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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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ihren Niedergang ein, denn von den Verlusten der Feldzüge nach Solien erholte sich das kragische Dominat nicht mehr. Die endgültige Schwächung brachten schließlich die Wechselkriege und seitdem stand auch Kragien unter der Herrschaft Tar Naraans.
    Im Osten Meridias lag das einstmals nur spärlich besiedelte Plantagenland, südlich davon Naaranien und zwischen beiden, im Herzen des Targebirges lagen das Tal und die Festung Tar Naraan, von wo aus Molaar mit eiserner Hand über Meridia herrschte. Mit Gediom waren vor über tausend Jahren die heutigen Herren Naraaniens ins Land gekommen, zuvor hatte ein in Septrion kaum bekanntes Volk namens “Tar“ in Naraanien gelebt. Jene Tar wurden in den Jahren nach Gedioms Tod von den Menschen, die sich alsbald Naraanier nannten, versklavt und dazu gezwungen, die wilden Länder im Norden Naraaniens urbar zu machen. Diese einstmals öden Gebiete trugen seither den Namen Plantagenland, da die Tar dort bis in die heutige Zeit als Sklaven auf riesigen Plantagen ihr Dasein fristeten. Oftmals mussten dort Revolten blutig und unter größten Mühen niedergeschlagen werden, und Zelio rätselte, warum Molaar nicht mit der Tradition gebrochen und die Tar in seine Heere eingegliedert hatte. Denn wenn man den Überlieferungen Glauben schenken konnte und selbst einmal einen Tar gesehen hatte, wusste man, dass sie furchteinflößende Krieger waren. Sie waren hochgewachsene, kräftige und löwenähnliche Wesen, deren gesamter Körper hellbraunes, fast gelbliches Fell bedeckte. Dennoch gehörte es zu ihren Sitten, Kleidung zu tragen. Ihre starken Hände endeten in kurzen, ebenfalls fellbedeckten Fingern, an deren Ende jedoch scharfe Krallen saßen. Ihr Antlitz sollte nichts Menschliches oder Menschenähnliches bergen, denn bei ihnen bildeten anscheinend Mund und Nase einen gemeinsamen Teil, der aus ihrem Gesicht herausragte und mit sehr spitzen Zähnen bestückt war. Darüber saßen kleine, gänzlich schwarze Augen in ihrem mit Fell bedeckten Gesicht, welches meistens von wallend langem, dunkelbraunem Haar umrahmt wurde. Obwohl er einige Male in Meridia gewesen war, hatte Zelio jedoch nur ein einziges Mal einen leibhaftigen Tar zu Gesicht bekommen.
    Erstaunt registrierte er, wie sehr er in Gedanken versunken gewesen war, denn als er aufsah, hatten sich die Magier in einem Kreis versammelt, sodass er jene Gedanken schließlich abschüttelte und sich umblickte. In den letzten Jahren war der Orden auf eine Zahl von fünfzehn Magiern und acht Schülern geschrumpft. Eigentlich war dies nicht ungewöhnlich, denn es bedeutete nur einen Übergang zu einer jüngeren Generation, doch es kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Alle Anwesenden schwebten um ihn im Mittelpunkt des Kreises herum, doch ihre Reihen waren bereits licht, denn zwei Magier fehlten. Sein langjähriger Freund Tualis war schwer erkrankt und bereits nicht mehr in der Lage gewesen, die Reise anzutreten. Seine Weisheit, seine Kräfte und sein Rat würden in den aufziehenden stürmischen Zeiten kaum zu ersetzen sein. Omos von Tualis, sein ehemaliger Schüler, wie unschwer am Namen zu erkennen war, weilte bei seinem einstigen Lehrmeister.
     
    „Seid gegrüßt, Brüder und Schwestern!“, begann Zelio ruhig und würdevoll zu sprechen. „Niemals in der langen Geschichte unseres Ordens wurden unter einem Hüter des Ordens zwei außerordentliche Zusammenkünfte einberufen, doch angesichts der Ereignisse blieb mir keine andere Wahl, als euch schnellstens hierher zu rufen. Ihr alle wisst mittlerweile, warum dies geschehen musste! Die Abtrünnigen, die sich einst von uns lossagten, haben sich nun auch von ihren ehernen Gesetzen losgesagt und führen Meridias Armeen im Kampf gegen die Völker von Septrion! Es ist eingetreten, was niemals hätte eintreten dürfen, wie mir Salina berichtete.“ Mit einem kurzen Nicken übergab Zelio das Wort an Salina, die daraufhin einige Minuten lang berichtete, was sich in Ostsolien zugetragen hatte. Bei ihrer Ankunft hatte sie lange verzweifelt an seiner Schulter geweint, teilweise wegen der Enttäuschung, dass es ihr nicht gelungen war, den Soliern wirksam zu helfen, viel mehr aber wohl wegen der entsetzlichen Dinge, die sich am Ort der Schlacht zugetragen hatten, bevor sie fliehen mussten. Lähmende Stille legte sich über die Runde, so durchdringend, als würden auch die Mächte des Waldes mit Entsetzen Salinas ruhig vorgetragenen Bericht hören. Die Gesichter der Magier waren von tiefer

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