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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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meinst. Aber wie sicher bist du dir da eigentlich? Was meinst du mit ja und nein ? Hast du das nicht gesagt?«
    »Lass uns damit noch kurz warten«, erwiderte Barbarotti. »Sie hat jedenfalls eine Art moralische Haltung … oder etwas in der Art, das möchte ich unterstreichen. Stell dir vor, welch ein Leben sie geführt hat, und dann sitzt sie ganz ruhig und freundlich da und lässt sich über all diese Dinge ausquetschen, die eine blutende Wunde in ihr sein müssen … und zwar zum zweiten Mal.«
    »Warte mal«, sagte Backman. »Du behauptest also, dass der Junge seinen Vater erschlägt und die Mutter die Schuld auf sich nimmt und ins Gefängnis geht, damit der Junge ein normales Leben führen kann … willst du sagen, dass er damit einverstanden war? Wie ist es denn für ihn gewesen, mit dieser Sache zu leben?«
    »Das ist es ja gerade, was mich beunruhigt«, sagte Barbarotti. »Das passt alles nicht zusammen.«
    »Aber hast du ihn nicht auch getroffen? Den Jungen, meine ich?«
    »Aber ja. Ich bin Billy Helgesson begegnet, das Problem ist nur, dass er so ist, wie er ist. Du erinnerst dich vielleicht, dass er in seiner Kindheit praktisch stumm war?«
    Eva Backman nickte. Barbarotti atmete tief durch und räusperte sich.
    »Es ist so. Mutter und Sohn haben heute nur noch sporadisch Kontakt zueinander. Als sie ins Gefängnis kam, kümmerten sich Verwandte um ihn, und die neuen Eltern sorgten dafür, dass der Kontakt praktisch abgebrochen wurde. Ellen Bjarnebo traf ihren Sohn zwei Mal, während sie ihre Gefängnisstrafe absaß. Wir sprechen hier über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren, der Junge war zwölf, als sie in den Bau wanderte, dreiundzwanzig, als sie entlassen wurde. Danach ist es den beiden nie gelungen, ihre Beziehung wieder zu kitten. Ich weiß allerdings auch nicht, ob sie es ernsthaft versucht haben.«
    Backman dachte nach. »Dann ist sie für das, was sie getan hat, also im Grunde nicht belohnt worden?«
    »Sie persönlich nicht. Aber Billy ist verheiratet und lebt in Stockholm. Ihm ist es auf jeden Fall wesentlich besser ergangen, als wenn er für den Mord an seinem Vater verurteilt worden wäre.«
    »Moment mal. Er war doch nur ein Kind. Er wäre nie zu einer Verurteilung gekommen.«
    »Nein«, seufzte Barbarotti. »Völlig richtig. Aber du kannst dir ja sicher die Zukunftsaussichten ausmalen für einen … für einen zwölfjährigen, stummen, allgemein gehemmten Vatermörder.«
    »Hm«, meinte Eva Backman. »Und wieso stimmt dieses Bild nicht? Hast du das nicht gesagt?«
    »Was glaubst du selbst?«, entgegnete Barbarotti.
    »Ich weiß nicht«, sagte Backman und überlegte wieder eine Weile. »Was ist mit Morinder? Wo zum Teufel kommt Arnold Morinder ins Spiel? Aber …?«
    »Ja?«
    »Aber warum sollte er überhaupt mit dieser Sache zu tun haben? Er braucht ja gar nicht ins Spiel zu kommen, es ist einfach eine andere Geschichte.«
    »So könnte es sein«, sagte Barbarotti, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände im Nacken. »Allerdings bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der eine Fall mit dem anderen zusammenhängt. Ich weiß, man will , dass es so ist, es ist immer besser, man hat einen Mörder statt zwei. Ein Serienmörder wie Tomas Quick ist besser als neun andere Täter, die frei herumlaufen. Aber auch ohne ihn, ohne Morinder, stimmt an der Theorie, dass es der Junge war, etwas nicht. Das … das habe ich im Gefühl.«
    »Das hast du im Gefühl?«
    »Ja, genau. Ist das etwa nicht erlaubt?«
    »Ich dachte, du wärst ein Gegner von Intuition?«
    »Nur der anderer, nicht meiner eigenen.«
    Eva Backman lachte auf. Dann seufzte sie. »Weißt du was, Inspektor Barbarotti, jetzt erkenne ich dich langsam wieder. Ach übrigens, warum bist du eigentlich einen Tag länger in der Bergwelt geblieben? Ich glaube nicht, dass du mir das schon erklärt hast?«
    »Natürlich habe ich das«, antwortete Barbarotti. »Der Flug wurde gecancelt. Technische Probleme, behaupten sie das nicht immer?«
    »Das bedeutet aber nicht, dass du es auch behaupten musst.«
    Barbarotti erwiderte nichts. Eva Backman schwieg und betrachtete ihn eine Weile. Dachte, an der Sache ist was faul. Vermutlich war es ihre eigene Intuition, die sich Gehör verschaffte, aber da sie nicht allgemein anerkannt war, ließ sie die Sache auf sich beruhen.
    Fürs Erste zumindest.
    »Und was liegt jetzt an?«, fragte sie stattdessen. »Morinder?«
    »Arnold Morinder und sein blaues Moped«, stellte Inspektor Barbarotti fest, und seine

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