Alvion - Vorzeichen (German Edition)
erreichen, doch wieder blieb ihr Ruf unbeantwortet, nachdem sie den Zauber gesprochen hatte. Ein schauerlicher Fluch entfuhr ihren Lippen, dass sie ihn ausgerechnet jetzt nicht erreichen konnte, wo vielleicht die Zukunft Septrions davon abhing. Der Orden musste gewarnt werden, doch sie wagte es nicht, sich mithilfe ihrer Kräfte zum Seelenwald zu begeben und die Soldaten Bilonias alleine zurückzulassen. Denn womöglich konnte sie hier doch noch etwas bewirken, so lange Meridias Armeen und die Magier des abtrünnigen Ordens noch nicht im Inneren Soliens standen. Denn ein solches Vordringen mithilfe von Magie würde ihr nicht entgehen, und sie war sicher, dass man auf der anderen Seite nicht wusste, ob nicht mehrere Ordensmitglieder genau auf so einen Versuch lauerten. Natürlich war dem nicht so, wie Salina wusste und sie fluchte nochmals, weil sie sich ohne die Quelle der Seelen auch nicht mit einem ihrer Ordensgeschwister in Verbindung setzen konnte, doch irgendwann musste auch einem der anderen zu Ohren kommen, was derzeit hier in Ostsolien vor sich ging. Schließlich war es auch bei ihr reiner Zufall gewesen, dass sie sich zur richtigen Zeit in diesem Teil Soliens aufgehalten und das Wirken eines anderen Magiers gespürt hatte. Sofort hatte sie den Entschluss gefasst, den Dingen auf den Grund zu gehen, danach war es nicht mehr schwer gewesen zu entdecken, welch knisternde, unheilvolle Spannung über diesem sonst so verschlafenen Teil des Landes lag. Kurz darauf war sie auf die Garnison Bilonias gestoßen, die ihr Möglichstes versuchen wollten, die meridianische Invasion aufzuhalten und gerade noch hatte sie verhindern können, dass in der hitzigen Diskussion der Offiziere Blut floss. Den Streit zwischen Damas auf der einen und Alvion und Abax auf der anderen Seite hatte sie in vollem Umfang gehört, ehe sie sich zum Eingreifen entschlossen hatte, kurz bevor die Situation wohl tatsächlich völlig außer Kontrolle geraten wäre. Sie überlegte, wie die Meridianer wohl reagieren würden, hätten sie am nächsten Morgen bei ihrem Angriff festgestellt, dass sich das solische Offizierskorps selbst ausgelöscht hatte. Kein erheiternder Gedanke!
Ihr Erstaunen war kaum zu beschreiben gewesen, als sie jenen Mann, dessen Erscheinung sie in Bilonia so verunsichert hatte, in der Uniform eines Offiziers wieder sah, als er kurz davor war, sich auf Damas zu stürzen. Einen kurzen Moment lang glaubte sie erneut zu spüren, was sie in Bilonia so plötzlich überfallen hatte, wenn auch bei weitem nicht so intensiv wie dort. Mittlerweile hatte sie auch Gewissheit, dass etwas sehr Geheimnisvolles an ihm war, dem sie gerne weiter auf den Grund gegangen wäre. Noch gestand sie sich nicht ein, dass er ein starkes Interesse in ihr weckte, denn noch es gab drängendere Angelegenheiten zu erledigen.
Sie fluchte erneut, weil es ihr einfach nicht gelingen wollte, mit Zelio zu sprechen, gerade jetzt, wo sie seinen Rat und seinen Beistand mehr denn je gebraucht hätte. Doch der Hüter des Ordens vom Seelenwald antwortete nicht auf ihre Rufe und so blieb sie mit ihrer Entscheidung ebenso auf sich alleine gestellt, wie mit ihrem Kampf gegen die Magier des Ordens von Fran.
Nach viel zu kurzer Nacht erwachte ich davon, dass mich jemand am Arm rüttelte. Es war ein Soldat der letzten Nachtwache.
„ Wacht auf, Sire, es dämmert bereits!“
„ Danke!“, brummte ich schlaftrunken und richtete mich auf. Es war tatsächlich bereits hell, also erhob ich mich von meinem Lager und begann meine Kleidung anzulegen. Dann nahm ich meine Feldflasche und wusch mir mit einigen Ladungen Wasser den Schlaf aus den Augen.
Wenige Minuten später warf ich einen kurzen Blick über das Lager: Überall krochen bereits die Soldaten aus ihren Viermannzelten. Das Lager erwachte zum Leben! Ich rief einen meiner Männer herbei, der bereits angekleidet war.
„ Alle haben eine Stunde, um sich zu verpflegen und Stellung zu beziehen! Ich hasse Überraschungen und möchte möglichst schnell unseren Platz auf dem Hügel besetzt wissen! Lasst genügend Wasser und Verpflegung dorthin schaffen! Das wäre alles!“
„ Ja, Sire!“, sagte er und machte sich daran, die Befehle zu verbreiten.
Die Frage, die sich mir in diesem Moment geradezu aufdrängte, war, warum wir dazu überhaupt noch Gelegenheit hatten. Warum waren die Meridianer nicht in der Nacht gekommen? Ich hatte noch nie einen Skonen gesehen, aber ich wusste, dass diese wölfischen Kreaturen blitzschnell und
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