Am Anfang ist die Ewigkeit
und sie gab keine Antwort.
Er griff in die Tasche seines Kapuzenshirts und holte einen Briefumschlag heraus. »Den hat der Fed-Ex-Bote gebracht. Mum hat ihn mir als Vorwand mitgegeben.«
Der Brief war von Katya. Ohne den Blick von seinem Shirt zu nehmen, griff sie danach.
Er hatte sich schon halb zum Gehen gewandt, da zögerte er noch einmal. »Ich wünschte, ich hätte ihm nicht geglaubt.«
»Ich weiÃ, ich auch.«
Er zuckte die Schultern. »Aber Gott hat auch noch nie etwas für mich getan. Genau wie Eryx. Alles Lügner.« Ohne ein Wort des Abschieds lieà er sie stehen.
Sie wollte ihm noch etwas hinterherrufen, doch sie lieà es sein. Für sie war er praktisch schon tot.
Sie betrachtete den Umschlag und fragte sich, warum ihre Mutter keine E-Mail geschickt hatte. Sie riss ihn auf und zog einen Reisepass sowie zwei Flugtickets heraus â eines von Telluride nach Denver, das zweite von Denver nach St. Petersburg.
Liebe Sasha,
ich habe alles Nötige veranlasst, damit du Weihnachten nach St. Petersburg kommen kannst. Du kannst so lange bleiben, bis dein Studium beginnt. Ich habe dich bereits an einer Schule angemeldet und eine Wohnung in einem alten, wunderschönen Haus gemietet. Du brauchst nur einen Koffer mitbringen, ich werde dir nach deiner Ankunft alles Nötige besorgen. Ich habe den Ring deines Vaters an einen Sammler verkauft. Das hat uns gerettet. Ich hoffe sehr, dass du mir verzeihen kannst. Ich habe auch einen Käufer für das Gemälde gefunden. Er möchte es gern zu Weihnachten verschenken. Bitte schick es per Kurier an mich, sobald du diesen Brief in Händen hältst. Bis bald, Mum
Es war ein seltsamer Brief. Die Worte klangen fast kalt. Sasha schossen eine Million Gedanken gleichzeitig durch den Kopf. Woher hatte ihre Mutter diesen Reisepass, der so echt aussah? Wie hatte sie es geschafft, dass Sasha nach Russland kommen konnte? Mum wusste doch gar nicht, dass sie jetzt die notwendigen Papiere besaÃ. Warum hatte sie ihren Brief nicht mit einer E-Mail oder einem Anruf angekündigt? Und das Allermerkwürdigste: Warum wollte sie das Gemälde verkaufen? Was war mit Eryx? Hatte er aufgegeben? Oder war er der potenzielle Käufer? Allein die Vorstellung lieà sie frösteln.
»Was hast du da?«, wollte Jax wissen, der neben ihr aus dem Wagen stieg.
Sie streckte ihm den Brief entgegen. Nachdem er ihn kurz überflogen hatte, blickte er sie mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an. »Sie will das Gemälde verkaufen.«
»Wahrscheinlich braucht sie ganz dringend das Geld, Jax.«
»Ja, wahrscheinlich.«
»Schicken wir ihr die Fälschung?«
Er nickte. »Das Original bekommt sie auf gar keinen Fall. Sonst fällt es womöglich noch Eryx in die Finger. Sobald wir zu Hause sind, beauftrage ich einen Lumina, die Fälschung wegzuschicken.« Er gab ihr den Brief zurück, hielt ihr die Tür zum Wagen auf und stieg dann an der Fahrerseite ein. Er biss die ganze Zeit die Zähne zusammen.
»Wenigstens muss ich mir jetzt keine Lüge mehr für sie ausdenken, wie ich zu den gefälschten Papieren gekommen bin.«
Er sagte kein Wort.
»Jax?«
»Geh Brody holen, damit wir endlich loskommen.«
»Bitte, Jax, kannst du nicht â¦Â«
» Jetzt , Sasha! Jetzt sofort!«
Wenn er nicht so aufgebracht gewesen wäre, hätte sie ihm gesagt, dass er sie nicht gleich anbrüllen musste. Aber er sah aus, als könnte er jeden Augenblick entweder einen Herzschlag bekommen oder in Tränen ausbrechen. Also stieg sie wortlos aus und machte sich auf die Suche nach Brody, der vermutlich mit Jenny im Fotolabor war.
Sobald Sasha losgegangen war, zog Jax sein Handy aus der Tasche. Er zitterte so sehr, dass er nur mit Mühe die richtigen Tasten traf. Als Key sich meldete, fragte er: »Ist die Fälschung fertig?«
»Schon seit Freitagabend. Ich wollte heute mit Eryx Kontakt aufnehmen und ihm sagen, dass wir das Bild gefunden haben. Mal sehen, welchen Gefallen er uns dafür erweisen will. Obwohl ich nicht glaube, dass da wirklich etwas kommt. Ist mir auch scheiÃegal. Ich sehe das Ganze als Möglichkeit, ihn ein bisschen zu besänftigen, damit seine Leute Sasha in Ruhe lassen. Morgen Früh müsste er das gefälschte Bild bekommen.«
»Das spielt keine Rolle mehr.«
»Wieso? Was ist denn passiert?«
»Er weiÃ, dass Sasha eine Anabo
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