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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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Bestürzung gezeichnet, einige weinten sogar offen. Salina betonte ihr tiefes Bedauern darüber, dass sie die Entscheidung, das Gelübde zu verletzen, getroffen hatte, ohne sich mit dem Orden besprochen zu haben. Dennoch fügte sie zum Abschluss noch hinzu:
    „ Ich möchte klarstellen, dass ich lediglich bedauere, jene Entscheidung alleine zu fällen, doch ich zweifle nicht an ihrer Richtigkeit! Ich werde mich nicht verteidigen, wenn ich dafür aus dem Orden ausgestoßen werde, doch ich frage jeden Einzelnen von euch: Hättet ihr an meiner Stelle nicht auch versucht, den ahnungslosen Soldaten Soliens beizustehen? Die Magier des Ordens von Fran führen genau in diesem Moment, wo ich zu euch spreche, unzählige Soldaten weiter nach Solien hinein und sie werden zigtausendfachen Tod und größtes Leid über Septrion bringen! Ohne uns ist Septrion verloren! Überlegt, ob ihr euch dem entgegenstemmen wollt oder tatenlos dabei zusehen könnt!“
    Damit beendete sie ihre Ansprache, doch sie blickte weiterhin fast herausfordernd in die Runde, wo es jedoch totenstill blieb, bis Zelio das Wort ergriff.
    „ Nun ist es an euch zu beschließen, ob unser Orden sein ehernes Gesetz außer Kraft setzen sollte und jenen Weg beschreitet, den Salina bereits eingeschlagen hat!“
    „ Wir sollen unsere Magie zum Zwecke des Krieges einsetzen, ist es das, was Ihr sagen wollt, Zelio?“, fragte Lamia von Ivis schließlich.
    „ Zum Zwecke des Schutzes und der Verteidigung, Lamia!“, erwiderte Zelio sanft.
    „ Das ist nichts weiter als Spitzfindigkeit!“, empörte sie sich. „Es gibt gute Gründe, warum der Orden einst dieses Gesetz beschloss und diese sollten wir nicht so einfach beiseiteschieben!“
    „ Du hast Recht, Lamia, doch bedenke, dass es keinen Orden mehr geben wird, wenn wir untätig bleiben! Seit den Zeiten der Lynen kämpfte niemals mehr ein Magier auf dem Schlachtfeld, daher bestand nie die Notwendigkeit, dieses Gesetz infrage zu stellen. Aber denkt an die Menschen, an die Zal und die Argion, die schutzlos dem Verderben preisgegeben sind, wenn wir nichts unternehmen. Nicht nur werden Unzählige ihr Leben verlieren, sondern diejenigen, die überleben, werden einer grausamen Knechtschaft anheim fallen! Meiner Ansicht nach wiegt dies fast genauso schwer! Doch ich habe dies nicht zu entscheiden, dennoch habe ich einen Vorschlag: Jedem von uns soll es freigestellt sein, zu kämpfen oder es nicht zu tun. Bedenkt Salinas Worte, ehe ihr entscheidet, ob dies akzeptabel für euch ist, könnt ihr endlosem Morden zusehen, das nur durch Magierhand ermöglicht wird? Könnt ihr es mit euch vereinbaren, nichts dagegen zu tun, obwohl ihr die Macht dazu hättet? Fragt euch allerdings auch, ob ihr selbst töten könntet“, fügte er schlussendlich noch sehr leise an.
    Schweigen machte sich unter den Mitgliedern des Ordens breit, auch Lamia von Ivis erwiderte nichts mehr, lediglich das Zirpen von Grillen durchbrach die Stille. Schließlich kam es zur Abstimmung, wo sich der Orden überraschenderweise einmütig hinter Zelios’ Vorschlag stellte, der daraufhin noch ein paar abschließende Worte sprach.
    „ Ich bedauere es zutiefst, dass wir unser vielleicht wichtigstes Gesetz durch diesen Beschluss aufheben mussten, doch die Länder Septrions sind unsere Heimat und ohne uns sind seine Völker dem Untergang geweiht. Gerade weil nun schon seit längerer Zeit Frieden zwischen den Völkern herrschte und sich allmählich die Dinge in Septrion zum Besseren entwickelten, dürfen wir nicht starr an unseren Gesetzen festhalten, denn auf ewig würde Nisistrus jeden Einzelnen von uns in seine Verdammnis holen und er hätte Recht damit! Ich werde weiterhin unser kostbares Archiv bewachen und es vernichten, falls dies erforderlich werden sollte, denn niemals dürfen unsere Aufzeichnungen in die Hände Molaars fallen! Ich möchte, dass ihr selbst entscheidet, wie ihr euch aufteilt, falls ihr zu kämpfen gedenkt. Mögen jedem von euch die Götter beistehen!“
    Damit beendete Zelio die Versammlung. Er war froh, dass der Beschluss einstimmig gewesen war, denn eigentlich hatte er weit größeren Widerstand erwartet, schließlich ging es darum, gegen einen der festesten Grundsätze des Ordens zu verstoßen. Doch alle Magier hatten, wie er selbst, die gewaltigen Erschütterungen der magischen Sphären wahrgenommen, die einst bei Alyras Vernichtung zu spüren war und gewusst, dass etwas Schreckliches am Horizont der Zeit heraufzog. Seitdem schien jeder von

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