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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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dann ihre Tochter. Das konnte unmöglich wahr sein. Aber Josephines Miene und die Tränen in ihren Augen bestätigten, was er sagte.
    „Wir haben nichts Unrechtes getan“, sagte sie. „Er ist nicht unser Feind.“
    „Sie lügt“, sagte Daniel. „Mary hat gesehen, wie sie sich im Wald getroffen haben. Allein. Wir haben einen Stapel Briefe gefunden, die er ihr geschrieben hat. Deshalb musste ich ihn letzte Nacht verjagen. Wenn die Wahrheit herauskäme, würde das einen Skandal verursachen. Josephines Ruf wäre ruiniert und unserer auch. Ich musste unsere Familienehre verteidigen.“
    „Du hattest vor, ihn umzubringen!“, gab Josephine zurück. „Ich habe euch gehört. Deshalb habe ich ihn gewarnt. Er wäre jetzt tot, wenn ich nicht vor euch dagewesen wäre.“
    „Der Yankee ist also noch am Leben?“, fragte Eugenia.
    „Ja“, sagte Daniel. „Und dank Josephine wird er zurückkommen. Bald wird unsere Stadt voller Yankees sein, die sich rächen wollen. Sie hat uns verraten, Mutter.“
    „Ach, du liebe Güte …“, murmelte Eugenia. Wie hatten ihre Kinder nur so schreckliche Dinge tun können? Wie hatte alles so außer Kontrolle geraten können? Der Schmerz in ihrer Brust machte es ihr schwer zu atmen oder zu sprechen. Aber der Schmerz in ihrem Herzen war unendlich viel größer, als sie zuhörte, wie ihre Kinder sich stritten.
    „Du und deine Freunde habt dieses Problem verursacht, nicht ich“, sagte Josephine. „Ihr habt das Lager der Schwarzen im Wald angegriffen und die Leute zusammengeschlagen. Zwei Männer sind gestorben. Beim ersten Mal habt ihr auch schon versucht, die Schule niederzubrennen. Dafür kannst du mir nicht die Schuld geben oder sagen, damit hättest du die Familienehre verteidigt.“
    „Wenn die Sklaven behaupten, dass wir für die Gewalt verantwortlich sind, lügen sie.“
    „Ihr wart es! Das weiß ich. Ihr habt sie aus dem Wald vertrieben.“
    „Das ist privates Land, Josephine, und wir hatten das Recht, sie zu vertreiben. Willst du, dass eine Bande Raufbolde und Vagabunden so nah an White Oak lebt? Wir haben sie gewarnt und ihnen die Chance gegeben, die Gegend friedlich zu verlassen, aber sie haben ja nicht gehört.“
    „Zwei Männer sind gestorben!“
    „Das war nicht unsere Schuld! Die Sklaven sind aggressiv geworden und haben uns zuerst angegriffen. Wir haben nur in Notwehr gehandelt. Sie waren in der Überzahl und hatten Gewehre –“
    „Das ist doch lächerlich. Wo sollten sie Gewehre herbekommen?“
    „Die Yankees haben ihnen Waffen gegeben –“
    „Niemals!“
    „Ich weiß, dass du die Wahrheit über deinen kleinen Yankeefreund nicht glauben willst, aber das ist in Wirklichkeit in seinem Büro vor sich gegangen. Ich tue das alles, um euch zu beschützen. Wir alle versuchen das.“
    „Ihr habt die Schule angezündet. Zwei Mal!“
    „Nur, um all die Landstreicher zu vertreiben. Wegen der Schule hängen sie hier herum und machen Schwierigkeiten. Nachdem sie uns im Wald angegriffen hatten, mussten wir etwas tun, damit sie nicht noch mehr Waffen in die Hände bekommen.“
    „Ich glaube dir kein Wort. Willy würde keiner Fliege etwas zuleide tun. Wie kommt es denn, dass er und Otis so schlimm zugerichtet wurden? Und all die anderen?“
    „Es war ein ziemliches Durcheinander. Du warst ja in jener Nacht nicht dabei. Diese Sklaven sind gefährlich. Es ist schlimm genug, dass wir den Krieg verloren haben, aber so wie es aussieht, könnte es zu einem zweiten Krieg mit den Schwarzen kommen, die von den Yankees unterstützt werden. Wir mussten die ganzen Vagabunden verjagen und unsere Stärke unter Beweis stellen.“
    Eugenia presste sich die Faust auf ihren Brustkorb, um gegen den Schmerz anzudrücken. Ihre Welt zerbrach gerade zum zweiten Mal. Es war ihr Ziel gewesen, alles, was sie verloren hatte, wiederzubekommen, aber David hatte recht gehabt – die Vergangenheit war voller Hass und Gewalt. In die Vergangenheit zurückzukehren bedeutete, den Kopf in den Sand zu stecken und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Dann müsste sie es Daniel überlassen, für sie zu sorgen. Und er hatte ein schreckliches Unheil angerichtet.
    „Wer weiß sonst noch von Josephine und diesem Mann?“, fragte Eugenia.
    „Niemand“, sagte Daniel. „Nur unsere Familie.“
    Eugenia war nur wenig erleichtert. „Was geschieht jetzt, nachdem ihr das Büro für Freigelassene niedergebrannt habt?“
    „Ich weiß es nicht.“ Daniel fuhr sich wieder mit den Fingern durchs Haar. „Der Yankee

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