Alvion - Vorzeichen (German Edition)
einst der Armee beigetreten war und beschloss dort irgendwann, dass es Zeit wäre, etwas Neues zu sehen. Und so bin ich im letzten Jahr hier in Bilonia gelandet!“, erklärte er mir fröhlich grinsend.
„ Ein weiser Entschluss, Abax! Es wäre schade um dich gewesen, wärst du in der Schlangengrube von Vylaan versunken!“
Darauf stieß ich erneut mit ihm an.
„ Und du bist heute wieder in den Schoß der Armee zurückgekehrt?“, fragte Abax nun lachend.
„ Ja!“, antwortete ich und seufzte übertrieben laut. „Ich habe den Winter hier verbracht und wollte eigentlich schon aufbrechen, doch diese unglückselige Wendung der Dinge hat mich gezwungen, zu bleiben. Lange brauchte ich nicht zu überlegen, als ich Venrons Aufruf hörte. Ich ziehe eindeutig lieber durch Länder, die von Vylaan beherrscht werden und nicht von Tar Naraan Untertan sind!“
„ Dann wollen wir hoffen, dass du uns bald wieder verlässt, um durch Länder zu ziehen, die immer noch Vylaan beherrscht! Aber nun erzähl, du musst viel erlebt haben, in diesen letzten Jahren!“
„ Oh, das habe ich, Abax, das habe ich!“, sagte ich nur lächelnd.
In den folgenden Stunden musste ich ihm eine Geschichte nach der anderen erzählen und ihm genaue Beschreibungen der vielen Städte und Länder geben, die ich während der vergangenen Jahre bereist hatte, denn ich hatte ungleich mehr gesehen und erlebt als er. Abax’ Leben war innerhalb der Armee ruhig verlaufen und bei den wenigen Kampfübungen oder kleineren Zügen gegen Räuberbanden hatte er nicht viel von Solien gesehen, außer den Städten in denen er bereits gedient hatte. Weder in Argion noch in Zal war er jemals gewesen, ganz zu schweigen vom hohen Norden oder Meridia.
Im Laufe der Stunden war die Taverne zunächst immer voller, dann wieder leerer geworden. Wie zu erwarten, waren die meisten Gäste Soldaten gewesen, die nochmals trinken und lachen wollten, ehe sie in den Krieg zogen. Nun saßen außer Abax und mir nur noch etwa zehn Gäste verstreut im Raum. Die dadurch entstehende Ruhe nutzte Abax, um ein ernsteres Thema anzusprechen, als vergangene Abenteuer.
„ Du wirst noch reichlich Ärger mit Damas haben, Alvion!“, sagte er mit düsterer Stimme.
„ Mach dir keine Gedanken, Abax! Ich habe schon viele Männer wie Damas getroffen, Feiglinge, die nichts wert sind und keine Ehre besitzen. Er wird immer wieder sticheln, doch nie den Mut haben, mich herauszufordern!“
„ Täusche dich nicht, Alvion! Damas ist kein Dummkopf und er wird alles daran setzen, dir das Leben schwer zu machen! Natürlich besitzt er nicht den Mut, dir offen die Stirn zu bieten, doch er ist hinterhältig, boshaft und zu allem fähig! Sei auf der Hut!“
Nachdenklich nickte ich, nachdem Abax geendet hatte. Allerdings wollte ich noch Genaueres wissen, um mich auf diesen möglichen Gegner einstellen zu können.
„ Es scheint, du hattest selbst schon den ein oder anderen Konflikt mit Damas, Abax! Wieso? Erzähl mir davon! Was unterscheidet Damas von den alten Offizieren, die wir in Perlia ob ihres Starrsinns verflucht haben und trotzdem nie darauf kamen, sie bösartig zu nennen?“
„ Nun, man sieht, dass es Damas Freude bereitet seine, Männer zu demütigen oder andere Offiziere herabzusetzen. Ich schwöre dir, in dem Moment, als seine Männer hörten, dass du an seine Stelle trittst, hatten sie dich ins Herz geschlossen, ohne dich überhaupt zu kennen! Damas ist dies bewusst, also hüte dich!“, flüsterte mir Abax eindringlich zu.
„ Ich will hoffen, dass du kein Unheil heraufbeschwörst, Abax! Ich danke dir für deine Warnung und werde sie beherzigen!“
K apitel 6
Die nächsten Tage bestanden aus gewissenhaften Prüfungen der Ausrüstung und sonstigen Vorbereitungen, damit die Soldaten Bilonias geordnet und bestens gerüstet ins Feld ziehen konnten. Während der anfallenden Arbeiten, die ich als Befehlshaber natürlich zu überwachen hatte, ergaben sich zahlreiche Gelegenheiten, kurze Gespräche mit den Soldaten zu führen oder ihr Verhalten untereinander zu beobachten. Es bestätigte sich, dass ich recht gehabt hatte, keiner von ihnen war jemals in einen größeren Kampf als eine Prügelei verwickelt gewesen, aber wenigstens waren sie alle gut ausgebildet und befanden sich in bester körperlicher Verfassung, anders als die Neuankömmlinge. Hunderte, vielleicht sogar tausende aus Bilonia und dem Umland waren Venrons Aufruf gefolgt und hatten sich gemeldet. Da weder Unterkünfte, noch Ausrüstung
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