Am Abend des Mordes - Roman
hatten beide den Namen Mattson angenommen, was Lisbets Mädchenname war. Das Ehepaar hatte sich darüber hinaus Billy Helgessons erbarmt, der damals zwölf war und dringend jemanden benötigte, der das Sorgerecht für ihn ausübte, da sein Vater ermordet und zerstückelt worden war und seine Mutter mindestens zehn Jahren Haft in Hinseberg entgegensah.
Gunder und Lisbeth Mattson hatten keine eigenen Kinder und nahmen Billy ohne langes Wenn und Aber zu sich – der Junge hatte keinen anderen Namen annehmen müssen, weil man der Ansicht war, dass Helgesson nicht so in den Schmutz gezerrt worden war wie Bjarnebo; aus irgendeinem Grund hatte die Schlächterin selbst ja noch vor Prozessbeginn ihren Mädchennamen wieder angenommen, und das war der Name, der damals in allen Zeitungen gestanden hatte. Billy hatte bis 1999 bei seinen neuen Eltern gewohnt, als er seinen Wehrdienst leisten musste und dazu in Stockholm landete. Gunder Mattson war vor einem Jahr gestorben – ein Blutgerinnsel im Gehirn hatte seinem Leben im August 2011 ein Ende gesetzt –, aber Lisbeth wohnte noch in ihrem Einfamilienhaus in der Kvarngatan in Hallsberg.
Was Billy Helgesson selbst betraf, so war er die fünfte und letzte Person auf der Liste und hatte eine Adresse sowie eine Ehefrau und ein Kind im Stockholmer Stadtteil Södermalm. Als Barbarotti anrief, ging seine Frau an den Apparat; sie erklärte, Billy sei auf der Arbeit, am Abend aber wieder zu Hause. Barbarotti bedankte sich für diese Information und versprach, noch einmal anzurufen.
Als sämtliche Telefonate abgehakt waren, zog er eine Karte heraus und stellte fest, dass Schweden auch in der Breite einigermaßen langgestreckt war. Mit Söderberg und Ellen Bjarnebo konnte er in Kymlinge sprechen – am nächsten Tag und hoffentlich nächste Woche –, aber Hallsberg, Stockholm und Slite erforderten Reisen und wahrscheinlich Übernachtungen.
Er kratzte sich am Kopf, überlegte drei Sekunden und strich Slite durch.
Aber wenn er von Göteborg den richtigen Zug nahm, würde er für ein paar Stunden in Hallsberg aussteigen und anschließend mit einem späteren Zug in die Hauptstadt des Königreichs weiterfahren können. In der königlichen Hauptstadt gab es nicht nur Familie Helgesson in der Blekingegatan im Stadtteil Södermalm, sondern auch Sara. In der Vikingagatan im Stadtteil Vasastan, um genau zu sein, und das gab zweifellos den Ausschlag.
So machen wir es, dachte Inspektor Barbarotti und schlug seinen Notizblock zu. Ende nächster Woche – wenn bis dahin nichts Unvorhergesehenes eintrifft.
Ermittlung oder Beschäftigungstherapie, so lautete weiterhin die Frage.
Er sah auf die Uhr. Zehn Minuten nach elf. Donnerstag, der 24. Mai. Am Himmel vor seinem Fenster drang die Sonne allmählich durch die Wolkendecke.
Marianne, schrie eine Stimme in ihm.
Er nahm an, dass es seine eigene war.
9
U nd, wie läuft’s?«
Backman stellte ihm die Frage. Sie aßen im Kungsgrillen zu Mittag. Es hätte wie immer sein können, und er fragte sich, was das eigentlich bedeutete, diese simple Phrase. Wie immer .
War das erstrebenswert oder etwas, wovon man sich fortsehnte?
Die Frage war natürlich idiotisch. Es kam ganz auf die Situation und darauf an, was dieses immer eigentlich beinhaltete. Ganz generell war es nichts, worüber man nachgrübeln sollte, und er merkte, dass Eva Backman ihn mit besorgt gerunzelter Stirn betrachtete. War er kurz davor, die Kontrolle zu verlieren, war es das, was sie sah?
»Was? Was hast du gesagt?«
»Ich habe dich gefragt, wie es läuft? Mit Morinder, meine ich.«
»Aha? Na ja, sehr weit bin ich noch nicht gekommen. Ich werde morgen mit Söderberg sprechen.«
»Wer ist das?«
»Jemand, der ihn ein wenig kannte. Wenigstens vielleicht.«
»Und unsere Mörderin?«
»Befindet sich in einer Pension.«
»Pension?«
»Ja. In Vilhelmina. Kommt nächste Woche zurück. Dann werde ich mich mit ihr unterhalten. Und wie läuft es bei Fängström?«
»Vergiftet«, antwortete Eva Backman und spaltete mit der Gabel ein Fleischbällchen. »Das ist zwar noch nicht bestätigt, aber es deutet alles darauf hin. Was machst du heute Abend?«
Barbarotti dachte nach. »Kochen. Zu meinem Therapeuten gehen.«
»Ist er gut? Wie heißt er noch?«
»Rönn. Er heißt Rönn. Doch, er ist schon gut. Er kommt aus Nordschweden.«
»Klingt beruhigend.«
»Ja, er ist … beruhigend. Das sollten Leute wie er ja wohl auch sein. Dann wurde er also vergiftet?«
»Ja. Davon gehen wir
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