Alzheimer und Demenzen
solchen Situationen, wenn ich vorsichtig zum Thema zurückführe, ohne die Defizite des Kranken zu betonen: »Kurz bist du schon wieder vom Thema abgekommen!« Wenn der Kranke z. B. von einer Begebenheit im Supermarkt berichtet, bei der er den Nachbarn traf und unvermittelt seine Erzählung abbricht,könnte ich im Sinne der einfühlsamen Kommunikation nach einigen Momenten sagen: »Jetzt bin ich aber wirklich neugierig, wie die Geschichte über unseren Nachbarn ausgeht, die Du vorhin zu erzählen begonnen hast. Du wurdest unterbrochen, als Du gerade erzähltest, dass Ihr Euch im Supermarkt getroffen habt. Und was passierte dann?«
Von vorn ansprechen
Noch schwieriger kann die Situation für den Kranken sein, wenn ich ihn anspreche, während ich hinter seinem Rücken stehe. Dann kann er vielleicht nicht erkennen, wer da spricht, und erschrickt, weil er Stimmen hört, von denen er nicht weiß, woher sie kommen. Da solche schwierigen Kommunikationssituationen einen Demenzkranken stark verunsichern oder überfordern können, versuche ich diese zu vermeiden. Viel leichter fällt es einem Demenzkranken, wenn die Kommunikationssituation klar und eindeutig ist, er genau sieht, wer mit ihm spricht, denn so bestärken sich akustische und visuelle Informationen gegenseitig.
In kurzen Sätzen sprechen
Wenn ein Gesprächspartner aufgrund von Konzentrations- und Kurzzeitgedächtnisproblemen Schwierigkeiten hat, lange komplizierte Sätze zu verstehen, liegt es auf der Hand, dass die Verwendung kurzer, einfacher Sätze die Kommunikation wesentlich erleichtert. Einfach ist ein Satz dann, wenn er nur eine Aussage enthält und sein Aufbau auf Anhieb zu verstehen ist.
»Pro Satz nur eine Aussage
»Wenn Herr Maier, dem ja früher der Bäckerladen in der Stadt gehörte, krank ist, wie dies momentan der Fall ist, kommt seine Frau, die selbst keinen Führerschein hat, nicht aus dem Dorf raus.« Warum ist der Satz nicht einfach? Weil er mindestens 4 Aussagen enthält. Daher ist er für manchen Demenzkranken kaum zu verstehen. Viel leichter zu begreifen ist dagegen die Erzählung: »Du kennt doch noch Herrn Maier. [Pause] Herrn Maier gehörte früher der Bäckerladen in der Stadt. [Pause] Seine Frau, also Frau Maier, hat übrigens keinen Führerschein. [Pause] Deswegen muss Frau Maier immer von Herrn Maier gefahren werden. [Pause] Nun ist aber Herr Maier krank und kann nicht fahren. [Pause] Deshalb kommt Frau Maier zurzeit nicht aus dem Dorf raus.«
Als Angehörige sollte ich daher in der Unterhaltung mit dem Kranken Sätze so einfach konstruieren, dass sie immer nur eine Aussage beinhalten. Ähnliches gilt auch für Arbeitsanweisungen oder Anleitungen: Auch diese gebe ich Schritt für Schritt. Dabei ist es für den Kranken auch hilfreich, wenn ich ein bisschen langsamer spreche und kleine Pausen zwischen den einzelnen Sätzen mache und vielleicht eine erste Reaktion abwarte. Denn während langsameres Sprechen das Verstehen erleichtert, verbessert sehr lautes Sprechen den Verstehensprozess überhaupt nicht. Selbst schwerhörige Menschen verstehen nicht etwa besser, wenn man sehr laut zu ihnen spricht. Dagegen profitieren sie von langsamer Sprechgeschwindigkeit und deutlicher Aussprache.
Brille und Hörgerät sind wichtig
Es ist naheliegend, dass ich bei einem demenzkranken Menschen darauf achte, dass seine »Kommunikations-Werkzeuge«, d. h. seine Seh-, Hör- und Sprechorgane bestmöglich funktionieren. Notwendige Hilfsmittel wie eine gut sitzende Zahnprothese, richtig angepasste Hörgeräte oder eine Brille mit passenden Glasstärken sollten daher ständig getragen werden. Was in der Theorie selbstverständlich zu sein scheint, erfordert aber in der Praxis oft viel Disziplin: Denn an Hörgeräte und neue Brillenstärken muss man sich erst gewöhnen und ohne Gebiss ist es zu Hause ja manchmal viel bequemer! Deshalb neige auch ich als Angehörige dazu, diese Dinge bei meinem Kranken zu vernachlässigen. Dennoch sind diese Hilfsmittel sehr wichtig, um die Kommunikationsprobleme nicht zusätzlich – und unnötig – zu verschärfen.
Verzichten Sie auf Pronomen
Das Verstehen von Pronomen erfordert gute Kurzzeitgedächtnis-Leistungen und kann einem Demenzkranken Schwierigkeiten bereiten. Dennoch verwenden gesunde Personen in Unterhaltungen ganz selbstverständlich Pronomen anstelle von Namenswörtern, um sich erneut auf einen Gegenstand zu beziehen, den sie im vorhergehenden Satz bereits benannt haben. An folgenden Beispielsätzen lässt
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