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Alzheimer und Demenzen

Alzheimer und Demenzen

Titel: Alzheimer und Demenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prof. Dr. Sabine Engel
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von den Grundbedürfnissen des Menschen entwickelt, in der er davon ausgeht, dass sich die Menschen in ihren Grundbedürfnissen nicht unterscheiden.
Jeder hat gleiche Grundbedürfnisse
    Maslow behauptet, dass alle Menschen unabhängig von ihrem Alter, ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft, ihren individuellen Lebensentwürfen gleiche Grundbedürfnisse haben. In seiner Theorie bauen die unterschiedlichen Grundbedürfnisse aufeinander auf, weshalb er sie als Pyramide dargestellt hat.
    Jeder Mensch hat
grundlegende physiologische, körperliche Bedürfnisse, möchte also weder Hunger, Durst noch Schmerzen erleiden müssen, möchte in für ihn angemessener Temperatur leben, sich bewegen, sich erholen, Blase und Darm entleeren und seine sexuellen Bedürfnisse befriedigen können,
Sicherheitsbedürfnisse, d. h. er möchte sich vor schädigenden, angstbesetzten oder unabsehbaren Ereignissen schützen, negative Erfahrungen abwenden können,
soziale Bedürfnisse, möchte Kontakt mit anderen Menschen, in ihre Gemeinschaft einzogen werden, sich mit anderen Menschen zusammengehörig fühlen,
Wertschätzungsbedürfnisse, d. h. er möchte von anderen geachtet und anerkannt werden, möchte seine Selbstachtung wahren können, das Gefühl haben, wichtig und wertvoll zu sein,
Selbstverwirklichungsbedürfnisse, möchte also entsprechend seiner persönlichen Vorstellungen leben und seine Identität bewahren können.
    Diese Bedürfnisse haben demnach auch demenzkranke Menschen!
    wichtig
    Es ist hilfreich, sich vor Augen zu halten, dass ein demenzkranker Mensch dieselben Grundbedürfnisse hat wie ich. Scheint mir sein Verhalten in dieser Situation unangemessen und unverständlich, kann ich mich fragen: »Wie würde ich mich fühlen, wenn ich an seiner Stelle wäre?«
    Nach Tom Kitwood, einem Psychologen aus Großbritannien, der sich sehr intensiv mit dem Selbsterleben Demenzkranker beschäftigt hat, fühlen sich Demenzkranke insbesondere in ihrem Selbstwertgefühl, ihrer Sicherheit, ihrer Unabhängigkeit und ihrer Persönlichkeit bedroht. Aufgrund dieser andauernden bedrohenden »Gefährdung« treten bei Demenzkranken bestimmte Bedürfnisse besonders stark in den Vordergrund, nämlich die Bedürfnisse nach Trost, Bindung an eine Person, die Sicherheit gibt, nach Einbeziehung in eine Gruppe, nach Beschäftigung, nach Erhalt des Wissens von sich selbst und schließlich nach bedingungsloser Akzeptanz und Liebe.
    Die Formulierung dieser Grundbedürfnisse eines demenzkranken Menschen ist eine Hilfestellung für die Menschen, die mit dem Kranken leben und einfühlsam mit ihm kommunizieren möchten. Denn viele unverständliche Äußerungen und Handlungen des kranken Familienmitglieds entspringen einem dieser Grundbedürfnisse und sind z. B. Ausdruck des Wunsches »ich möchte mich sicher fühlen«, »ich möchte zu dir/euch gehören«, »ich möchte wichtig sein als der, der ich bin«, »ich möchte wissen, wo mein Platz ist«, »ich möchte geliebt werden«, »ich möchte die Welt um mich herum verstehen« usw.
Es können auch Schmerzen sein!
    Neben den bisher geschilderten psychologischen Überlegungen dürfen aber auch die physiologischen körperlichen Grundbedürfnisse nicht außer Acht gelassen werden! Hinter manch »herausforderndem Verhalten« steckt schlicht ein unbefriedigtes körperliches Bedürfnis des Kranken! Besonders leicht wird bei demenzkranken Menschen das physiologische Bedürfnis nach Schmerzfreiheit übersehen. Ein Grund für diesen »blinden Fleck« ist sicherlich die früher gängige Vorstellung, dass demenzkranke Menschen keine Schmerzen mehr empfinden. Heute wissen wir, dass diese alte Vorstellung nicht stimmt! Auch demenzkranke Menschen empfinden Schmerzen, auch wenn sie diese nicht mehr bewusst benennen oder gar in ihrer Intensität oder Qualität beschreiben können.
    Ein anderer Grund für die mangelnde Sensibilität für mögliche Schmerzen bei Demenzkranken ist, dass man einem Menschen keine Schmerzwahrnehmung zugesteht, wenn keine klare Ursache möglicher Schmerzen bekannt ist. Wie kurzsichtig dies ist, mag eine einfache Überlegung zeigen: Die moderne Altersmedizin zeigt, dass im höheren Lebensalter eine Vielzahl von Krankheiten, Gefäßveränderungen und Abbauerscheinungen an Knochen, Muskeln, elastischen Fasern und Schleimhäuten auftreten, die mit einer vermehrten Schmerzwahrnehmung einhergehen. Medizinische Aufmerksamkeit, nachlassende Aufmerksamkeit, nachlassende Untersuchungen gehen sogar davon aus, dass

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