Alvion - Vorzeichen (German Edition)
Abax! Und sorge morgen dafür, dass du dazu noch die Gelegenheit bekommst. Meine besten Wünsche begleiten dich!“
Er lächelte und verabschiedete sich mit einem festen Händedruck von mir. Ich blickte ihm hinterher und fragte mich, ob ich ihn wohl wieder sehen würde, dann wandte ich meinen Blick wieder auf die Karte und bemerkte nicht, dass jemand neben mich getreten war.
„ Du hast dir einen erbitterten Feind geschaffen, Alvion Trey!“, erklang die Stimme der jungen Frau und riss mich aus meinen Gedanken. Ein flaues Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus, als ich aufblickte und sie direkt vor mir stand. Sie sah einfach atemberaubend aus, und es kostete mich ein Höchstmaß an Selbstbeherrschung, ruhig zu sprechen.
„ Davon hatte ich schon einige in meinem Leben! Ich kann auf derlei Dinge keine Rücksicht neben, werte Salina, denn ich befehlige eine Abteilung von zweihundertfünfzig Mann und gedenke nicht, das Leben auch nur eines Einzigen einem sinnlosen Kampf zu opfern!“, antwortete ich ihr so kühl wie es mir in diesem Augenblick möglich war, denn meinem Empfinden nach mussten meine Wangen glühen.
„ Vertraust du denn nun darauf, dass ihr morgen siegreich seid, wenn es zum Kampf kommt?“, fragte sie mich und schien mich mit den Blicken ihrer blauen Augen zu durchdringen. Trotzdem sie mich zugegebenermaßen mehr als faszinierte, ließ ich mich jetzt nicht mehr davon ablenken.
„ Nein! Ich vertraue darauf, dass wir eine Chance haben und zumindest habe ich noch Hoffnung, jetzt wo Ihr hier seid! Und ich schwöre bei den Göttern, dass ich versucht hätte, eine Rebellion anzuzetteln, wenn diese alten Narren auf ihrem Unsinn beharrt hätten!“, knirschte ich wütend. Einen Augenblick lang herrschte Schweigen und sie lächelte nur zur Antwort, während ich erneut rätselte, was es war, das sie in mir wachrief.
„ Ich bin wirklich froh, dass Ihr hier seid, Salina!“, wich ich schließlich meinen eigenen Gedanken aus und hatte Mühe, meine Stimme fest klingen zu lassen.
Sie verstummte und blickte mich neugierig an. Dann nahm sie meine Hand in ihre beiden, drückte sie fest und mir sprang das Herz fast aus der Brust.
Einen Augenblick, der mir wie eine Unendlichkeit vorkam, blickten wir einander in die Augen und ich betrachtete erneut ihr unendlich schönes Gesicht. Ein Gefühl der Vertrautheit beschlich mich, eine Vertrautheit, die ich lange nicht mehr gespürt hatte. Irgendetwas in mir sehnte sich in diesem Moment danach, sie in meine Arme zu schließen, doch jener Moment ging vorbei, ohne dass ich es wagte. Ich konnte nicht verstehen, was mit mir los war. Derart aufgewühlt war ich Ewigkeiten nicht mehr gewesen und zu allem Überfluss glaubte ich förmlich zu spüren, wie ich bis unter die Haarspitzen errötete.
Im nächsten Moment überfiel sie mich so plötzlich mit einer Frage, dass ich um ein Haar geantwortet hätte.
„ Was ist dein Geheimnis, Alvion?“
Beinahe hätte ich einfach zu sprechen begonnen und mich verraten, ehe ich mich gerade noch besann und halb stammelte:
„ Ich weiß nicht, was Ihr meint, Salina!“
„ Ich denke, das tust du doch, Alvion!“, erwiderte sie und ihr durchdringender Blick schien die tiefsten Abgründe meiner Seele zu erreichen. „Ich habe dich in Bilonia schon einmal gesehen und sofort inmitten einer Menschenmenge erkannt, dass dich etwas Geheimnisvolles umgibt.“
Mit der Heftigkeit eines einschlagenden Blitzes hatte ich mit einem Mal das Bild vor Augen und ich wusste, woher ich sie kannte. Jener Tag in Bilonia, einige Tage, bevor ich wieder bei der Armee landete, als es mir trotz der Hitze eiskalt den Rücken hinab gelaufen war. Ein kurzer Blick, der nicht gereicht hatte ihr Gesicht zu erkennen, aber jene Augen, die mich auch jetzt wieder anblickten. Jetzt erst bemerkte ich, dass sie zwischenzeitlich erneut meine Hand ergriffen hatte und mich durchdringend ansah.
„ Irgendetwas, das ich nicht ergründen kann, geht von dir aus, Alvion, und ich glaube du weißt, was es ist!“
Der Drang, mich ihr anzuvertrauen wurde nahezu übermächtig, doch ich kämpfte ihn nieder, schwieg und zwang mir ein Lächeln auf die Lippen. Da endlich ließ sie es gut sein, lächelte mir nochmals zu und ließ meine Hand los. Sie drehte sich um und ging in die Nacht hinaus. Ich blickte ihr hinterher und sinnierte über unser Gespräch nach, und irgendetwas sagte mir in diesem Moment bereits, dass ich verloren war. Seltsamerweise musste ich bei dem Gedanken kurz lächeln,
Weitere Kostenlose Bücher