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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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weil meine Frau gestorben ist?«
    Asunander stierte ihn an. »Keineswegs«, stellte er fest. »Wenn es so wäre, hättest du dich mit Fahrraddiebstählen beschäftigen dürfen. Nein, ich möchte herausfinden, was mit Morinder passiert ist und wie die Verbindung zu dieser alten Geschichte auf dem Hof Burma aussieht.«
    »Mir drängt sich das Gefühl auf, dass du da etwas andeutest«, bemerkte Barbarotti.
    »Das tue ich auch«, erwiderte Asunander gereizt. »Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Mit Ellen Bjarnebo?«
    »Wem sonst?«
    Barbarotti seufzte. »Nein, ich habe nicht mit ihr gesprochen.«
    »Zum Teufel, warum nicht?«
    »Ich habe sie nicht erreicht. Sie hält sich in einer Pension in Lappland auf.«
    »Lappland? Sieh zu, dass sie herkommt. Oder fahr hin. Das kann ja wohl nicht so verdammt schwer sein.«
    »Anscheinend ist sie dort nicht mehr«, korrigierte Barbarotti sich.
    »Nicht mehr dort? Wo ist sie dann?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Asunander brachte einen Laut zustande, der auf der Grenze zwischen einem Räuspern und einem Knurren lag. »Was zum Henker?«, gelang es ihm zu artikulieren. »Hast du nicht einmal mit ihr telefoniert?«
    »Achtzehn Sekunden«, sagte Barbarotti.
    »Verdammt noch mal«, fluchte Asunander. »Du hättest doch die Fahrräder übernehmen sollen. Hast du die ganzen Tage etwa herumgesessen und Kreuzworträtsel gelöst?«
    »Man könnte den Eindruck gewinnen«, erwiderte Barbarotti. »Außerdem darfst du mich gerne von dieser Angelegenheit abziehen. Fahrräder sind Musik in meinen Ohren.«
    Asunander öffnete den Mund, blieb aber stumm. Möglicherweise blitzte ein finsteres Lächeln in seinen trüben Augen auf, aber das war schwer zu beurteilen.
    »Die Fahrräder kannst du vergessen.«
    »Das habe ich mir fast gedacht.«
    »Was hast du als Nächstes vor?«
    »Morgen fahre ich nach Stockholm und rede mit ihrem Sohn«, erklärte Barbarotti.
    »Dem Sohn?«, sagte Asunander mit neu erwachtem Interesse. »Gut.«
    »Und zu einer Vernehmung in Hallsberg.«
    »Vernehmung?«, fragte Asunander.
    »Einem Gespräch«, berichtigte Barbarotti sich.
    »In Hallsberg?«
    »Ja.«
    »Und Bjarnebo?«
    »Ich werde zusehen, dass ich sie erwische«, versicherte Barbarotti ihm.
    »Sollen wir sagen, dass du am Dienstag Bericht erstattest?«, schlug Asunander vor und sah auf die Uhr.
    »Ich nehme an, dass ich dann besser informiert werde«, sagte Barbarotti. »Über den wahren Grund, meine ich.«
    Zu seinem Erstaunen schien Asunander in Erwägung zu ziehen, diese Forderung zu akzeptieren. Zumindest runzelte er die Stirn.
    »Ich werde darüber nachdenken«, erklärte er. »Es ist ehrlich gesagt ein wenig persönlich. Nein, jetzt musst du gehen, zwei Herren vom Staatsschutz scharren schon mit den Hufen.«
    »Staatsschutz?«, fragte Barbarotti. Persönlich, dachte er.
    »Unser Freund Fängström«, verdeutlichte Asunander und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Unser vergifteter Demokrat. Dienstag, gleiche Zeit.«
    »Gleiche Zeit«, bestätigte Barbarotti.

21
    I rgendein Brief.
    Ein weißer A5-Umschlag, sein Name und seine Adresse handschriftlich notiert, kein Absender.
    Die Handschrift unbekannt, Mariannes war es jedenfalls nicht.
    Er öffnete ihn erst, als er allein war. Abendessen, Gespräch über den Tagesverlauf, eine verspätete Facharbeit über Aksel Sandemose und ein stiller Moment des Zusammenseins mit Jenny; Letzteres war zu einer Art Gewohnheit geworden, und er überlegte, ob er ihr von dem Brief erzählen sollte, beschloss jedoch, es lieber zu lassen. Es war besser, ihn erst zu lesen, vielleicht war er nur an ihn persönlich gerichtet.
    Er lag im Bett und öffnete ihn. Es war halb zwölf.
    Er enthielt einen kleineren, blassgelben Umschlag: »Meinem geliebten Gunnar«. Ohne jeden Zweifel Mariannes Handschrift. Darüber hinaus eine kleine Karte von Elisabeth, Mariannes Schwester, er begann mit ihr:
    Lieber Gunnar,
    ich weiß nicht, ob ich das Richtige tue, aber diesen Brief gab Marianne mir vor ungefähr einem halben Jahr. Ich sollte dafür sorgen, dass er im Falle ihres Todes in deine Hände gelangen würde, erklärte sie. Anscheinend hatte sie also doch eine Art Vorahnung. Ich solle einen Monat warten, sagte sie noch, und weil diese Zeit nun verstrichen ist, seit sie von uns gegangen ist, erfülle ich ihren Wunsch. Ich weiß nicht, was in dem Brief steht, natürlich nicht, hoffe aber, dass er dir in irgendeiner Weise Trost spenden wird. Du kannst mich jederzeit anrufen. Du bist in unseren Gedanken,

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