Am Anfang ist die Ewigkeit
Lichtung hinter einer Hütte. Gerade hatte sie sich noch gefragt, ob sie sich Reilly OâBrien nur einbildete, und im nächsten Moment hatte Reilly sie an der Hand gepackt und war so schnell mit ihr über Baumwipfel hinweggeflogen, dass sie kaum hatte atmen können. Boo hatte sich unter ihnen die Seele aus dem Leib gebellt, doch mit zunehmender Entfernung war sein Kläffen immer leiser geworden und schlieÃlich ganz verstummt.
Sie schaffte es auch nicht, sich von Reilly loszureiÃen. Es kam ihr vor, als wären sie zusammengeschweiÃt.
»Hör auf!«, schimpfte Reilly. »Ich lass dich erst los, wenn Brett aufgetaucht ist und du ihm gesagt hast, dass ich ihn umbringen werde.«
»Kriegt er das denn nicht selbst mit?«
Reilly warf ihr einen unwirschen Blick zu. »Er kann mich doch nicht sehen!«
»Aber ich kann dich sehen.«
»Natürlich, du bist ja auch ein Engel. Aber Brett ist nur ein Mensch, der kann das nicht.«
»Ich bin doch kein Engel.«
»Du schimmerst aber genau wie alle anderen Engel, die ich gesehen habe, seit ich tot bin.« Reilly runzelte die Stirn. »Bis auf diesen schwarzen Engel. Der hat nicht geschimmert, sah dafür aber wahnsinnig gut aus. Er hat behauptet, ich sei zu wütend auf Gott, um ins Paradies zu kommen. Dann hat er mich in ein riesiges Spukschloss geschleppt und mir gesagt, dass ich hierbleiben und alle möglichen Aufgaben erledigen muss, bevor ich in den Himmel darf.« Sie lächelte. »Aber ich bin entkommen und dann hab ich dich entdeckt. Also wirst du dabei sein, wenn ich Brett alles heimzahle, was er mir angetan hat.«
Jetzt wusste Sasha, dass sie mit ihrem Verdacht richtig gelegen hatte. Brett war ein Mörder. Sie durfte der Gerechtigkeit nicht im Weg stehen, aber wenn Reilly ihn umbrachte, würde Sasha für die Tat verantwortlich gemacht werden. Denn wer würde ihr glauben, dass es ein Geist gewesen war?
Sie versuchte, Reilly das Vorhaben auszureden, doch die wischte sämtliche Bemühungen einfach beiseite. Stattdessen redete sie wie ein Wasserfall und machte ihrer Wut und ihrer Trauer Luft.
Sasha hatte das Gefühl, dass ihr Leben gerade in tausend Stücke zerfiel. Innerhalb von zwei Tagen hatte sich alles verändert. Sie wusste genau, wie es war, verlassen zu werden. Aber das sagte sie Reilly nicht. Sie hätte ihr sowieso nicht zugehört.
»Ich bin tot! Alles, worauf ich mich so gefreut habe, kann ich jetzt komplett vergessen!« Reilly zitterte vor Wut. »Ich hatte noch nicht mal Sex! Ein Freund hätte ja zu viel Zeit gekostet. Dann hätte ich nicht genug für die Schule lernen und keine Sozialarbeit leisten können, um die ganze beschissene Welt zu retten. Ein Vorbild wäre ich natürlich auch nicht mehr gewesen, wie Mum es mir ständig vorgebetet hat. Und ich habe mich auch noch danach gerichtet. Ich war so bescheuert! Ich hätte mir eine Tätowierung stechen und die Nase piercen lassen sollen. Und dann hätte ich mit diesem scharfen Typen ins Bett gehen sollen, der am Revelation Bowl den Skilift bedient. Ich habe sämtliche Chancen verpasst und nun bin ich tot. Brett hat mich von diesem Steilhang geschubst. Jetzt will ich Rache!«
»Er ist eine verlorene Seele, Reilly. WeiÃt du über die verlorenen Seelen und Eryx Bescheid?«
»Oh ja, der Todesengel hat es mir erzählt. Aber das hat mich auch nicht beruhigt, im Gegenteil. Ich werde dieses Dreckschwein kaltmachen! Der lockt keinen mehr in diesen beschissenen Geheimclub und er wird auch niemanden mehr umbringen!«
»Er wird sowieso bald aus der Welt geschafft. Wenn du dich jetzt einmischst, bringst du bloà alles durcheinander.«
Auf dem Gesicht des Mädchens zeigte sich ein unendlicher Schmerz. »Seit heute kenne ich das Gesicht des Bösen. Ich hatte grässliche Angst und habe Gott um Hilfe angefleht.« Sie unterdrückte ein Schluchzen. »Aber er hat mir nicht geholfen! Er hat zugelassen, dass Brett Shriver mich umbringt. Das kann ich ihm nicht verzeihen.«
»Hör zu, Reilly, ich kann deine Wut total verstehen. Aber wenn du Brett ermordest, komme ich dafür ins Gefängnis. Das ist nicht fair. Ich finde diesen Typen auch zum Kotzen, aber ich würde ihn nicht umbringen. Was würde das auch ändern? Du bist trotzdem tot. Bitte, lass mich gehen und â¦Â«
»Pst! Da kommt ein Auto.«
Voller Panik versuchte Sasha erneut, sich
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