Am Anfang ist die Ewigkeit
Kurzem nach Russland abgeschoben wurde. Sie wurde eindringlich befragt, behauptete aber steif und fest, dass sie es ihm nicht verkauft habe. Sie hatte es jedoch auch nicht bei sich.«
Jax wusste, dass »eindringliche Befragung« nur ein anderer Ausdruck für Folter war. Eryx musste Sashas Mutter meinen. Sie war Russin und gerade erst nach Russland zurückgekehrt. Und sie war mit Kasamov zusammen gewesen. Jax hatte Mallick losgeschickt, um zu erfahren, ob sie das Gelübde geleistet hatte. Erst heute Morgen war er zurückgekehrt und hatte Bericht erstattet. Demnach hatte sie ihre Seele nicht an Eryx verkauft, war aber in einem besorgniserregenden Zustand. Der russische Geheimdienst hatte sie nach ihrer Ankunft in Quarantäne genommen und nicht sofort als russische Bürgerin anerkannt. Unmittelbar nach ihrer Entlassung musste sie einem von Eryxâ Schlägertypen in die Hände gefallen sein.
»Es gibt da noch ein Kind, eine Tochter«, fuhr Eryx fort. »Vielleicht weià sie ja etwas darüber.«
Im Laufe der vielen Jahrhunderte hatte Jax gelernt, seine wahren Gefühle zu verbergen. Er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern, während in seinem Inneren ein wahrer Sturm tobte und er fast den Verstand verlor. War vielleicht schon in diesem Augenblick jemand bei Sasha und erkundigte sich nach dem dubiosen Gemälde? Wusste sie vielleicht sogar etwas darüber? Wurde sie womöglich gefoltert wie ihre Mutter in Russland? Würde Eryxâ Beauftragter ihr Muttermal zu sehen bekommen?
Mit ausdrucksloser Miene warf er Phoenix einen Blick zu. Phoenix starrte immer noch Janes Grabstein an, als hätte er gar nicht mitbekommen, was sich um ihn herum abspielte.
»Seit wann bist du denn so ein engagierter Kunstliebhaber?«, wandte sich Jax an Eryx.
»Die Kunst ist mir scheiÃegal. Ich interessiere mich nur für das, was auf dem Gemälde abgebildet ist. Kasamov hat es mir beschrieben, aber ich will es mit eigenen Augen sehen.«
Warum konnte Gott sein Versprechen nicht zurücknehmen und eingreifen? Warum konnte er Eryx nicht einfach töten â hier und jetzt?
Stattdessen setzte ihr ältester Bruder erneut den Fuà auf Janes Grabstein, beugte sich leicht nach vorn und stützte sich mit dem Unterarm auf. »Das Bild könnte euch genauso faszinieren wie mich. Kasamov hat behauptet, dass Gott und Luzifer in gegenseitigem Einvernehmen darauf abgebildet sind. Es soll auch ein Mephisto zu sehen sein und eine Anabo, die gerade Luzifers Dunkelheit empfängt und dadurch selbst zur Mephisto wird.«
»Wir haben doch von Anfang an gewusst, dass das passieren kann.«
»Aber der Mephisto auf dem Bild erhält gleichzeitig Gottes Segen, was den Schluss nahelegt, dass er erlöst ist. Du musst zugeben, dass das sehr verlockend klingt, Ajax. Wenn du erlöst wärst, könnte Gott dich hören, du könntest heiligen Boden betreten und hättest sogar eine echte Chance, ins Paradies zu kommen. Wären alle Mephisto erlöst, würdet ihr diesen kleinen Krieg gewinnen, den wir jetzt seit tausend Jahren führen. Das werde ich auf keinen Fall zulassen. Ich will dieses Gemälde haben und werde alles daran setzen, es zu bekommen.« Er richtete sich auf und verschwand.
Jax wollte sich sofort auf den Rückweg nach Colorado machen, doch Phoenix packte ihn am Arm und hielt ihn zurück. »Nein! Bleib hier!«
»Wenn du mich nicht sofort loslässt, verpasse ich dir einen Arschtritt.«
»Das ist nur ein Trick«, flüsterte Phoenix mit gesenktem Kopf. »Warte noch fünf Minuten.«
»Sie haben Sashas Mutter gefoltert. Wenn er jemanden zu Sasha schickt, dann â¦Â«
»⦠merkt derjenige, dass sie das Gemälde nicht hat und lässt sie wieder in Ruhe.«
»Und wenn sie es doch hat?«
»Dann wird sie sich entscheiden müssen, ob sie es herausgibt oder nicht. Aber wenn du jetzt nervös wirst, weià Eryx, dass an Kasamovs Schilderungen etwas dran ist. Ich schätze, er hat das Bild nicht gekauft, sondern nur bei Sashas Mutter gesehen.«
»Das Gemälde ist mir doch egal. Ich mache mir Sorgen um Sasha!«
»Es sollte dir aber nicht egal sein. Falls Kasamov nicht gelogen oder irgendetwas falsch interpretiert hat, zeigt das Bild den Mephisto-Bund. Wenn Eryx klar wird, dass wir durch eine Anabo erlöst werden können, wird er nicht ruhen, bis er alle aufgespürt und umgebracht
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