Am Anfang ist die Ewigkeit
überhaupt begriffen hatte, was los war, standen pinkfarbene und braune Möbel in dem kleinen Schlafzimmer, das hinter dem Wohnzimmer lag, das er nie benutzte, und Mathilda half Sasha, Koffer und Taschen auszupacken. Dabei feuerte sie ununterbrochen irgendwelche Kommentare auf Deacon ab, der genauso mürrisch aussah wie immer.
Zwischendurch kam der Butler zu Jax und sagte in seiner typischen, steifen Art: »Es ziemt sich nicht für ein unverheiratetes weibliches Wesen mit Männern unter einem Dach zu schlafen, die nicht ihre Brüder sind. Ich bringe sie zu der Lumina, die sich immer um die Neuankömmlinge kümmert.«
»Nein.«
»Sie sollte nicht auf diesem Stockwerk wohnen. Dann bringe ich sie nach oben.«
»Nein.«
»Ist das Euer letztes Wort?«
»Sie muss im Moment sehr viel verkraften, Deacon. Wir sollten ihr nicht noch mehr schlaflose Nächte bescheren, weil sie Angst hat. In meiner Nähe geht es ihr nun mal besser.«
Als Jax jetzt in seinem Bett lag und sie keine fünfzehn Meter und nur zwei dünne Wände von ihm entfernt war, wurde ihm klar, weshalb Deacon so beharrlich gewesen war. Er hielt es nicht nur für unschicklich, er wusste auch ganz genau, dass Jax es nicht aushalten würde, sie so nah bei sich zu haben, ohne zu ihr zu gehen. Deacon hegte die Befürchtung, dass Jax die Regeln des Anstandes vergessen könnte. Wäre die Sache mit der Markierung nicht gewesen, hätte Deacon vermutlich richtig gelegen. Doch das würde Jax ihr nicht antun. Zumindest, solange sie sich nicht entschieden hatte zu bleiben.
Nachdem eine weitere Stunde vergangen war, stand er auf, schlüpfte in eine Jogginghose und klopfte an ihre Tür.
»Komm rein.«
Es war stockdunkel im Zimmer und sie lag hellwach im Bett.
»Wie geht es dir?«, fragte er.
»Ich kann nicht schlafen.«
»Hast du Angst?«
»Nein, ich kann nur nicht aufhören nachzudenken.«
»Worüber denn?«
»Ãber dich.«
Von ihrem Duft umhüllt, trat er an ihr Bett und sah, wie sie die Decke zurückschlug. Er legte sich neben sie, sie kuschelte sich an ihn und fünf Minuten später war sie eingeschlafen. Es dauerte keine Minute, dann schlief auch er.
Am nächsten Tag waren Brett und Chris nicht in der Schule und Erin erkundigte sich bei Sasha, wieso sie trotzdem gekommen sei.
»Ich mag meine Tante nicht«, erwiderte Sasha freiheraus. »Und dass mein Verhältnis zu Brett auch nicht gerade das beste ist, hast du ja gemerkt. Ich bin lieber in der Schule als bei ihnen.«
Sie wusste, dass die Geschichte schnell die Runde machen würde. Sie wurde tatsächlich nicht mehr darauf angesprochen, bis Amanda vor der Mathestunde auf sie zu kam und sich nach Brett erkundigte. »Ich schätze mal, er steckt es ganz gut weg. Ich hab eigentlich kaum mit ihm geredet, seit sein Dad gestorben ist.«
»Wieso denn nicht?«
Sasha brachte immer weniger Geduld für Amanda und ihre bizarre Fixierung auf einen Mörder ohne Seele auf. Deshalb fiel ihre Antwort ein wenig schnippisch aus. »Weil ich ihn auf den Tod nicht ausstehen kann.«
»Aber tut er dir denn gar nicht leid?«
»Doch, er tut mir leid.« Sie seufzte. »Die ganze Familie Shriver tut mir leid.«
Amanda setzte sich wieder an ihren Platz.
Es war Freitag und als sie am Nachmittag auf dem Rückweg zum Mephisto Mountain waren, sagte Jax: »Ich finde, wir sollten mal nicht an die Schule oder die Shrivers denken und uns einfach ein richtig schönes Wochenende machen.«
»Hört sich gut an«, meinte sie. »Wie siehst du das, Brody?«
Auf der Rückbank wurde irgendetwas genuschelt, das sich wie Star Trek anhörte.
»GroÃer Gott«, sagte Jax.
»Was ist denn?«, wollte Sasha wissen.
»Brody hat sich in Jenny Brown verknallt. Aber das ist gegen die Lumina-Vorschriften. Sie dürfen keine Bindungen zu Menschen eingehen, weil sie sich nur ausgesprochen schwer wieder davon lösen können. Jetzt wird er ihr zehn Jahre lang nachtrauern und keines der Mädchen auf dem Berg eines Blickes würdigen, weil er nur an Jenny denken kann.«
Sie warf Brody einen Blick zu, der gedankenverloren zum Fenster hinausstarrte. »Kann Jenny denn keine Lumina werden?«, wandte sie sich an Jax.
»Sie ist nicht geeignet. Ein Lumina muss bestimmte Eigenschaften erfüllen. Und wir erkennen sofort, ob jemand diese Eigenschaften
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