich meinen Mut zusammen und lief geduckt die zwanzig Schritt über das freie Feld zu einer Koppel. Dort angekommen spähte ich noch einmal genau nach rechts und nach links, und erkannte dann, als ich in die Koppel hineinblickte, dass das Glück scheinbar mit uns war, denn ich hörte das charakteristische Schnauben eines Pferdes, das meine Anwesenheit bemerkt hatte, aber immer noch stellte sich mir niemand in den Weg.
    „ Kommt!“, rief ich so leise wie möglich in Richtung Häuser und begann bereits, nach dem Riegel des Gatters zu suchen. Gerade als ich ihn gefunden hatte und ihn öffnete, trat der erste Soldat neben mich und half mir, es aufzuschieben. Mehrere Pferde schnaubten unruhig oder wieherten leise, als wir die Koppel betraten. Behutsam tastete ich mich weiter hinein, um die Pferde nicht durch eine hastige Bewegung mehr als nötig zu erschrecken, als auf einmal hinter mir ein Schrei durch die Nacht hallte:
    „ Tötet sie!“
    Erschrocken drehte ich mich um, und vernahm das in diesem Moment einsetzende Klirren von Schwertern und erschrockene oder zornige Ausrufe aus vielen Kehlen. Gleichzeitig sah ich Dutzende von Fackeln, die ihre Träger eben erst entzündet haben konnten. Aus Richtung des Dorfes und des Lagers strömten hunderte Soldaten heran, Naraanier, Kragier, Tepile und Skonen.
    „ Lauft! Auf die Pferde!“, brüllte ich und schwang mich auf den Rücken eines Pferdes, doch es war zu spät. Unsere Gegner hatten nicht vor, uns wieder gefangen zu nehmen, sondern griffen sofort an, egal ob der Soldat nun bewaffnet war, oder nicht. Sie kamen von drei Seiten, jeder Widerstand war absolut sinnlos geworden, und sie machten keine Anstalten, uns die Gelegenheit zu geben, uns zu ergeben. Unter dem Ansturm wurde unsere Gruppe in das Gatter hineingetrieben, wo die Pferde durch den Lärm und das Licht erschreckt, anfingen, sich wie toll zu gebärden.
    „ Auf die Pferde, reitet sie nieder!“, brüllte ich nochmals vom

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