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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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ist.“
    „ Gut, dann ist es beschlossen!“, stellte Abax zufrieden fest, stand auf und ging zum nächsten Feuer, an dem sich Soldaten wärmten. An ihren Gesten und Mienen konnte ich erkennen, wie froh und dankbar sie waren, als sie erfuhren, dass wir den Wald verlassen würden.
    Gerade als sich Abax einige Zeit später wieder zu uns gesetzt hatte, passierte es: Ein tiefes, unmenschliches Brüllen kam vom anderen Ende unseres Lager zu uns herüber und sorgte dafür, dass jedes Gespräch im Lager sofort verstummte. Jeder war bis ins Mark erschüttert. Die daraufhin einsetzende Stille, nur unterbrochen durch das leise Knistern mehrerer Feuer, war so durchdringend und beängstigend, dass ich mir fast das Gebrüll wieder herbeiwünschte. Überall waren Männer aufgesprungen, hatten ihre Schwerter gezogen und lauschten nun absolut still und kurz vor der Panik in den uns umgebenden dunklen Wald hinein, doch lediglich das gelegentliche Knacken eines brennenden Astes durchdrang die Ruhe. Auch wir vier standen auf, zogen unsere Schwerter und blickten uns prüfend um, doch zunächst blieb alles ruhig. Einige Männer sahen erwartungsvoll zu uns herüber, doch weder ich, noch einer der anderen wusste, was wir jetzt befehlen sollten. Die Entscheidung wurde uns gleich darauf abgenommen, denn auf einmal brach am anderen Ende des Lagers, von dort, wo auch das Gebrüll hergekommen war, panisches Geschrei aus. Nur Augenblicke später stürzten mehrere Soldaten durch die Baumreihen auf uns zu und einen Moment lang drohte alles in wildem Chaos zu versinken. Auf einmal herrschte ein wildes Stimmengewirr und dazwischen lautes ängstliches Wiehern der Pferde, die völlig außer sich vor Angst zu sein schienen.
    „ Los kommt!“, rief ich, hastete auf die Flüchtenden zu und stellte mich ihnen brüllend in den Weg. „Beruhigt euch, bei den Göttern, bleibt ruhig! Ihr seid mitten unter uns!“
    Da wir bisher im Wald nicht damit gerechnet hatten, dass es dort etwas gab, das einen relativ großen Trupp Soldaten angreifen würde, hatten wir auf keiner bestimmten Ordnung in unserem Lager bestanden, sondern die Soldaten immer Plätze suchen lassen, wo sie es einigermaßen trocken hatten und die Pferde sammelten wir meist irgendwo neben unserem Lagerplatz.
    Egal, was diese Männer auch immer verängstigt hatte, wir mussten jetzt dafür sorgen, dass nicht alle in Panik verfielen. Abax hatte die Situation wohl im gleichen Augenblick erfasst, denn er brüllte sofort los.
    „ Sammelt euch! Alle hierher, wir bilden einen möglichst engen Kreis! Holt euch Fackeln und bringt die Pferde hierher!“
    Glücklicherweise zeigten seine Worte Wirkung, sodass aus dem panischen Hin- und Her eine Art geschäftiges Treiben entstand, da die meisten allmählich wieder zielbewusst handelten. Unterdessen winkte ich einen Soldaten zu mir, der zitternd, mit einem Gesichtsausdruck unbeschreiblicher Furcht, in meiner Nähe stand. Ehe ich ihn ansprach, fiel mir noch auf, dass ich die Pferde nicht mehr hörte. Ein beklemmendes Gefühl stieg in mir auf, doch ich wischte es beiseite und sprach den Soldaten an, der mir aus weit aufgerissenen Augen entgegen blickte.
    „ Was ist los? Was hat dir solche Furcht eingejagt?“
    Es dauerte eine Weile, ehe er überhaupt begriff, dass ich ihn angesprochen hatte. Sein Blick war auf einen Punkt, jenseits des Sichtbaren gerichtet und schien daran festgewachsen zu sein. Schließlich gelang es ihm aber doch, sich loszureißen und er blickte mich wie ein völlig verängstigtes Kind an.
    „ Mertix! Wir haben Mertix gesehen!“, flüsterte er schließlich stockend.
    „ Rede keinen Unsinn! Die Mertix sind ein Kindermärchen! Noch nie hat jemand wirklich einen Mertix gesehen, weil es sie gar nicht gibt!“, sagte Syur, der unbemerkt neben mich getreten war, barsch.
    „ Ja, darum nennt man so etwas auch ’Legende’. Das heißt aber nicht, dass es nicht doch wahr sein könnte!“, erwiderte ich, anstelle des Soldaten, ohne Syur anzublicken. Ungläubig und wieder in die formale Anrede zurückfallend presste Syur hervor:
    „ Ihr wollt doch damit nicht sagen, dass Ihr das wirklich glaubt, Alvion?“
    „ Wisst Ihr, Syur, angesichts der unglaublichen Dinge, die ich auf meinen Reisen bereits gesehen habe und angesichts der Tatsache, dass weder die Solischen Berge noch die tiefen, sie umgebenden Wälder jemals genauer erkundet worden sind, bin ich durchaus bereit, diesem Soldaten und seinen Kameraden Glauben zu schenken! Allerdings sagen die

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