Am Anfang ist die Ewigkeit
gekotzt.«
Die Mädchen schnappten so laut nach Luft, dass es durch die ganze Toilette hallte.
»Das würde mir aber schwer stinken«, kam es aus einer der Kabinen.
»Wortwörtlich«, kicherte jemand.
Alle lachten.
»Du Arme!« Die Braunhaarige kam ein paar Schritte näher. »He, Rachel, besorg doch mal ein feuchtes Tuch, ja?«
Ein ziemlich groÃes Mädchen mit einer schmalen Brille, einer Schafwollweste, einem winzigen Röckchen und Cowboystiefeln streckte ihr ein triefendes Knäuel aus braunen Papiertüchern entgegen.
»Drück das doch erst mal aus«, befahl die Braunhaarige. »Sie soll ja nicht darin ertrinken.«
Jetzt kamen auch die anderen Mädchen näher und musterten sie neugierig, während Sasha sich den Mund und den Schweià auf ihrer Stirn abtupfte.
»Ich bin Erin«, stellte sich die Braunhaarige vor. »Und das da ist Rachel.« Sie zeigte auf das Mädchen mit den Cowboystiefeln. »Die da heiÃt Amanda«, meinte sie und nickte in Richtung einer Dunkelhaarigen mit traurigen Augen, durchscheinender Haut und einer Achtzigerjahre-Brille. »Und Bree sitzt gerade auf dem Töpfchen.«
Da rauschte die Toilettenspülung, eine Tür flog auf und ein groÃes, dünnes Mädchen mit schneeweiÃer Haut trat aus einer der Kabinen. Bree trug Stiefel mit Plateausohlen und ein hauchdünnes, flieÃendes schwarzes Kleid. Das pechschwarze lange Haar reichte ihr bis auf den Po, die Lippen waren blutrot angemalt und die dunklen Augen mit einem schwarzen Lidstrich versehen. Sie sah aus wie eine Kandidatin der Miss-Transsylvanien-Wahl.
»Bree steht auf Vampire«, erklärte Rachel, während Bree sich die Hände wusch. »Seit sie Biss zum Abendbrot gelesen hat.«
» Abendrot «, korrigierte Erin und lächelte Sasha an. »So, jetzt weiÃt du, wer wir sind. Und nun sind wir gespannt. Wie heiÃt du? Woher kommst du und warum klebt dein Frühstück jetzt auf Brunos Schuhen?«
Die Mädchen machten einen ziemlich freundlichen Eindruck. Sie lächelten und Sasha war ihnen unendlich dankbar. »Ich heiÃe Sasha Annenkova. Ich komme aus Oakland und wohne bis zum Sommer bei meiner Tante und meinem Onkel, weil meine Mutter geschäftlich in Russland zu tun hat.«
»Wer sind denn deine Tante und dein Onkel?«
Sashas Eingeweide zogen sich erneut zusammen. »Tim und Melanie Shriver«, sagte sie leise.
» Hör auf! « Rachels Augen sprühten Funken. »Du wohnst bei Brett Shriver ?«
Sasha war verblüfft und nickte langsam.
»Oh mein Gott!«, schwärmte Rachel weiter. »Brett ist so was von scharf! Ich bin ab sofort deine neue beste Freundin. Dann kann ich ständig bei dir rumhängen, ja?«
War ihr denn gar nicht klar, was für ein Mensch Brett war? Natürlich konnte sie nicht ahnen, dass er einen Mord auf dem Gewissen hatte. Aber warum erkannte sie nicht zumindest, was für ein Arschloch er war?
Amanda trat von einem Fuà auf den anderen und räusperte sich. »Und Chris ist auch nicht gerade hässlich.«
Nicht einmal im Traum hätte Sasha sich vorstellen können, dass ihre momentane Familiensituation auch Vorteile mit sich bringen könnte. Immerhin schien Melanie so etwas wie eine stadtbekannte Nutte und Brett ein Typ zu sein, der jedem normalen Menschen Angstschauer über den Rücken jagte.
Erin tätschelte ihr den Arm. »Gehtâs dir schon besser?«
Sasha lächelte. »Ja, ich hab bloà Riesenhunger. Und ein bisschen aufgeregt bin ich wahrscheinlich auch.«
Rachel nickte, als wüsste sie genau, wovon Sasha sprach. »Ich muss auch ständig kotzen.«
Bree warf ihr Haar über die Schulter nach hinten, sodass ihre silbernen Armreifen klimperten. »Das nennt man Bulimie, Schätzchen. Aber ich glaube nicht, dass Sasha auch eine von der Sorte ist.«
Rachel verzog beleidigt das Gesicht. »Ich bin nicht bulimiekrank!«
»Schon gut! Wenn du wieder mal eine ganze Pizza auskotzt, dann schiebâs einfach auf die Grippe.« Bree griff nach einem mit Vampirzähnen bestickten schwarzen Rucksack auf der Ablage, holte einen verpackten Riegel heraus und gab ihn Sasha. »Müsli, Honig und kleine Ananasstückchen. Köstlich! Und es lässt deinen Busen wachsen.«
Alle Blicke waren stumm und feierlich auf den Müsliriegel in Sashas Hand gerichtet. Sie hätte nichts lieber getan, als die
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