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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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unbefestigtem Boden, als auf gepflasterten Straßen. Wenn es stimmte, was Alvion in seinem Brief vermutet hatte, war es möglich, dass aus dem Osten bereits feindliche Armeen vorstießen und Tian musste unbedingt die Isaria erreichen, bevor der Feind ihm den Weg nach Hause abschneiden konnte.

K apitel 8
    Langsam aber sicher verschwand die Sonne hinter der Hügelkette am Horizont und tauchte die Wolkenstreifen am Himmel in schimmerndes Abendrot. In etwa zwei Stunden würde die Nacht hereinbrechen und vermutlich zum letzten Mal über einem ruhigen und friedlichen Land liegen. Seit dem Nachmittag hatte ich nun beobachtet, wie sich uns gegenüber die Vorhut der Armee Meridias gesammelt, und nach und nach weitere Truppen gekommen waren. Niemand wusste genau, wie viele Kämpfer Meridia aufbieten würde oder wie groß die Flotten waren, die die Armeen über den Sapor transportierten und Soliens Küsten bedrohten, doch sobald ein Gespräch im Lager auf dieses Thema kam, fielen unweigerlich Begriffe wie ’riesig’ oder ’unzählbar’. Zusätzlich zu der Tatsache, dass die solische Flotte nichts mehr gegen die Anlandung der Feinde tun konnte, machten bereits Gerüchte die Runde, dass es eine gewaltige Seeschlacht mit einer verheerenden Niederlage für Solien gegeben haben soll. Wo diese Gerüchte ihren Ursprung hatten, war nicht herauszufinden, denn sie hatten sich wie immer so schnell verbreitet, dass jeder Befragte einen anderen vermeintlichen Urheber zu nennen wusste. Wir würden erst in den nächsten Tagen erfahren, ob es sich um puren Unsinn oder um die bittere Wahrheit handelte. Sollte es sich bewahrheiten, so wäre für uns nur der Rückzug in Frage gekommen, denn ohne eine Flotte, die in der Lage war, weitere Invasionen zu verhindern, würden innerhalb von Tagen weitere Heere aus Meridia in unserem Rücken auftauchen und was dann folgen würde, hätte mit einer Schlacht nichts mehr zu tun, viel eher mit einem Gemetzel, und unsere Chancen standen ohnehin schlecht!
    Doch darüber konnten wir uns immer noch Sorgen machen, wenn es wirklich zur Gewissheit werden sollte. Vorerst war es unsere Aufgabe, den Vormarsch der Meridianer so lange aufzuhalten, bis Solien größere Armeen aufgestellt, ausgerüstet und formiert hatte. Dies aber würde Zeit in Anspruch nehmen, denn selbst bei größter Hast und entsprechend geringer Sorgfalt während der Ausbildung würde noch viel Zeit vergehen, ehe wir auf Verstärkung aus Bilonia hoffen konnten. Die Garnisonen aus Ulyssa oder Perlia würden wohl noch länger brauchen, denn Solien war groß, im Moment viel zu groß für meinen Geschmack. Dennoch hätte ich keine allzu großen Bedenken gehabt, denn die Engstelle, die wir halten mussten, war so beschaffen, dass sich eine gewaltige Übermacht jahrelang daran den Schädel einrennen konnte, ohne etwas zu erreichen. Wäre da nicht die Möglichkeit gewesen, dass unser Feind mit magischer Hilfe kämpfte, hätte ich mir nur wenig Sorgen gemacht. In einem Krieg ohne Magier wäre die Senke schon wegen des Geländevorteils problemlos gegen eine zigfache Übermacht zu halten gewesen. Es gab viele Geschichten über Magier und ihre Kräfte und so manche davon glaubte ich nicht, doch es blieben immer noch genügend, an denen ich nicht zweifelte, weil ich schon zu viele Dinge mit eigenen Augen gesehen hatte und diese reichten aus. Wenn unsere Feinde wirklich die Unterstützung des Ordens von Fran hatten, konnten wir ebenso sofort die Waffen strecken, denn dann würden wir untergehen!
    Ich war zwar nicht besonders bewandert darin, ein Land oder ein Reich zu führen, aber selbst mir fiel es nicht schwer einzusehen, dass König Melior richtig und klug regiert und ihm keine Versäumnisse vorzuwerfen waren. Man musste bedenken, dass Molaar seit vielen Jahren eine Zwangsherrschaft über ganz Meridia ausüben konnte, und das Land mit eiserner Hand regierte. Er hatte viel Zeit gehabt, diesen Krieg zu planen, seine Armeen auszurüsten, seine Flotten zu bauen, seine Nachschubwege anzulegen und auszubauen, das letzte aus den unterdrückten Skonen, Menschen, Tepilstämmen, Kragiern und Sklaven herauszupressen, seine Magie zu verbessern, genauso wie die Magie seiner ihm ergebenen Helfer aus dem Orden von Fran. Solien dagegen hatte sich in Bürgerkriegen zerfleischt, blutigste und sinnlose Schlachten geschlagen, das Land veröden lassen und Hunger und Seuchen ertragen müssen. Die Aufgabe, die vor Melior lag, als er noch vor meiner Geburt seine Herrschaft

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