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Alzheimer und Demenzen

Alzheimer und Demenzen

Titel: Alzheimer und Demenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prof. Dr. Sabine Engel
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besonders solche Situationen Angst machen und ihn verunsichern, in denen er auf seine Defizite hingewiesen wird, ist es wichtig, ihn zu Unternehmungen zu motivieren, die ihn in seinen verbliebenen Fähigkeiten bestätigen.
    Einerseits weiß ich, dass ich diesen sozialen Rückzug in gewissem Umfang akzeptieren muss. Dennoch ist auch meine Sorge gerechtfertigt, der Kranke könnte sich zu stark zurückziehen und dann in völliger Reizarmut leben, sodass er überhaupt keine Anregungen mehr bekommt und dadurch geistig noch viel schneller abbaut. Denn in der Tat kann soziale Isolation zur Beschleunigung des geistigen Abbaus führen. Die soziale Isolation zu verhindern, wird daher für mich ein wichtiges Ziel meiner Betreuung sein. Dieses werde ich jedoch nur dann erreichen, wenn ich dem Kranken durch einfühlsame Kommunikation und unterstützende Begleitung helfe, sich aus der vertrauten Umgebung hinauszuwagen.
Fähigkeiten unterstützen
    Diese Fähigkeiten, Kompetenzen und Fertigkeiten gilt es zu erkennen und den Kranken in diesen zu unterstützen. Die Menschen, die ihm dabei begegnen, sollten über seine Erkrankung informiert sein und mit ihrumgehen können. Der soziale Rückzug eines Demenzkranken lässt sich nur durch wertschätzenden und einfühlsamen Umgang verhindern bzw. hinauszögern, durch den er sich als Individuum und mit seiner Krankheit verstanden und angenommen fühlt, und der es ihm ermöglicht, eigene Stärken zu erkennen und über diese den eigenen Selbstwert gezielt zu sichern.
    Doch auch bei dem Versuch, den Kranken zu aktivieren und ihn mit anderen Menschen in Kontakt zu bringen, sollten die Bedürfnisse des Kranken im Vordergrund stehen. Wenn die von mir geplanten Aktivierungen dem Betroffenen – trotz all meiner umsichtigen Bemühungen – keinen Spaß bereiten oder er sich durch sie sogar unter Druck gesetzt und überfordert fühlt, muss ich schließlich auch seinen sozialen Rückzug akzeptieren.
Viele Demenzkranke sind antriebslos
    Viele Demenzkranke verlieren im Verlauf ihrer Erkrankung ihren Antrieb. Sie sitzen auf dem Sofa, sehen fern oder schauen nur »so vor sich hin«, liegen viel im Bett und beginnen von sich aus keine Beschäftigung. Während es für mich als Angehörige so aussehen mag, als sei diese Untätigkeit und Antriebslosigkeit Ausdruck einer depressiven Störung oder der Resignation des Kranken, müssen Störungen im Bereich des Antriebs bei Demenzkranken gar nichts mit Depression und Niedergeschlagenheit zu tun haben. Denn kommt es während der demenziellen Abbauprozesse im Gehirn verstärkt zu Störungen und Beeinträchtigungen im Frontalhirn, führt dies meist zu massiven Antriebsstörungen – ohne dass dies mit einem subjektiv empfundenen Leiden bei den Betroffenen einhergeht.
Tagesmüdigkeit und Schläfrigkeit
    Neben Antriebsstörungen kommt bei Demenzkranken häufig das Problem der fortwährenden Müdigkeit und Schläfrigkeit hinzu. Für die allgemeine Wachheit bzw. Bewusstseinshelligkeit eines Menschen gibt es in der Psychologie den Fachausdruck der Vigilanz. Die ungestörte Vigilanz eines Menschen ist gegeben, wenn seine Gehirnströme, die man mithilfe einer Elektroenzephalografie (EEG) messen kann, in einem bestimmten Grundrhythmus schwingen.
    TIPP
    Ursache des Antriebsmangels abklären
    Natürlich sollte im Einzelfall immer auf diagnostischem Weg unterschieden werden, ob es sich eher um eine depressive oder eine im Rahmen eines Frontalhirnsyndroms auftretende Antriebsarmut handelt. Denn während im ersten Fall der Kranke möglicherweise selbst darunter leidet und dieser Störung zumindest medikamentös entgegengewirkt werden kann, erwächst dem Demenzkranken mit Frontalhirnsyndrom kein subjektiver Leidensdruck aus seiner Inaktivität. Außerdem kann man auch mit Medikamenten bei dieser Form von Antriebslosigkeit kaum Erfolge erzielen.
    wichtig
    Tagesmüdigkeit und Schläfrigkeit werden durch zunehmende Gehirnschädi gungen weiter verstärkt und stellen ebenfalls Krankheitssymptome dar, deren Unheilbarkeit ich akzeptieren muss.
    Bei Menschen mit Vigilanzstörungen zeigt sich im EEG eine deutliche Verlangsamung der Gehirnströme – und auch bei Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenzerkrankung. Das heißt, dass auch Tagesmüdigkeit und Schläfrigkeit Folgen des hirnorganischen Abbauprozesses bei Demenz sind, die zwar durch Aktivierungen in gewissem Umfang eingedämmt werden, jedoch nicht effektiv behandelt werden können.
Viele Demenzkranke »machen die Nacht zum

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