Alzheimer und Demenzen
schließlich geschafft, seine Trauer um den Vater, wie er früher einmal war, zuzulassen und durch eine neue Form des Umgangs die Beziehung zu dem demenzkranken Vater wieder zu verbessern.
Einfühlsam den Kontakt zum Kranken erhalten
Menschen, die uns mit unseren Eigenheiten akzeptieren und wertschätzen und uns in schwierigen Lebenssituationen begleiten, geben uns Sicherheit. Das gilt natürlich auch für Menschen mit Demenz: Auch sie brauchen Akzeptanz, Bestätigung und Wertschätzung.
Das Erkennen des tiefer liegenden Bedürfnisses hinter einer zunächst unverständlichen Äußerung oder Handlung ist der erste Schritt der einfühlsamen Kommunikation. Aber wie geht es dann weiter? Was kann ich dann tun?
Ein bedürfnisorientierter »aufwertender« Umgang
Tom Kitwood geht in seiner Theorie davon aus, dass demenzkranke Menschen darauf angewiesen sind, durch die Beziehungen zu anderen Menschen in ihrem Personsein gestärkt und stabilisiert zu werden, weil sie sonst ihre Identität verlieren. Die Unterstützung des Personseins geschieht durch einen aufwertenden Umgang, d. h. durch Umgangsweisen der nahe stehenden Personen, die sich an den zugrunde liegenden Bedürfnissen des Demenzkranken orientierten.
Verständnis, Beistand, Begleitung
Wenn ich als Angehörige das zugrunde liegende Bedürfnis erkannt habe, gilt es zunächst, dieses mit Respekt vor dem anderen Menschen anzuerkennen – ob ich es in dieser Situation nachvollziehen kann oder nicht. Wenn mir das als Angehörige manchmal schwerfällt, dann hilft mir möglicherweise der Gedanke, dass eben jeder Mensch einzigartig ist. Zwar haben wir alle dieselben Grundbedürfnisse, doch äußern wir diese je nach individuellem Lebensweg und besonderer Lebenssituation auf ganz individuelle Weise.
Je nach Situation, Persönlichkeit des Kranken und Stadium der Demenzerkrankung kann es schon ein erster hilfreicher Schritt sein, das erkannte Bedürfnis zu benennen – und es respektvoll anzuerkennen.
Wenn ich als Angehörige hinter dem Verhalten des Demenzkranken Angst, Verunsicherung oder Desorientierung erkenne, ich also spüre, dass er sein Bedürfnis nach Sicherheit nicht stillen kann, entspricht es einem einfühlsamen Umgang, wenn ich ihm mit meinem Beistand und meiner Begleitung Halt biete. Je nach Situation und Persönlichkeit des Kranken kann dies möglicherweise dadurch geschehen, dass ich ihm zeige – oder gar wörtlich sage –, dass ich mich um ihn kümmere, ihn in dieser Situation nicht allein lasse und mich mit ihm um eine Lösung bemühen werde. Signalisieren Sie, dass Sie einfach für ihn da sind.
»Ich lass’ dich jetzt nicht allein!«
Am späten Nachmittag bzw. frühen Abend leiden manche Demenzkranke unter starker Verwirrung, die dadurch ausgelöst wird, dass eine Abnahme des Tageslichtes zu einer Umstellung des Hirnstoffwechsels führt, die bei Menschen mit Demenz vorübergehend Desorientierung und Bewusstseinsstörungen auslösen kann. Dieses als »Sundowning« bezeichnete Störungsbild zeige auch ihr demenzkranker Ehemann, berichtet eine Frau in der Angehörigenschulung.
Widerspruch ist zwecklos.
Und sie erzählt weiter: »Dann wird er unruhig, ängstlich, erkennt seine Umgebung nicht mehr, läuft angespannt umher und sagt ständig: »Ich will jetzt heim zu Mutter!« Anfangs habe ich auf der Sachinhaltsebene meinen Mann zu überzeugen versucht, habe ihm gesagt: »Deine Mutter ist doch schon längst tot!«, »Du bist doch hier zu Hause!« Doch diese Versuche waren nicht erfolgreich: Mein Mann wurde noch rastloser, oftmals sogar aggressiv und versuchte aus dem Haus zu laufen. Als ich verstanden hatte, dass Angst und das Bedürfnis nach Geborgenheit und Sicherheit ihn zu seinem auffälligen abendlichen Verhalten treiben, habe ich gelernt, anders zu reagieren. Verständnisvoll und ruhig spreche ich nun mit ihm, sage ihm, dass ich ihn nicht alleine lasse, ihn begleite und bei ihm bleiben werde. Dann ziehe ich meine Jacke an, helfe ihm in seine und verlasse mit ihm das Haus. Wir machen einen kleinen Spaziergang um das Haus, und ich rede ruhig mit ihm und sage ihm, dass wir doch ein gutes Team seien und immer zusammenhalten würden und ich so gerne mit ihm spazieren ginge. Von seiner Mutter spreche ich dabei überhaupt nicht! Ich merke, dass er während des Gehens ruhiger wird und wenn wir wieder auf unser Haus zusteuern, sage ich, dass das wieder ein herrlicher Abendspaziergang war und wir jetzt nach Hause gehen und es uns da gemeinsam gemütlich
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