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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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antrat, war gewaltig gewesen und er hatte sie mehr als meisterlich gelöst. Melior konnte Solien wieder vereinigen und damit beginnen, die Städte und Dörfer wieder aufzubauen, die Felder wieder bestellen zu lassen, die Straßen wieder herzustellen, den Handel wieder in Gang bringen und dafür sorgen, dass nach hundert Jahren Krieg, Elend und Tod wieder Frieden, Ordnung und Wohlstand einkehrten. Es war ohnehin ein Wunder, dass er dies vollbracht hatte! Wie hätte er noch mehr tun können? Nein, es gab keine Versäumnisse, der König hatte richtig gehandelt! Immerhin standen in jeder großen Stadt der solischen Länder größere Garnisonen des stehenden Heeres und eine starke Flotte war auch vorhanden. Mehr war in den letzten fünfundzwanzig Jahren nicht zu erwarten gewesen, außer man hätte nach dem Ende des Krieges wieder damit begonnen, Solien in eine waffenstarrende Festung zu verwandeln. Doch damals dachte niemand daran, dass in näherer Zukunft eine Kreatur wie Molaar, unter Aufbietung gewaltigster Kräfte, in Solien einfallen würde. Schließlich war es seit der Herrschaft des großen Gediom, weder Septrion noch Meridia gelungen, den jeweils anderen Kontinent zu unterwerfen. Das kragische Dominat war vor Jahrhunderten daran gescheitert, obwohl die solischen Feldherrn damals nichts unversucht ließen, ihre Unfähigkeit zu beweisen. Und der letzte Versuch Septrions war in den lange zurückliegenden Wechselkriegen noch erbärmlicher gescheitert! Solch gewaltige Kriegsunternehmen hatten beiden Parteien, dem Angreifer gleichermaßen wie dem Angegriffenen, lange Zeiten des Elends und immense Verluste beschert. Selbst Gedioms Reich war nach seinem Tod sofort wieder zerfallen! Es war daher für kaum jemanden in Solien vorstellbar, dass diesmal dauerhaft gelingen sollte, was zuvor in der bekannten Geschichte immer nur kurzzeitig gelungen war.
    Dennoch nagten Sorgen an mir, denn heute war es anders. Genau hier lag auch der Schlüssel, denn wenn der Orden von Fran tatsächlich aufseiten Meridias in den Krieg eingriff, brauchte Solien den Orden vom Seelenwald. Die Frage blieb, ob uns die Magier unterstützen würden und ob sie ihren Widersachern aus Meridia gewachsen waren. Molaar war ein mächtiger Magier, vermutlich der mächtigste, den Velia je gesehen hat und seine Armeen würden, unterstützt vom Orden von Fran, nicht aufzuhalten sein. Es blieb abzuwarten, ob der Orden vom Seelenwald sich nun in den Dienst Soliens stellen würde. Vermutlich, ja hoffentlich würde er es tun, doch kein Magier des Ordens war wohl auf so etwas vorbereitet oder willens, seine Magie in den Dienst des Krieges zu stellen. Dies würde nur geschehen, wenn die Umstände sie dazu zwängen.
    Ich riss mich schließlich aus meinen Gedanken, da ich damit nichts erreichen konnte und mich immer nur im Kreis bewegte. Plötzlich wurde mir bewusst, wie laut der Lärm aus der Ebene zu mir auf die Anhöhe drang. Wenn sich eine Streitmacht sammelte, war das eben in den seltensten Fällen eine leise Angelegenheit, doch hier und heute schienen sich tausende Geräusche zu einem einzigen, Unheil verkündenden Rumoren zusammenzubrauen. Mein Blick schweifte nach links und nach rechts, wo in größeren Abständen Soldaten, ebenso wie ich in die Ebene blickten und sich wohl ähnliche Fragen stellten, wie ich. Es war schon unser Glück gewesen, dass die meridianischen Kriegsvorbereitungen überhaupt entdeckt worden waren, sonst würde ich jetzt vermutlich von Bilonias Mauern auf ein Belagerungsheer herabblicken. Sie waren wie erwartet an der einzig möglichen Stelle gelandet, an dem langen Stück zugänglicher Küste, zwischen den gewaltigen Felsklippen, die nördlich von Bilonia begannen und den Ausläufern der solischen Berge. Nur dort war ein Unternehmen von diesem Ausmaß überhaupt möglich. Eine Landung weiter westlich hatte sich für Molaars Truppen von selbst verboten, denn Bilonias Flotte kontrollierte immer noch das lynische Meer, für den Sapor war die Flotte Kelmars zuständig. Jenseits von Bilonia zu landen hätte außerdem bedeutet, quasi in den unwirtlichen Gegenden der Wüste des Südens zu landen und die Armeen der dort herrschenden, mörderischen Hitze auszusetzen. Der Landepunkt war richtig vorhergesagt worden, aber trotzdem hatte man die Landung selbst nicht verhindern können, denn die Flotte Meridias war wesentlich größer als die Solische und Molaar hatte diese mit Sicherheit geballt im Sapor eingesetzt. Dagegen hatte nichts getan werden

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