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Am Anfang des Weges

Am Anfang des Weges

Titel: Am Anfang des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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übersieht, wenn man nicht genau hinschaut. Sie schien hauptsächlich aus Wohnwagen und hohem Gras zu bestehen.
    Wie Bill Bryson so treffend bemerkte, sind amerikanische Städte im Allgemeinen »nach dem ersten Weißen benannt, der dorthinkam, oder nach dem letzten Indianer, der wegging«. Das hier, dachte ich, war eine willkommene Ausnahme, hier hatte der Stadtrat ein bisschen Initiativgeist gezeigt. Ich hatte mich getäuscht. Den Ursprung des Namens verriet eine Gedenktafel in der Nähe der Tankstelle, bei der ich kurz anhielt, um die Toilette zu benutzen.
    Offenbar hatte die Stadt ursprünglich Wallace geheißen, nach dem ersten weißen Siedler, aber die Post schickte die Briefe der Stadt nach wie vor nach Wallace, Idaho, sodass eine Abstimmung durchgeführt und der Name offiziell in Startup geändert wurde. Dieser Name kündete nicht jedoch von irgendwelchen optimistischen Plänen, sondern vielmehr von George Startup , dem Geschäftsführer des Holzunternehmens Wallace Lumber Company. Bryson hatte sich getäuscht. Wie Städte genannt werden, ist, wie alles andere auf dieser Welt, eine Frage des Geldes und der Politik.
    Die nächste Stadt hieß Gold Bar. Das Schild am Ortseingang erklärte sie zum »Tor der Kaskaden«. Das Stadtzentrum bildeten ein riesiger Totempfahl und mehrere Kaffeebuden: The Coffee Coral, Let’s Go Espresso und Espresso Chalet.
    Während ich all diese kleinen Städtchen durchquerte, grübelte ich immer wieder über ihre Bewohner nach. Wieso hatten sie sich hier niedergelassen, und – was mir ein noch größeres Rätsel war – wieso waren sie geblieben? Hatten sie das nur getan, weil ihnen der Ort vertraut war? Ist der Mensch wirklich so anhänglich?
    In Gold Bar stand eine Kirche am Straßenrand, die etwas größer war als die, bei der ich angehalten hatte: die Vitality Christian Church. Es handelte sich um eine Hütte, die aus einem einzigen Raum bestand, mit einem großen Kreuz, das an die Außenwand genagelt war. Diesmal war ich so vernünftig, einfach weiterzugehen.
    Im Laufe des Tages regnete es immer wieder – nicht genug, um meinen Weg zu unterbrechen, aber genug, dass ich bis auf die Knochen durchnässt war, fror und mich erbärmlich fühlte. Ich hatte etwa zwanzig Meilen zurückgelegt und überlegte, ob ich mein Lager aufschlagen sollte, als ein Schild Zeke’s Drive-in ankündigte, das Zuhause weltberühmter Shakes.
    Es ist ein seltsames Phänomen, dass fast alle dieser Imbissbuden am Straßenrand irgendetwas haben, wofür sie angeblich weltberühmt sind. Ich fragte mich, ob es nur ein Marketing-Hype war oder ob tatsächlich irgendetwas passiert war, das dem Besitzer das Gefühl gab, diesen Titel zu verdienen.
    Neben dem Drive-in befand sich ein roter Eisenbahnwaggon. Als ich näher kam, sah ich, dass auf dem Grundstück dahinter einige »Betreten-verboten«-Schilder standen. Ich beschloss, mir etwas zu essen zu holen und mich nach Campingplätzen in der Nähe zu erkundigen.
    Die Speisekarte war eine von Hand beschriebene Sperrholztafel, die an der Außenwand befestigt war. Zeke’s hatte die übliche Drive-in-Kost – bis auf eine bemerkenswerte Ausnahme: den Straußenfleisch-Burger. Im Gegensatz zu mir probierte McKale gern Neues aus und hätte ihn vermutlich bestellt.
    Ein hochgewachsener Mann mit bernsteinfarbenem Haar stand am Fenster und sah mich kommen. Auf dem Grill hinter ihm flackerten kleine Fettfeuer. Als ich noch etwa zehn Schritte von dem Fenster entfernt war, fragte er: »Was darf ’s sein?«
    »Wie schmeckt denn ein Straußenfleisch-Burger?«
    Die Antwort kam so schnell, dass ich vermutete, dass ihm die Frage schon zehntausendmal gestellt worden war. »Strauß ist beliebt. Es ist rotes Fleisch, wissen Sie, so wie Rindfleisch, aber magerer. Sehr mager. Es ist toll für Leute, die auf ihre Linie achten.«
    McKale hätte es eindeutig bestellt. Um meine Linie musste ich mir dieser Tage nicht allzu viele Gedanken machen, aber meine Neugier war geweckt. »Ich nehme einen«, sagte ich. »Was ist denn der Unterschied zwischen dem normalen Straußenfleisch-Burger und dem Deluxe-Straußenfleisch-Burger?«
    »Käse und Pickles«, sagte er.
    »Ich nehme den Deluxe.«
    »Wollen Sie Pommes frites dazu?«
    »Gern.«
    Er notierte die Bestellung mit einem Bleistiftstummel.
    »Und ich hätte gern einen Ihrer weltberühmten Shakes.« Ich betonte das Wort weltberühmt , als würde ich meine Stimme mit Anführungszeichen versehen, aber er zeigte keine Reaktion.
    »Welchen

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