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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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serviert, sondern von einer jüngeren Frau mit Pferdeschwanz und einem Sweater mit der Aufschrift »Mein Mann ist rein«. Er überlegt, was das bedeuten könnte, fragt aber nicht.
    Es fühlt sich merkwürdig leer im Kopf an. Oder vielmehr, als wäre es nicht derselbe Kopf wie sonst.
    Nach dem Essen schreibt er zwei SMS : eine an die Kinder, in der er behauptet, dass mit dem Flugzeug etwas schiefgegangen ist, so dass er erst am nächsten Tag nach Hause kommen wird, eine an Backman gleichen Inhalts, in der er ankündigt, sie am nächsten Morgen anzurufen.
    Anschließend schläft er wieder ein, und als sein Handy ihn um Viertel nach fünf weckt, fühlt er sich ausgeruht und fit. Relativ zumindest, denn andererseits hat er auch das Gefühl, dass aus seinem Leben ein Tag verschwunden ist.
    Als wäre ihm jemand etwas schuldig. Er rechnet aus, dass er von den letzten sechsunddreißig Stunden fünfundzwanzig geschlafen hat.
    Es ist ein klarer, aber ein wenig kühler Morgen. Als er mit seinem Koffer auf die Veranda hinaustritt, steht ein junger, übergewichtiger Mann rauchend neben einem schwarzen Volvo. Er nimmt an, dass dies Hennings Bruder ist. Sie nicken sich zu, und Barbarotti setzt sich auf die Rückbank, und als sie eine Stunde und fünfzig Minuten später den Flugplatz von Vilhelmina erreichen, haben sie kein einziges Wort miteinander gewechselt. Nicht einmal Malgomaj.
    Er erfährt folglich auch nicht, ob Hennings Bruder einen eigenen Namen hat.
    Bevor die Maschine abhebt, telefoniert er. Erst mit den Kindern, dann mit Backman, er empfindet es allmählich als eine Routine. Er hat vorher versucht, aus dem Auto anzurufen, aber das ging nicht.
    Er erwischt Martin und erläutert ein weiteres Mal, dass er länger im Norden bleiben musste – ohne auf Details einzugehen. Martin ist gerade auf dem Sprung zu irgendetwas Wichtigem und versichert ihm lediglich, dass in der Villa Pickford alles unter Kontrolle ist. Backman meldet sich erst gar nicht.
    Mit Backman hat er einiges zu besprechen – und sie hoffentlich auch mit ihm –, aber er denkt, dass es nicht schaden kann, wenn er vorher seine Gedanken ordnet. Zu klären versucht, was er eigentlich herausgefunden hat. Immerhin sind es keine tagesaktuellen Geschichten, auf die Asunander ihn angesetzt hat. Niemand wird wegrennen und sich verstecken, und wenn man ausnahmsweise Zeit zum Nachdenken hat, gibt es eigentlich keinen Grund, sich diesen Luxus nicht zu gönnen.
    Besprechung Donnerstagvormittag? , simst er Backman. Da er erst am späten Abend wieder in Kymlinge sein wird. Er fühlt sich immer noch nicht richtig heimisch im eigenen Kopf.
    Das Flugzeug ist an diesem Morgen pünktlich, und als er am Gate seinen Ausweis vorzeigt, findet er in seinem Portemonnaie eine kleine Visitenkarte.
    Die Schwestern.
    Das ist alles. Keine Telefonnummer, keine Adresse. Nur diese beiden Wörter. Er begreift nicht, was sie bedeuten, und ebenso wenig, wie die Karte dorthin gekommen ist.
    Die Stewardess, die ihm in der Maschine einen Kaffee bringt, erkundigt sich, ob er auf dem Weg zum Freilichtmuseum Skansen in Stockholm ist, um dort den Nationalfeiertag zu begehen. Er betrachtet sie erstaunt und antwortet, dass er dafür wohl leider keine Zeit haben wird.

V
    Juni 2012 / August 2007

48
    D onnerstag, der 7. Juni, war in der Region Kymlinge ein klarer Frühsommertag mit lauen Südwestwinden, und Eva Backman stand mit Spannungskopfschmerzen auf, die sie augenblicklich darauf zurückführte, dass sie in den frühen Morgenstunden mit den Zähnen geknirscht hatte, was wiederum daran lag, dass sie von ihrem Exmann und seinem neuen Hausdrachen Blanche geträumt hatte.
    Konnte man Blanche irgendwie verklagen, weil sie ihre Nachtruhe störte?, fragte sie sich, während sie in der Küche an der Arbeitsfläche stand, sich zwei Kopfschmerztabletten in den Mund schob und sie mit Apfelsaft hinunterspülte. Warum nicht? Sie konnte ja mal diesen Anwalt fragen.
    Am Vorabend hatte sie eine frustrierende halbe Stunde mit Ville telefoniert. Sie hatte ihm zu erklären versucht, dass sie einen Juristen eingeschaltet hatte, der nun dabei war, sich einen Überblick zu verschaffen, was ihre eventuelle rückwirkende Verantwortung für das Haus betraf, und dass dieser sich nach dem Wochenende bei ihr melden werde. Konnten die beiden sich bis dahin gedulden?
    Aber nun war es so, hatte Ville halsstarrig entgegnet, dass er und Blanche bereits einen Vertrag mit einer Firma geschlossen hatten, die nun die Renovierung in

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