Am Anfang ist die Ewigkeit
zuzutrauen.« Brett setzte sich auf das zweite Bett. »Schwörst du, dass du gestern Abend nicht beim Geisterhaus warst?«
Sie verdrehte die Augen und schnaufte. »Nein, ich hab gelogen, weil ich nämlich genau weiÃ, wo das Geisterhaus ist. SchlieÃlich lebe ich schon einen ganzen Tag hier und habe jede Menge Freunde, die mich unbedingt dorthin einladen wollten.« Sie starrte an die Decke und hoffte, dass er endlich wieder verschwand. Er war ein Mörder und sie bekam Gänsehaut in seiner Gegenwart.
Unwillkürlich musste sie an Reillys Verzweiflung denken. Ihr Leben war vorbei, bevor es richtig begonnen hatte, und das nur, weil Brett Shriver ein Nein nicht akzeptieren konnte. Bevor er seine Seele an Eryx verkauft hatte, wäre er mit Reillys Ablehnung irgendwie klargekommen. Doch nun war er für Gott verloren und hatte keinerlei Gewissen mehr. Nichts hielt ihn davon ab, seine Triebe auszuleben. Reilly hatte ihn abblitzen lassen und er hatte sie dafür von einem Berghang gestürzt.
Aber anscheinend glaubte er ihr, dass sie nicht beim Geisterhaus gewesen war. Er entspannte sich ein wenig und sah sich im Zimmer um. »Hast du dir vielleicht noch mal überlegt, doch mit zu den Ravens zu kommen?«
»Ich weià nicht. Die Leute aus meiner alten Schule haben bei Facebook kein anderes Thema als die toten Ravens. Sie glauben, dass es Selbstmord war.«
»Denkst du etwa, dass wir so was wie einen Selbstmord-Pakt geschlossen haben?«
»Könnte doch sein.«
Er lachte. »Das wäre so ungefähr das Letzte, was wir machen würden. Das kann ich dir garantieren. Wieso auch? Wir haben alles, was wir wollen. Vor meinem Gelübde wäre ich in Bio durchgefallen. Und jetzt hab ich ein A. Mein Leben ist absolut perfekt, also warum sollte ich mich umbringen?«
Sasha war klar, dass sich das für alle, die die Wahrheit nicht kannten, absolut fantastisch anhören musste. Ein Freifahrschein zur Erfüllung der sehnlichsten Wünsche, ohne jede Anstrengung, ohne Opfer. Sie war ja selbst zu einer Ravens-Versammlung gegangen und hätte dieses Gelübde abgelegt, nur um zu erfahren, wer ihren Vater umgebracht hatte.
Sie musterte Brett, der ihr mit erwartungsvoller Miene entgegenblickte. Ob er etwas über Jax und seine Brüder wusste? Ob Mr Bruno den Ravens etwas über die Hölle auf Erden verraten hatte? »Ich sag dir morgen Bescheid.«
Er stand auf und ging zur Tür. »Aber du darfst es keinem anderen Lehrer erzählen. Geheimclubs sind verboten und Mr Bruno könnte gefeuert werden, wenn rauskommt, dass er die Ravens gegründet hat.«
Nachdem er gegangen war, stieà sie einen langen Seufzer aus. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie die ganze Zeit kaum hatte atmen können. Boo kam unter dem Bett hervorgekrochen und sprang zu ihr hoch. Er legte sich halb auf sie, sodass seine Vorderpfoten auf ihrem Bauch landeten. Es war Sonntag und sie überlegte, ob sie in die Kirche gehen sollte. Doch dann schlief sie noch einmal ein.
Als sie das nächste Mal aufwachte, hörte sie Melanies Kreischen und Tims tiefe, ruhige Stimme. Sie schlug die Decke zurück, schlich zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Melanie stand vor der Schlafzimmertür am Ende des Flurs. Sie trug eine knallenge Jeans mit durchlöcherten Beinen, sodass jede Menge nackte Haut zu sehen war, und dazu eine Bluse mit einem so tief ausgeschnittenen Dekolleté, dass man darin ein Kleinkind hätte verstecken können.
»Ich will sie aus dem Haus haben. Es ist bloà eine Frage der Zeit, bis sie hier herumschnüffeln, weil sie wissen wollen, ob diese Hexe mit ihr Kontakt aufgenommen hat.«
Wer waren sie ?
»Selbstverständlich wird Katya Kontakt zu ihr aufnehmen. Sasha ist ihre Tochter. Dein Verfolgungswahn geht mir langsam auf die Nerven, Mel. Bleib mir damit vom Leib und zieh dir um Gottes Willen etwas anderes an. Oder soll dich die ganze Stadt etwa für eine billige Nutte halten? Es ist ja allgemein bekannt, dass du was mit Bruno hast. Aber benimm dich doch wenigstens so, dass Chris sich nicht in Grund und Boden schämen muss.«
»Chris! Chris! Du hast immer bloà Chris im Kopf. Hast du vergessen, dass du noch einen zweiten Sohn hast? Du schaust ihn nie an, geschweige denn, dass du mal ein Wort zu ihm sagst.«
»Dasselbe könnte ich auch von dir und Chris behaupten.«
»Du dreckiges Schwein! Von dir lasse ich mir
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