Am Anfang des Weges
gefahren, um deinen Van zu holen. Er steht unten. Deine Schlüssel liegen auf dem Tisch. Ich bin gegen zwei zurück. Mach’s dir gemütlich. Kaffee ist in der Kanne, und ein paar Pop-Tarts gibt es auch. (Ich weiß, dass du sie magst.) Wenn du gehen musst, verstehe ich das. Bitte, bitte, bitte ruf mich an. Ich mache mir Sorgen um dich.
Alles Liebe,
Falene
Ich zog meine Schuhe an und nahm meine Schlüssel vom Tisch. Ich schrieb »Danke« über ihre Notiz. Dann fuhr ich nach Hause.
Zwanzigstes Kapitel
Bei allem, was man tut, gibt es einen Moment, ab dem es kein Zurück mehr gibt: den Schritt über die Klippe, den Finger, der auf den Abzug drückt, den Hammer, der fällt, die Kugel, die aus der Kammer fliegt, unaufhaltsam …
Alan Christoffersens Tagebuch
In ein leeres Haus zurückkehren zu müssen war noch viel schwerer, als ich gedacht hatte. Der Schmerz schien umso heftiger zu werden, je näher ich meinem Ziel kam. Zwei Blocks von unserem Haus entfernt hyperventilierte ich fast. Ich wurde wütend auf mich selbst. »Reiß dich zusammen, Mann.«
Mein Vater war bereits nach Hause gefahren. Er hatte mir eine Nachricht auf dem Küchentisch hinterlassen. Sie lautete schlicht: »Nehme den Flug um acht. Ruf an, wenn du kannst.«
Ich ging durchs Haus, unschlüssig, was ich tun sollte. Nicht, dass es nichts zu tun gab. Das Haus war ein einziges Chaos. In der Spüle stapelte sich schmutziges Geschirr, der Wäschekorb quoll über, Fastfoodtüten und -verpackungen lagen auf dem Küchentresen. Stapel ungeöffneter Post und Zeitungen türmten sich noch immer hinter der Tür.
Ich legte mich erst einmal hin, aber ich fand keine Ruhe, daher nahm ich die Wäsche in Angriff. Als mir eines von McKales Unterhemden in die Hände fiel, drückte ich mein Gesicht hinein. Ich konnte sie noch immer riechen.
An jenem Nachmittag klingelte der Postbote an der Tür. Er hielt ein Klemmbrett und ein Einschreiben in der Hand.
»Ich brauche eine Unterschrift«, sagte er.
»Was ist das?«
»Ein Einschreiben. Ich brauche nur Ihre Unterschrift, die den Empfang bestätigt. Hier unten.« Er zeigte auf eine kurze Linie. Ich unterschrieb, damit er wieder ging. Ich schloss die Tür, dann öffnete ich den Umschlag. Es war ein Schreiben von der Bank, in dem mir mitgeteilt wurde, dass mein Haus am nächsten Donnerstag auf dem Wege der Zwangsvollstreckung zur Versteigerung kommen würde. Ich ließ den Brief zu Boden fallen. Es war mir vollkommen egal. Alles war mir egal. Die Welt war ohnehin schon über mir zusammengebrochen; was spielte es da schon für eine Rolle, wenn noch ein oder zwei Ziegelsteine herunterfielen?
An jenem Abend aß ich nichts. Allein die Vorstellung, mir etwas zu essen in den Mund zu schieben, löste bei mir einen Würgereiz aus. Falene rief gegen acht an, aber ich konnte nicht ans Telefon gehen. Nicht einmal für sie. Die Trauer hatte sich um mich gelegt wie Smog. Bei Einbruch der Dunkelheit war mein Herz zu einem Boxring geworden, und zwei Männer kämpften darin um den Besitz meiner Zukunft.
Aus der blauen Ecke kämpft heute Abend, in weißen Hosen, das LEBEN und aus der roten Ecke, in schwarzen Hosen, der TOD.
Der Kampf hatte schon lange, bevor es mir bewusst wurde, begonnen. Vermutlich in dem Augenblick, als ich McKale zum ersten Mal in ihrem Krankenhausbett gesehen hatte.
Nach neun Runden hat der TOD die Oberhand gewonnen. Er zeigt keine Gnade gegenüber dem LEBEN, das von den andauernden Schlägen ins Taumeln gekommen ist. Das LEBEN ist nicht mehr der großspurige, preisgekrönte Sieger, der sich noch vor Wochen als Champion feiern ließ. Das LEBEN hat den Boden unter den Füßen verloren. Es hängt in den Seilen. Der TOD spürt bereits seinen Sieg und holt zum entscheidenden Schlag aus. Er trommelt erbarmungslos auf seinen Gegner ein. Es tut weh, dabei zuzusehen, Leute! Das LEBEN wird zusammengeschlagen, und es ist zu erschöpft und zu benommen, um die Schläge auch nur abzuwehren .
Die Menge riecht Blut und grölt. Es ist ihr egal, wer gewinnt. Sie will nur einen guten Kampf sehen.
Um zwei Uhr morgens ging der Kampf in die letzte Runde. Ich saß am Küchentisch und hielt zwei geöffnete Fläschchen mit McKales unbenutzten Medikamenten in der Hand – Oxycodon und Codein. In jedem einzelnen waren genug Tabletten, um den Kampf zu beenden. Auf dem Tisch vor mir stand etwas, um sie hinunterzuspülen – eine Flasche Jack Daniel’s.
Ironischerweise hatte ich in den Anfangstagen meiner Werbeagentur für die
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