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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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mir eine Idee, wie es vielleicht doch gehen würde und ich merkte, wie mich die anderen neugierig musterten, während sich meine Gesichtszüge aufhellten.
    „ Wir könnten die Hemden in Streifen reißen, das müsste gehen. Und notfalls auch andere Kleidungsstücke!“
    „ Alvion, weißt du, was du da sagst? Bei diesem Wetter unsere Hemden zerreißen?“, fragte Syur erschrocken.
    „ Ist deines noch trocken, Syur? Mir ist es ehrlich gesagt egal, ob ich unter meiner Jacke, die ich ja auch noch habe, ein nasses Hemd trage oder gar nichts!“, entgegnete ich ihm. „Außerdem ist Sommer, also werden wir nicht gleich erfrieren und irgendwann muss der Regen auch ein Ende haben!“
    „ Alvion hat recht!“, sprang mir Angalos zur Seite und auch Abax nickte.
    „ Machen wir es so, ich will  keinen Augenblick länger hier bleiben!“
    Nun richteten wir unsere Augen erwartungsvoll auf Syur, der nach kurzem Überlegen auch zustimmend nickte. Zufrieden wandte ich mich an die umstehenden Männer, die unserer Unterhaltung gespannt gelauscht hatten.
    „ Also los, ihr habt es gehört! Jeder reißt sein Hemd in schmale Streifen und nimmt sich einen Ast, um den er einen Streifen wickelt! Wir gehen in möglichst breiter Reihe und nur die Äußeren werden Fackeln tragen! Es wird durchgewechselt, sodass jeder abwechselnd in der Mitte und Außen geht. Und jetzt beeilt euch!“
    Sofort breitete sich geschäftige Tätigkeit unter den Männern aus, und alle waren froh, etwas zu tun zu haben, denn das lenkte sie wenigstens für kurze Zeit von ihrer Angst ab.
    Einige Minuten später war alles bereit zum Aufbruch und überall machte sich eine drängende Unruhe breit. Immer wieder schrien einzelne Männer oder auch Gruppen auf, wenn sie glaubten, etwas im Dunkel gesehen zu haben, doch noch erfolgte kein Angriff. Wir hatten beschlossen uns so aufzuteilen, dass einer von uns Offizieren vorneweg, einer am Ende und zwei in größerem Abstand in der Mitte unseres Zuges gehen würden, um immer einen zur Stelle zu haben, wenn irgendwo ein Überfall erfolgen sollte. Wie es an den vorherigen Tagen üblich gewesen war, übernahm Abax die Spitze des Zuges und würde versuchen, nach Westen vorzudringen, um den Waldrand zu erreichen, Syur und Angalos würden in der Mitte bleiben, während ich am Ende des Zuges marschieren würde. So machten wir uns auf den Weg, eine lange, leuchtende Prozession, die mich fast an einen mit Kerzen erleuchteten gedeckten Festtisch in einem abgedunkelten Saal erinnerte. Das sich aufdrängende Bild eines Leichenzuges ignorierte ich wohlweislich. Im Gegensatz zu den Waldbewohnern, brauchten wir das Licht unbedingt, um uns nicht in völliger Finsternis zu verirren oder andauernd zu stolpern, und so verdrängte ich die beunruhigenden Gedanken und wartete, bis sich unser Zug in Bewegung gesetzt hatte. Ich ging in der letzten Reihe und musste mich ständig umdrehen, um den Wald hinter uns zu überwachen, da wir natürlich an dieser Stelle sehr verwundbar waren. Ein angstvolles Schweigen lag über dem Zug, zusammen mit einer fast greifbaren Anspannung. Die Bäume um uns herum schienen durch das Leuchten der Fackeln selbst zum Leben zu erwachen, überall tanzten unheimliche Schatten. Da sich unser Vormarsch nicht geräuschlos bewerkstelligen ließ, konnte ich es nicht mit völliger Gewissheit sagen, doch unsere Umgebung erschien mir unnatürlich still. Es war so gut wie unmöglich, eine sich nähernde Gefahr zu erkennen, außer, sie kündigte sich früh und mit so immenser Wucht an, dass man sie weder übersehen noch überhören konnte. Mehrmals ertönte tief aus dem Wald jenes Brüllen, das uns schon im Lager in Aufruhr versetzt hatte und stets blieben irgendwo weiter vorne größere Gruppen stehen, und lauschten ängstlich.
    „ Bewegt euch, bleibt nicht stehen, ihr Narren!“, brüllte ich schließlich, als unsere Kolonne zum dritten Mal zum Stehen kam. Wenn irgendwo eine Lücke in unserem Zug entstand, waren wir ein noch leichteres Ziel für einen etwaigen Angreifer. Meine Worte schienen jedoch gewirkt zu haben, denn als erneut ganz in der Nähe das Brüllen erklang, bewegte sich unser Zug trotzdem weiter.
    Dann, urplötzlich erfolgte der Angriff! Von überall her schwoll das furchtbare, tiefe Gebrüll aus dutzenden Kehlen an, und auf einmal erklangen von weiter vorne entsetzte Schreie. Ein Ruck ging durch die Reihen und ein Drängen nach hinten, in meine Richtung, setzte ein, während vorne weiterhin unablässig Schreie in

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