Alvion - Vorzeichen (German Edition)
Reitern einen sicheren und völlig sinnlosen Tod garantiert!“
„ Ich reite mir dir, Alvion!“, erklang Abax’ Stimme von der anderen Seite des Tisches. „Nichts fiele mir schwerer als meine tapferen Männer im Stich zu lassen, aber ich werde mich nicht zum Helfer ihrer Henker machen!“
„ Was ihr tut oder nicht tut, habt ihr nicht zu entscheiden! Ich lasse euch in Ketten legen und vor ein Kriegsgericht stellen, für eure Unverschämtheiten! Widerliche Feiglinge, was ihr hier betreibt, ist Verrat!“, brüllte nun wieder Damas unbeherrscht. Venron schwieg zu dem aus dem Ruder geratenen Streit, obwohl er als Befehlshaber längst hätte eingreifen müssen. Doch ihm fehlte einfach das Rückgrat. Ich war kurz davor mich auf Damas zu stürzen und Abax sah man an, dass es ihm genauso ging.
„ Wenn du mich noch einmal einen Feigling nennst, Damas oder des Verrats bezichtigst, wird es das Letzte sein, was du je gesagt hast!“, brüllte ich mit zornesrotem Gesicht.
„ Du betreibst hier offene Meuterei gegen deinen Befehlshaber, du Schande für diese Uniform und bedrohst mich auch noch!“, schrie er zurück.
„ Wer hier meutert, bist du, du elender, kleiner Bückling! Der Befehlshaber hat mir zugestimmt, nicht dir!“, schleuderte ich ihm völlig außer mir entgegen. So zornig war ich selten zuvor gewesen, außerdem war ich völlig fassungslos, dass Venron immer noch nicht einschritt.
„ Du bist ein schändlicher Verräter und hiermit deines Kommandos enthoben, Alvion Trey! Und du genauso, Abax Ulfas!“, brüllte Damas mir und Abax entgegen und wandte sich dann mit hochtrabender Stimme an die anderen Offiziere. „Werte Offiziere, ihr alle seid Zeugen des Verrats und der Meuterei dieser beiden Offiziere, gegen die ich Anklage erheben werde! Nehmt sie fest!“
Ich trat einen Schritt zurück und drohte den Übrigen unverhohlen, indem ich mein Schwert etwas anhob.
„ Wenn sich auch nur einer von euch zum Helfer dieses haarsträubenden Unsinns macht, dann gehe ich mit ihm um, als hätte er selbst mich einen feigen Verräter genannt!“
Abax wollte sich im gleichen Moment auf Damas stürzen und musste von mehreren anderen zurückgehalten werden. Endlich griff Venron ein und beendete den Streit, der sich ansonsten jeden Moment zu einer blutigen Auseinandersetzung entfaltet hätte.
„ Niemand wird hier seines Kommandos enthoben oder angeklagt! Mäßigt euch, alle Drei!“
„ Aber Venron“, lamentierte Damas, „Ihr könnt doch unmöglich die Pläne zweier gewöhnlicher Offiziere Eurem eigenen vorziehen und über deren Verhalten mir gegenüber hinwegsehen! Wofür gibt es denn eine Rangordnung in der Armee?“
„ Ihr solltet schweigen, Damas, denn diese beiden haben Recht!“, erklang eine Stimme vom Eingang her. Niemand hatte bisher die Frau bemerkt, die anscheinend schon eine Weile zugehört hatte. Sie trug eine schwarze Kutte und hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Auf Höhe der Brust war das Wappen des Ordens vom Seelenwald aufgenäht. Ehe jemand seiner Überraschung Herr werden und etwas erwidern konnte, war die Magierin neben Venron getreten und sagte laut:
„ Venron, wenn Ihr diesem sturen Narren, der Euer Stellvertreter ist, nachgebt, kämpft Ihr Morgen ohne den Schutz der Magier, denn dann werde ich auf der Stelle kehrt machen und euch dem Verderben überlassen, das Ihr scheinbar begierig anstrebt! Eure Befürchtungen, dass die Armeen Meridias von Magiern unterstützt werden, sind wahr, denn nur deren Wirken sorgte dafür, dass ich auf die Dinge aufmerksam wurde, die sich hier anbahnen. Ich verstoße gegen ein uraltes Gesetz, wenn ich meine Fähigkeiten zu eurem Schutz einsetze und das tue ich nur, wenn ihr vernünftig handelt und nicht derartigen Unsinn plant!“
Betroffenes Schweigen breitete sich aus, nur Venron wirkte sichtlich erleichtert. Ennos sei Dank, sie war zur rechten Zeit gekommen. Nicht einmal Damas wagte, noch etwas zu sagen.
Die Magierin wartete einen Augenblick und zog sich dann die Kapuze vom Kopf. Sie war jung, bestimmt zwei oder drei Jahre jünger als ich, also Anfang zwanzig. Sie hatte ein ebenmäßiges, unglaublich hübsches Gesicht, schneeweiße Haut, klare blaue Augen und langes, kastanienbraunes Haar, sodass mir sofort die Knie weich wurden. Ihr Blick zeugte von Wissen und Reife, die so gar nicht zu ihrer Jugend passten, und obwohl ihr Gesicht unbewegt war, strahlte sie eine tiefe Güte aus. Ihr Anblick rief irgendetwas in mir wach, eine flüchtige Erinnerung
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