Alzheimer und Demenzen
machen werden. Er freut sich dann, nach Hause zu kommen – meist ist der Spuk für diesen Abend dann wieder vorbei!«
Ablenken hilft.
Leider gelingt eine Verbesserung der Situation beim Sundowning durch einfühlsame Kommunikation nicht immer. Dann ist der Einsatz von Medikamenten manchmal unumgänglich.
Anerkennung und Bestätigung
Jeder Mensch braucht Anerkennung und Bestätigung, hat das Grundbedürfnis, für andere wichtig und wertvoll zu sein. Leider bringt es die Erkrankung mit sich, dass Menschen mit Demenz immer weniger können und sich deshalb häufig unnütz und wertlos fühlen. Ihr unbefriedigtes Bedürfnis nach Wertschätzung ist häufig unbewusster »Motor« für Verhaltensweisen, die für nicht demenzkranke Menschen schwer nachvollziehbar sind. Die Erfahrung zeigt, dass viele konfliktträchtige Situationen zwischen Demenzkranken und ihren Angehörigen sich in eine harmonischere Atmosphäre verwandeln lassen, wenn Angehörige die Anerkennung und Bestätigung zeigen, die Demenzkranke brauchen, um in ihrem Personsein gestärkt und aufgewertet zu werden.
»Ich bin so froh, dass es dich gibt!«
Eine Frau wohnt mit ihrer demenzkranken Mutter im selben Haushalt. Zwar handelt es sich hierbei noch um ein leichtes Stadium der Erkrankung. Das bedeutet, dass man ihr die Erkrankung fast noch gar nicht anmerkt. Dennoch ist eine Fähigkeit schon sehr stark beeinträchtigt: die Konsolidierungsleistung des Gedächtnisses.
Gedächtnis lässt nach.
Das heißt, sie kann sich kaum noch neue Informationen merken. Diese Störung hat bereits sehr große Auswirkungen auf ihre Alltagsfähigkeit. Schon nach wenigen Minuten hat sie die meisten Dinge, die sich ereignet haben, völlig vergessen. Gespräche, Verabredungen, Terminvereinbarungen, Ereignisse.
Immer wieder kommt es vor, dass die Mutter im Laufe des Vormittags den Frühstückstisch herrichtet, weil sie schon wieder vergessen hat, dass sie heute schon mit der Tochter gefrühstückt hat! Anfangs konnte sich die Tochter einfach nicht vorstellen, dass man eine Begebenheit, die sich erst vor kurzer Zeit ereignet hat, vergessen haben kann. Sie entgegnete der Mutter sehr ärgerlich: »Aber wir haben doch schon gefrühstückt!«, weil es aus ihrer Sicht, die sie sich ja mit ihren gesunden Gedächtnisfunktionen noch an das heutige Frühstück erinnern kann, verrückt erscheinen musste, erneut den Frühstückstisch zuzubereiten. Die Mutter ihrerseits fühlte sich dann unverstanden und so kam es regelmäßig zu Konflikten zwischen den beiden!
Einfühlsam kommunizieren.
Mittlerweile aber hat die Tochter gelernt, einfühlsam zu kommunizieren. Sie stellt sich die Fragen: »Was geht in ihr vor?«, »Welches Bedürfnis hat sie?« und hat erkannt, dass hinter dem erneuten Frühstückzubereiten der Mutter das Bedürfnis steckt, eine Aufgabe haben zu wollen, für die Tochter zu sorgen, sich um sie zu kümmern, fürsorglich sein zu wollen. Die Tochter benennt dieses Bedürfnis der Mutter nun mit Wertschätzung und kann sie auf diese Weise ablenken: »Ich bin so froh, dass es dich gibt und du dich um mich kümmerst!« Anschließend erzählt sie der Mutter, was sie heute gerne zum Mittag essen würde und dass sie die Kochkünste der Mutter schätze, die diese Speise schon früher so gut zubereitet habe. Mit dem Gespräch über die Zubereitung des Mittagsessens kann sie die Mutter vom Frühstückzubereiten abbringen, ohne sie zu verletzen oder die gemeinsame Beziehung zu belasten. Die Mutter fühlt sich anerkannt und wertgeschätzt und diese Lösung ist für beide – Mutter und Tochter – viel entspannender!
Natürlich erfordert es viel Energie als Angehöriger, dem demenzkranken Familienmitglied die Anerkennung geben zu wollen, die er braucht. Wenn die Krankheit fortschreitet, und der Kranke nicht mehr allein sein kann, ist es mir schließlich nicht mehr möglich, eine bedürfnisorientierte Betreuung und Versorgung allein – ohne Hilfe anderer – zu gewährleisten. Um nach wie vor für einen einfühlsamen Umgang mit dem Demenzkranken zu sorgen, muss ich nun andere einfühlsame Menschen mit »ins Boot holen«, die mich bei meiner Aufgabe entlasten.
Aufwertender Umgang nach Kitwood.
»Ich war immer der Beste!«
Er lässt keine Ruhe!
Das Leben von Frau M., einer sehr engagierten und aktiven 70-jährigen Frau, hat sich in den vergangenen zwei Jahren sehr verändert: Seit ihr Mann unter einer Demenz leidet und nicht mehr allein bleiben kann, hat sie keine freie Minute mehr für
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