Am Anfang eines neuen Tages
warst?“
„Ja.“ Sie liebte ihn und das brach ihr das Herz. Wenn sie gewusst hätte, wie weh es tat, jemanden zu lieben, hätte sie ihr Herz nie verschenkt. Aber letztlich war es keine Frage des Verschenkens gewesen. Josephine war kopfüber in diese Liebe hineingestürzt – hilflos, unwissentlich, ohne zu bemerken, wie der Boden unter ihren Füßen wankte, bis es viel zu spät war.
„Aber wir können den Blakes nicht sagen, dass du einen Yankee liebst“, sagte Mutter und löste sich aus ihrer Umarmung, um Josephine anzusehen. „Daniel schwört, dass niemand außerhalb der Familie die Wahrheit über deinen Verrat kennt, aber –“
„Ich habe niemanden verraten. Ich habe Alexander das Leben gerettet. Und ich habe Daniel davor bewahrt, einen Mord zu begehen.“
Mutter schwieg eine Weile. „Die Leute in unseren gesellschaftlichen Kreisen werden das anders sehen“, sagte sie. „Das weißt du doch, oder?“
„Wenn Alexander kein Yankee wäre, wenn du dir die Zeit nehmen würdest, ihn so kennenzulernen, wie ich ihn kennengelernt habe, dann würdest du sehen, was für ein ehrlicher, rücksichtsvoller, gottesfürchtiger Mann er ist. Er ist wegen seines christlichen Glaubens hierhergekommen und hat versucht, uns beim Wiederaufbau zu helfen, obwohl er wusste, dass man ihn hassen würde.“
„Ich will nichts mehr über diesen Mann hören, Josephine. Er ist fort. Jetzt müssen wir überlegen, wie wir Ordnung in dieses schreckliche Durcheinander bringen.“
Alexander hatte versprochen, wieder zu ihr zurückzukommen. Er hatte gesagt, er würde einen Weg finden. Sollte sie es wagen, daran zu glauben und an der Hoffnung festzuhalten? Josephine wusste, dass Alexander zurückkommen könnte, um Daniel festzunehmen. Doch wenn er sie dann noch einmal fragen würde, ob sie mit ihm ginge, könnte sie ihm keine andere Antwort geben. Alles andere wäre der endgültige Verrat an ihrer Mutter, ihrer Familie.
Sie erinnerte sich an Alexanders Worte, an sein Versprechen, eine Lösung zu finden. „Was ist, wenn ich einen Weg fände, mit ihnen Frieden zu schließen, und wenn ich um deine Hand anhielte und wir hier gemeinsam mit ihrem Segen fortgingen – würdest du mich dann heiraten?“ An diesem Morgen schien das unmöglich zu sein. Er hatte gesagt: „Ich werde einen Weg finden. Vertrau mir, Josephine. Und vertrau auf Gott.“ Aber sie hatte Angst, ihm zu glauben, hatte Angst, Gott um Hilfe zu bitten. Dies war ein Gebet, das Gott unmöglich erhören konnte.
„Ich weiß nicht, was ich Priscilla sagen soll“, sagte ihre Mutter seufzend. „Ich weiß es wirklich nicht. Sie hat so viel durchgemacht, und gerade, als sie endlich wieder Hoffnung geschöpft hat …“
„Sag ihr die Wahrheit. Sag ihr, dass ich einen anderen liebe – du brauchst ihr ja nicht zu sagen, wer es ist. Sag ihr, dass ich Harrison nicht liebe.“
„Sie ist meine beste Freundin, Josephine. Sie wird wissen wollen, wer der Mann ist. Ich finde, sie hat ein Recht, es zu erfahren.“
„Dann erzähl ihr von Alexander.“
„Das können wir nicht. Daniel will nicht, dass irgendjemand von dir und dem Yankee erfährt, und er hat recht. Die Wahrheit wird Schande über unsere ganze Familie bringen.“
„Was ist, wenn ich unter vier Augen mit Harrison rede? Wenn ich ihm die Wahrheit sage, wird er mich ganz sicher nicht heiraten wollen. Soll er es seiner Mutter doch beibringen. Dann kann er sagen, dass er mich nicht heiraten will. Darüber wird seine Mutter auch enttäuscht sein, aber sie wird die Entscheidung ihres Sohnes respektieren.“
„Ich weiß nicht … können wir uns darauf verlassen, dass Harrison diesen Skandal nicht öffentlich macht? Er hat ein riesiges Opfer für die Konföderation gebracht und er wird von dem, was du getan hast, wahrscheinlich genauso empört sein, wie Daniel es ist.“
Ihre Mutter hatte recht. Harrison hasste sie sowieso schon, weil sie ihm das Leben gerettet hatte, und er könnte die Gelegenheit nutzen, um ihr Leben zu ruinieren. Oder er könnte sie heiraten, nur um sich zu rächen. Nein, sie konnte Harrison nicht über ihre Zukunft entscheiden lassen.
„So oder so können wir unsere Familie vielleicht nicht viel länger vor einem Skandal bewahren, Mutter. Die Yankees werden mit Sicherheit diejenigen bestrafen wollen, die ihr Büro niedergebrannt haben. Und Daniels Beteiligung daran wird gewiss aufgedeckt.“
„Aber in den Augen unserer Gemeinschaft hat Daniel sich wie ein Held verhalten. Das Schändliche ist, dass
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