Am Anfang ist die Ewigkeit
kein schlechtes Gewissen einreden. Wir wissen doch beide ganz genau, bei wem die Schuld liegt, wenn es um Chris geht. Falls du glaubst, dass du über mich die Nase rümpfen kannst, während du in Moskau mit dieser â¦Â«
»Es reicht! Ich hab die Schnauze voll, Melanie. Entweder du hältst die Klappe oder du gehst.«
Abrupt wandte sich Melanie von Tim ab und stöckelte auf die Treppe zu. Dabei musste sie an Sashas Zimmer vorbei. Schnell drückte Sasha die Tür ins Schloss und blieb heftig atmend stehen. Sie wollte warten, bis Melanie vorbeigegangen war â doch sie ging nicht vorbei. Die Tür wurde aufgestoÃen und schlug mit voller Wucht in Sashas Gesicht. »Nur für den Fall, dass du unser privates Gespräch nicht ganz mitbekommen hast: Tim hat heute Morgen eine E-Mail von seinem alten Chef bei der CIA bekommen. Die wollen wissen, ob deine Mutter sich bei ihm gemeldet hat, weil sie nämlich keinen Kontakt mehr zu ihr haben. Sie vermuten, dass sie tot ist.«
Da tauchte Tims massiger Körper im Türrahmen auf. Er starrte Melanie wütend an. »Macht es dir etwa SpaÃ, so eklig zu sein?« Als er Sasha anschaute, wurde sein Blick weicher. »Niemand hat gesagt, deine Mutter sei tot. Es ist ganz normal, dass Leute wie Katya auch nach der Abschiebung beobachtet werden. Die CIA wollte wissen, ob wir von ihr gehört haben. Ich habe verneint und versprochen, dass ich dich frage.«
Langsam schüttelte Sasha den Kopf. Sie lieà die Arme hängen und ballte die Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte sie Melanie ins Gesicht geschlagen, obwohl das gar nicht ihre Art war. Sie hatte sich noch nie gewünscht, gewalttätig zu werden. »Ich sage dir Bescheid, wenn sie sich bei mir meldet«, presste sie hervor.
Melanie stand immer noch so dicht vor ihr, dass Sasha problemlos hätte zuschlagen können. Sie beugte sich noch etwas weiter vor und flüsterte: »Los, Sasha, mach schon, schlag zu. Ich seh doch, dass du das willst.«
»Damit du einen Grund hast, mich rauszuschmeiÃen?« Sasha wich zurück. »Bestimmt nicht.«
Melanie machte auf ihren ultrahohen Absätzen kehrt, rempelte Tim beiseite und stürmte aus dem Zimmer.
»Zieh dich an, wir gehen was essen«, sagte er. Essen war offenbar Tims Lösung für jedes Problem. Er tat Sasha leid und sie nickte.
Phoenix trat in die Bibliothek und setzte sich auf das niedrige Ledersofa vor dem offenen Kamin. »Was liest du da?«, fragte er Jax, der neben ihm auf einem Stuhl saÃ.
»Wer bist du, die Bücherpolizei?«
»Ich kann also davon ausgehen, dass dir die Lektüre peinlich ist. Was ist es? Harry Potter? Eragon? Der Herr der Ringe? Oder machst du gerade mal wieder eine kindliche Phase durch? Ist es Der kleine Vampir? Oder vielleicht Bibi Blocksberg? «
Jax wusste, dass Phoenix ihn so lange nerven würde, bis er damit herausrückte. Also zeigte er seinem Bruder den Buchrücken.
» Menschen beeindrucken und Freunde gewinnen. Das ist ja wirklich ausgesprochen interessant. Aber vielleicht solltest duâs lieber mit der Version für Höllensöhne probieren: Wie verhindere ich, dass sich alle vor Angst in die Hose scheiÃen, wenn sie mich kennenlernen .«
»Das ist gerade ausgeliehen, also musste ich mich damit begnügen.«
»Und?«
»Ich glaube, es passt ganz gut. Wenn ich mich an die Vorschläge halte, müsste ich einen ganz guten Eindruck machen.«
»Was steht denn drin?«
»Dass man zum Beispiel mit Schmeicheleien alles erreichen kann. Die Menschen finden es toll, wenn man sie gleich mit ihrem Namen anspricht. Man soll alle Aufmerksamkeit auf sein Gegenüber richten und Fragen zur Person stellen. Man soll aufrichtiges Interesse zeigen und möglichst so tun, als wäre er oder sie der einzige Mensch auf diesem Planeten.«
»Okay, das ist nachvollziehbar. Aber was passiert davor? Wie machst du den ersten Schritt?«
»Mephistopheles hat mir ein paar Kontaktlinsen aus Glas besorgt. Die Plastikdinger sind jedes Mal geschmolzen. Mit den Linsen sehen meine Augen ziemlich normal aus, aber ich werde trotzdem, so oft es geht, auf meine Sonnenbrille zurückgreifen. Ich bemühe mich, an angenehme, schöne Dinge zu denken, damit ich nicht wie ein Irrer aussehe. AuÃerdem habe ich noch ein Ass im Ãrmel, nämlich Brody. Er kommt mit in die Schule und spielt meinen Zwillingsbruder. Wir sind
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