Alvion - Vorzeichen (German Edition)
Methoden und ich meine und nach meinen bisherigen Erfahrungen unterscheiden sie sich voneinander.“
Man konnte förmlich sehen, wie die Erleichterung auf ihre Gesichter glitt und sie wieder zu atmen wagten. Dennoch bemühte ich mich weiterhin um ein ernstes Gesicht und einen tadelnden Tonfall.
„ Solange ihr meine Befehle ordnungsgemäß ausführt, dürft ihr, sofern ihr gerade nichts zu tun habt, euch die Zeit vertreiben, wie ihr wollt! Ich habe nicht vergessen, dass ich selbst oft genug gewürfelt habe, aber wir stellten uns damals etwas geschickter an, wenn es etwas zu verbergen galt. Ruft jetzt alle zusammen! In fünf Minuten möchte ich draußen zu meiner Abteilung sprechen!“
Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ ich den Raum wieder und trat nach draußen vor das Gebäude. Die Abenddämmerung war bereits angebrochen und in diesem schon etwas getrübten Licht wartete ich mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, während nach und nach die Soldaten aus dem Gebäude kamen. Die Götter waren mir wohl gesonnen, sonst hätten sie mir nicht gerade die Abteilung des Damas übergeben. Gerade diese Männer, die sich jetzt vor mir versammelten, dürften mehr als genug unter ihrem alten Befehlshaber gelitten haben, was es mir wesentlich erleichtern würde, von ihnen als neuer Befehlshaber akzeptiert zu werden. Außerdem waren mir zufriedene Soldaten lieber, die einen gewissen Freiraum genossen und dafür in besserer Stimmung waren, auch weil ich genug Erfahrung hatte, um zu wissen, dass sie dann eine höhere Moral und eine höhere Leistungsbereitschaft an den Tag legten, als unter einem kleinlichen, strengen Befehl. Mittlerweile hatten sich alle Soldaten eingefunden und in Fünferreihen vor mir aufgestellt und der Älteste unter ihnen, der ganz links stand, rief mir zu:
„ Vierte Abteilung vollzählig, Sire!“
Ich nickte ihm zu, zum Zeichen, dass ich verstanden hatte und versuchte, meine Worte sorgsam zu wählen, während ich unverhohlen neugierig gemustert wurde.
„ Seid mir gegrüßt, Soldaten der vierten Abteilung! Mein Name ist Alvion Trey und ab sofort bin ich euer neuer Befehlshaber. Es ist für euch bestimmt ungewöhnlich, kurz vor dem Abmarsch ins Feld einen neuen Offizier zu erhalten, so wie es für mich ungewöhnlich ist, sofort mit einer neuen Abteilung ins Feld zu ziehen, doch es ist nicht zu ändern! Keiner von uns hat Meridias Armeen gebeten, in Solien einzufallen, doch unsere Pflicht ist es nun, dieses Land, unsere Heimat, zu verteidigen. Ihr seid außerdem keine Abteilung von jungen Rekruten, habe ich mir sagen lassen, also solltet ihr in der Lage sein, auch meinem Befehl zu folgen. Seid gehorsam und verrichtet euren Dienst ordentlich, dann werden wir gut miteinander auskommen, falls nicht, werdet ihr mich von meiner unangenehmen Seite kennenlernen! Wir beginnen morgen mit den Vorbereitungen für den Abmarsch ins Feld und dabei werde ich versuchen, euch alle etwas kennenzulernen. Das wäre alles!“
Doch niemand rührte sich und einige Augenblicke lang herrschte ratloses Schweigen unter den Soldaten. Dann meldete sich wiederum der Älteste von ihnen zu Wort.
„ Verzeiht, Sire, aber ihr habt keine Befehle für heute Abend ausgegeben.“
„ Dienstschluss!“, antwortete ich ihm einfach und vergrößerte damit nur die entstandene Ratlosigkeit und konnte mir ein Schmunzeln nun nicht mehr verkneifen, setzte aber sogleich wieder eine ernste Miene auf.
„ In wenigen Tagen werdet ihr in den Krieg ziehen, die meisten von euch wohl ohne große Kampferfahrung, sieht man einmal von Wirtshausschlägereien ab. Macht euch bewusst, dass einige von euch in wenigen Wochen bereits tot oder schwer verwundet sein könnten, alle anderen aber am Beginn eines langen Krieges stehen werden. Die letzten Abende, die uns allen noch bleiben, werde ich nicht mit sinnlosen Aufgaben füllen! Vor uns allen stehen Wochen, Monate oder sogar Jahre der Entbehrung, des Hungers und sonstigen Mühsalen, oder sogar der Tod! Es steht euch frei zu tun, was ihr wollt, solange ihr ab dem Morgen euren Pflichten nachkommen könnt, ob mit oder ohne schweren Schädel ist mir egal! Wegtreten!“
Weiterhin herrschte ungläubiges Schweigen, doch einige Gesichter lächelten bereits zufrieden, dann verließen die ersten den Hof und gingen ins Gebäude zurück. Ich wartete, bis alle Soldaten gegangen waren, dann schritt ich langsam in Richtung des Haupttores davon, während ich die letzten Münzen, die ich noch besaß, zählte. Da erklang
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