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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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nicht zur Rede gestellt, als sie sein Gespräch mit Joseph Gray mit angehört hatte? Wa-rum hatte sie nicht versucht, ihn aufzuhalten? Jetzt hatte ihr Sohn einen Mann getötet! Ihr Sohn!
    Sie versuchte die Treppe hinaufzugehen, um sich hinzulegen, damit die Mädchen nicht sahen, dass sie krank war, aber der Weg war zu weit und der Schmerz zu heftig. Sie stolperte in den Salon und sank auf das Sofa. Wie hatte das passieren können? Was sollte sie tun? Sie schloss die Augen und versuchte, den Schmerz zu verscheuchen, indem sie sich sagte, die Nachricht, die sie soeben gehört hatte, könne nicht wahr sein.
    „Mutter? Ist alles in Ordnung?“, fragte Mary in ihrer ängstlichen Kaninchenstimme.
    Eugenia öffnete die Augen. „M-mir geht es gleich wieder gut …“, versuchte sie zu sagen, aber die Worte kamen atemlos und erstickt heraus.
    Sie hörte, wie Mary ins Esszimmer lief und rief: „Josephine! Komm schnell, Josephine!“ Eugenia versuchte ihnen zuzurufen, es gehe ihr gut und sie brauchten sich keine Sorgen zu machen, aber der Schmerz hatte alle Luft aus ihrer Lunge gepresst und sie konnte nicht mehr atmen. Bevor Eugenia sie aufhalten konnte, rannte Mary die Treppe hinauf, um an Daniels Tür zu hämmern. „Wach auf, Daniel! Mutter braucht einen Arzt!“
    Als Eugenia die Augen wieder aufschlug, sah sie, dass Josephine vor ihr kniete. „Mutter? Sag etwas, Mutter! Ist alles in Ordnung?“
    Sie versuchte zu nicken und ihre Tochter zu beruhigen. „Mir … geht es … gut.“
    „Dir geht es überhaupt nicht gut! Du bist weiß wie eine Wand! Was sollen wir machen? Sollen wir Dr. Hunter holen?“
    „Nein … nein, nicht.“ Sie dachte an das, was der Doktor ihr erst vor wenigen Tagen gesagt hatte. Dass sie stark genug sei, um selbst zu entscheiden, was für White Oak und ihre Familie am besten war. Dass sie Daniel beibringen müsse, seine falsche Einstellung den Schwarzen gegenüber zu ändern. David hatte gesagt, wenn sie selbst Veränderung zulasse, könne sie ihren Kindern mit gutem Beispiel vorangehen. Sie wünschte, David wäre hier, um ihr zu helfen, aber sie wusste, dass er auch damit recht gehabt hatte: Daniel würde nicht auf das hören, was der Arzt zu sagen hatte, weil er nicht aus ihrer Gesellschaftsschicht kam – und Eugenia hatte dazu beigetragen, ihrem Sohn diese Haltung einzuprägen.
    Daniel kam die Treppe herunter und in den Salon gelaufen. Währenddessen war er noch dabei, sein Hemd zuzuknöpfen. Mary folgte ihm auf dem Fuß. Eugenia richtete sich auf dem Sofa auf und betete, dass Gott den Schmerz lindern und ihr die Kraft geben würde, die sie brauchte. Bevor Daniel etwas sagen konnte, sah sie ihm in die Augen. „Daniel … was hast du getan?“
    „Was meinst du?“
    „Mädchen, seid bitte so gut und verlasst das Zimmer.“
    Keine von ihnen rührte sich. Eugenia hatte nicht die Kraft, darauf zu bestehen. Vielleicht war es gut, wenn sie es auch hörten. „Das Amt für Freigelassene … ist gestern Nacht abgebrannt“, sagte Eugenia und sie hatte Mühe, gegen den Schmerz in ihrer Brust anzureden. „Der Yankee ist tot. Ich weiß, dass ihr es wart … ich habe euch reden hören. Planen.“
    Einen Moment lang wandte Daniel den Blick ab, als schäme er sich. Doch als er Eugenia wieder ansah, sah sie die Enttäuschung in seinen Augen. „Ich kämpfe für White Oak, für unser Zuhause“, sagte er. „Ich versuche, dich und meine Schwestern zu beschützen. Das ist alles, was meine Freunde und ich tun, verstehst du das denn nicht? Wir handeln in Notwehr.“
    „Ich bin mir sicher, dass du das wirklich glaubst, aber was du tust und die Art, wie du es tust, ist unrecht. Gewalt ist unrecht. Der Krieg ist vorbei, Daniel. Du kannst nicht nachts herumlaufen und Menschen töten.“
    „Ich habe niemanden getötet.“
    „Kannst du mir ehrlich sagen, dass du mit dem Brand gestern Nacht nichts zu tun hattest?“
    Daniel ging vor Eugenia auf und ab, während er sich mit den Fingern durchs Haar fuhr. Dann sank er auf einen Sessel ihr gegenüber. „Hör zu, Mutter. Ich wollte nicht, dass du weißt, was los ist, weil ich dich nicht aufregen wollte. Ich versuche, dich vor solchem Wissen zu schützen und eine potenzielle Katastrophe zu verhindern, bevor sie geschieht.“ Er warf Josephine, die immer noch zu Eugenias Füßen saß, einen wütenden Blick zu. „Aber die Wahrheit ist die: Josephine hat sich heimlich mit dem Yankee vom Amt für Freigelassene getroffen.“
    „Was …?“ Eugenia starrte erst ihn an und

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