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Am Anfang des Weges

Am Anfang des Weges

Titel: Am Anfang des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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glasierte Blaubeer-Pop-Tarts, zwei Braeburn-Äpfel, eine Bartlett-Birne, einen Beutel Studentenfutter und eine 450-Gramm-Packung Dörrfleisch.
    Die Leute haben instinktiv Angst vor Männern mit Vollbart (wie z. B. dem Weihnachtsmann oder dem Obdachlosen, der im Bus neben ihnen sitzt), obwohl es aus historischer Sicht die Schnurrbärte sind, die uns am meisten beunruhigen sollten (z. B. Hitler, Stalin, John Wilkes Booth).
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Nach reiflicher Überlegung kaufte ich mir auch noch eine Reiseflasche Shampoo, ein Päckchen Einweg-Rasierklingen und Rasiergel. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, mir den Bart wachsen zu lassen, bis ich wie einer dieser ZZ-Top-Typen aussehen würde, aber ich entschied mich dagegen. Die Wahrheit ist, dass ich noch nie gern Bart getragen habe. Einmal ließ ich mir einen Spitzbart wachsen, aber McKale sagte, es würde wehtun, mich zu küssen, und drohte damit, mir ihre Lippen vorzuenthalten, bis ich ihn abgenommen hätte. (Sie sagte auch, ich würde damit wie Satan aussehen. Ich weiß nicht, woher sie wusste, wie Satan aussah, aber der Spitzbart kam noch an demselben Abend ab.)
    Mein Rucksack war spürbar schwerer, als ich den Safeway verließ. Ich ging weiter nach Norden, bis ich den Highway 522 erreichte, und bog dann nach Osten ab. Endlich hatte ich die Vororte hinter mir gelassen. Der Wald um mich herum stand auf beiden Seiten dicht. Zwischen den mit Flechten bedeckten Schwarzen Pyramidenpappeln wucherten Farne und Immergrüne.
    Trotz des zusätzlichen Ballasts fiel mir das Laufen leichter, da der Weg nun sanft bergab führte und mein Rucksack mich talwärts zu schieben schien.
    Seattle ist eine Amphibie. Selbst wenn ich kein Wasser sehen konnte, konnte ich es irgendwo hören, einen unterirdischen Wasserlauf, einen Viadukt oder einen Wasserfall am Straßenrand. Unter solchen Bedingungen würden andere Städte verschimmeln oder verrotten – aber auf dieser Seite von Washington ist nass der natürliche Zustand der Dinge – nass wie ein Salamanderrücken.
    Um halb fünf begann es bereits zu dämmern. Mit dem schwindenden Tageslicht fiel die Temperatur auf um die fünf Grad ab. Mir blieb nur noch wenig Licht, und ich entschied, kein Risiko einzugehen und mir einen Platz zum Zelten zu suchen.
    Am Echo Lake stieß ich auf eine Böschung, die etwa zehn Meter hoch bis zu einem dichten Wald aufragte und so einen Schutzschirm zur Straße hin bot. Ich stieg die Böschung hoch, wobei ich mich an Farnen und Blättern festhielt, um an dem schlammigen Hang nicht auszurutschen. Oben angekommen, blickte ich hinunter auf eine kleine Bucht. Ich war nicht der Erste, der diesen Ort entdeckt hatte. Eine flach gedrückte Stelle verriet, wo vor mir schon jemand gezeltet hatte, und ringförmig angeordnete Steine zeugten von einer Feuerstelle.
    Ich wanderte die Schlucht hinunter ans Ufer, fand eine trockene Stelle und nahm meinen Rucksack ab. Ich sah mich noch einmal um, um mich zu vergewissern, dass ich allein war, dann nahm ich das Zelt aus dem Rucksack.
    Ich hatte die Broschüre für dieses Zelt zwar selbst verfasst, aber ich es hatte es noch nie aufgebaut. Zum Glück ging es genauso leicht, wie ich versprochen hatte. Ich war froh darüber. Egal, ob ich Zelte oder Politiker verkaufte, in den meisten Fällen pries ich das Produkt mit meinen Sprüchen so an, wie es sein sollte, nicht unbedingt so, wie es war. Dadurch wurde ich zu einem professionellen Lügner. Wenigstens bei dem Zelt hatte ich die Wahrheit gesagt.
    Ich rollte meine selbstaufblasbare Isomatte aus, dann breitete ich meinen Schlafsack aus, einen daunengefüllten Mumiensack. Ich schlüpfte aus meinen Kleidern, kletterte hinein und legte mich so hin, dass mein Kopf aus dem Zelt hervorschaute. Der Himmel war hinter dünnen schwarzen Wolkenschleiern verborgen. Mein Blick fiel auf die Feuerstelle.
    Als ich zwölf Jahre alt und bei den Pfadfindern war, erklärte uns unser Pfadfinderführer, dass man als Erstes ein Feuer machen sollte, wenn man sich in der Wildnis verirrt hatte. Er fragte uns, warum, und wir brachten unsere Antworten vor. Wärme. Um wilde Tiere fernzuhalten. Um den Rettungskräften ein Zeichen zu geben .
    »Alles gute Antworten«, sagte er, »aber keine ist die, auf die ich hinauswill. Ihr macht ein Feuer, um zu verhindern, dass ihr in Panik ausbrecht.«
    Ich hätte ein Feuer machen sollen. Als sich die Nacht herabsenkte, stieg Panik in mir hoch. Mir wurde bewusst, dass ich nicht allein unterwegs war. Ich hatte

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