Am Anfang ist die Ewigkeit
es keine Rolle mehr spielt, was sie will. Sie muss ja nicht unsterblich werden, aber sie muss unbedingt auf dem Berg bleiben. Ich könnte mir vorstellen, dass sie das gern wüsste. Früher oder später muss sie ohnehin erfahren, dass Katya das Gelübde abgelegt hat. Sonst erzählt sie ihr womöglich von Melanies Ausflug nach Key West und gefährdet damit unseren sorgfältig ausgearbeiteten Plan. Ich befehle dir, es ihr zu sagen, sobald wir heute Abend von der Gefangennahme zurück sind.«
Key kapierte es einfach nicht. Keiner seiner Brüder kapierte es, bis auf Phoenix. Er war anders, genau, wie Sasha gesagt hatte. Aber auch er war seinen Brüdern gegenüber in der Pflicht. Er musste sich an dem Plan beteiligen, mit dessen Hilfe sie fünfundfünfzig Skia auf einmal unschädlich machen wollten. Jax nickte. »Ich sagâs ihr.«
Ihr Handy meldete sich mit einem Song, den sie für Anrufer eingestellt hatte, die nicht in ihrem Telefonbuch gespeichert waren. Benommen und mit einem Gefühl, als hätte sie einen Wattebausch im Mund, kletterte sie aus dem Bett und suchte in ihrem Rucksack nach dem Telefon. Sie meldete sich mit der Stimme einer fünfzig Jahre alten Kettenraucherin.
»Wo steckst du denn?« Das war Brett.
Du lieber Himmel, dafür hatte sie sich aus dem Bett gequält? »Bei einem Freund. Und die Antwort lautet immer noch Nein. Chris kann nicht bei mir wohnen. Deine Mutter muss sich eben zusammenreiÃen. Tim ist ja kaum unter der Erde.«
»Dir ist nur nicht klar, wie sehr sie Chris hasst.«
»Oh doch, das ist mir klar. Sie war schon immer eine bösartige Hexe, auch bevor sie das Gelübde abgelegt hat.«
»Apropos Gelübde. Rate mal, wer heute Abend dran ist?«
»Amanda ganz bestimmt nicht, Brett. Da bin ich mir hundertprozentig sicher.«
»Dann komm doch zum Geisterhaus und überzeug dich selbst.« Er legte auf.
Sasha wählte sofort Amandas Nummer, aber natürlich meldete sie sich nicht. Sie hinterlieà eine Nachricht auf ihrer Mailbox. Sie flehte sie an, es nicht zu tun, sondern zu warten, bis sie noch einmal miteinander geredet hatten.
Danach sah sie auf die Uhr und stöhnte. Es war schon nach einundzwanzig Uhr. Sie hatte so lange geschlafen, dass sie das Spiel verpasst hatte. Ob Jax sehr enttäuscht war? Ob er wusste, dass sie krank war? Bestimmt wusste er das. Mathilda hatte es ihm sicher ausgerichtet.
Sie schüttelte den Kopf, um das Schwindelgefühl zu vertreiben, stand auf und nahm eine Jeans aus dem Schrank. Während sie sich anzog und ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammenband, fragte sie sich immer wieder, wie viel Zeit ihr wohl noch blieb, bevor Amanda das Gelübde ablegte. Und was sollte sie tun, wenn Bruno auch da war? Sie konnte sich nicht einfach auf Brett und die anderen stürzen. Bruno wäre sofort klar, dass sie mehr war als ein normaler Mensch.
Vielleicht hatte sie eine Chance, wenn sie vor allen anderen da war, sich irgendwo versteckte und Amanda bei der erstbesten Gelegenheit einfach mitnahm â¦
Sie klopfte an Jaxâ Tür. Wie erwartet war er nicht da. Vermutlich war er noch in der Schule beim Spiel. Sie durchquerte sein Zimmer, putzte sich im Bad die Zähne und schlüpfte in ihren Mantel. Dann schloss sie die Augen und hoffte, dass sie genügend geübt hatte. Sie konzentrierte sich und stellte sich vor, in der Garage zu stehen.
Als sie die Augen aufschlug, fand sie sich auf dem Dach der Garage wieder und schlitterte bereits Richtung Kante, von wo aus es steil nach unten ging.
Hastig kniff sie die Augen noch einmal zu, stellte sich das Innere der Garage vor und atmete erleichtert auf, als sie auf dem SteinfuÃboden am Seiteneingang neben dem Schlüsselbord landete. Sie schaltete kein Licht ein, um nicht unnötig auf sich aufmerksam zu machen. Sie entschied sich für einen Subaru Outback, der ganz in ihrer Nähe stand und dessen Garagentor nicht von Schneewehen blockiert war. Sie lieà das Auto langsam rückwärts nach drauÃen rollen und drückte auf die Taste an der Sonnenblende, um das Garagentor wieder zu schlieÃen.
Es dauerte eine Weile, bis es warm im Auto wurde. Mit klappernden Zähnen fuhr sie durch den Wald bis zu der schmalen StraÃe, die zur HauptstraÃe führte. Es schneite nicht mehr, sodass sie bis zur Nebelwand eine ganz gute Sicht hatte. Als die Nebelschleier schlieÃlich hinter ihr lagen, waren
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