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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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genau wie die Kinder.
    Ich umarme dich
    Elisabeth
    PS Bosse und die Kinder grüßen natürlich herzlich
    So einfach war das also. Sie hatte ihn für den Fall der Fälle im Voraus geschrieben.
    Komplizierter war es nicht. Er spürte einen Anflug von Enttäuschung in sich aufsteigen, fragte sich aber gleichzeitig, was er eigentlich erwartet hatte.
    Dass Marianne ihm tatsächlich aus dem Jenseits schreiben würde? Ein Brief aus dem Land der Dämmerung, aus Philip Larkins »sure extinction that we travel to and shall be lost in always« – oder aus dieser Alternative, die ihm so unbegreiflich und schwindelerregend vorkam, dass alle Worte entgleisten: dem Himmel? dem Paradies?
    Andererseits … andererseits war sie tatsächlich von der Rückbank im Auto aus zu ihm gekommen und hatte ihm erzählt von … von diesem Brief, den er nun in einer Hand hielt, die zitterte, weil sie nicht richtig verstand, was hier vorging und kaum wagte, ihn zu öffnen.
    Doch, sicher, nach ihrem Tod hatte sie mit ihm über diesen Brief gesprochen, ein einziges Mal nur, aber es war deutlich genug gewesen. Ich habe dir geschrieben . Und der Herrgott hatte es bestätigt und versprochen, ein wachsames Auge auf den Postverkehr zu werfen. So war es tatsächlich gewesen. So sah die Wirklichkeit aus.
    Warum zweifle ich?, überlegte Gunnar Barbarotti. Was treibt mich dazu, das Dasein in vier Ecken festzunageln? Dadurch wird es doch so jämmerlich und trist, warum ist mein Glaube so schwach?
    Der Gnade sollst du dich bedingungslos unterwerfen, dort sollst du liegen, hatte Rönn ihn angewiesen.
    Er holte tief Luft, schlitzte den Umschlag auf und las:
    Geliebter Gunnar,
    wenn du diese Zeilen liest, bin ich heimgegangen. Leider, ich habe niemals Angst vor dem Tod gehabt, das weißt du, aber euretwegen tut es mir leid. Deinetwegen und der Kinder wegen hätte ich noch ein paar Jahre weiterleben sollen, das spüre ich, aber auf Leben und Tod hat man keinen Einfluss. Seit meinem kleinen Malheur haben wir ja darüber gesprochen, und ich weiß, dass du in gewisser Weise vorbereitet gewesen bist.
    Aber ich weiß auch, wie schwer das jetzt für dich ist. Ich kann mir vorstellen, dass du nachts wach liegst und dich sorgst, nicht genug für die Kinder da zu sein, dass du auf verschiedenen Wegen versuchst, Kontakt zu mir zu bekommen, und dass dich Zweifel plagen und du schwermütig wirst, wenn es nicht funktioniert.
    Denn jetzt, da ich diese Zeilen zu Papier bringe, weiß ich natürlich nicht, ob und wie das geht. Wir können uns vielleicht in deinen Träumen begegnen, ich mag dich in gewissen Situationen berühren können, aber auch wenn mein Glaube stärker ist als deiner, habe ich letztlich keine Ahnung, was mich auf der anderen Seite erwartet. Ich weiß nur, dass ich keine Angst davor habe. Ich empfinde Zuversicht und möchte, dass auch du sie fühlst. Die Zeit unseres irdischen Lebens ist nur ein Zwinkern in der Ewigkeit, und wenn wir diesen Kontakt nicht bekommen, den wir uns erhoffen, während du dich in diesem Zwinkern befindest, werden wir ihn hinterher bekommen. Beizeiten und für alle Ewigkeit, versuche bitte, das zu verinnerlichen.
    Doch nun möchte ich ein wenig pragmatisch werden, geliebter Freund. Ich hoffe sehr, dass du eine ganze Weile um mich trauerst, denn das habe ich verdient, aber dann muss das ein Ende haben. Trauer ist kein Zustand, in dem man zu lange verweilen sollte. Tu das nicht, lieber Gunnar! Ich möchte nicht, dass du herumsitzt und traurig und passiv und betrübt bist; das hilft weder dir noch den Kindern und macht niemanden froh. Pflege mein Grab, ein paar frische Blumen ein, zwei Mal im Monat, zumindest im ersten Jahr, mehr will ich gar nicht. Keine Nelken, vergiss nicht, dass ich die ganz furchtbar finde! Du darfst ruhig laut zu mir sprechen, wenn du ohnehin einen Moment stehen bleibst und nicht zu viele Leute in der Nähe sind. Vielleicht kann ich dich hören, auch wenn du mich nicht hörst. Aber du darfst dich keinesfalls in Einsamkeit und Grübeleien vergraben, damit würdest du mich enttäuschen. Ich glaube, du brauchst eine Frau an deiner Seite, in den Jahren, die wir zusammen gewesen sind, habe ich den Eindruck gewonnen, dass du ein bisschen gehandicapt wirkst, wenn du alleine zurechtkommen sollst. Aber das gilt ja für die meisten sanften Männer. Nun will ich dich natürlich nicht stehenden Fußes auf Brautschau schicken, aber du sollst wissen, was ich denke. Und wenn es so wäre, dass man im Himmel sitzen und an Strippen

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