Am Anfang war das Ende (German Edition)
Jetzt sehe ich die Männer. Sie bahnen sich gerade einen Weg durch die Hecke. Ob sie wohl ahnen, dass hier Menschen leben?
Im Garten bleiben die Männer stehen und schauen sich um. Es sind tatsächlich die beiden, die wir in der Stadt gesehen haben. Sie tragen dieselben schwarzen Lederjacken mit glänzenden Nieten. Als ihre Blicke die Stelle erreichen, wo Devil und ich liegen, bleibt mein Herz kurz stehen. Aber nichts passiert. Stattdessen beginnen sie auf das Haus zuzugehen. Die eigenartigen Zeichen auf ihren Rücken könnten chinesische Schriftzeichen sein. Unter der Schulter des einen Mannes schaukelt die seltsame Waffe. Ja, es ist eine Armbrust, eine Art automatischer Bogen, der seine Pfeile mit großer Kraft abfeuert.
Plötzlich beginnt Devils Schwanz sich zu bewegen. Ich höre, wie er in dem dürren Laub hin und her fegt. Das muss die Nähe seines Herrchens sein, denke ich und spüre, wie mich die Hoffnung verlässt. Schnell lege ich meine Hand um Devils Schnauze und drücke zu. »Pssst!«, flüstere ich.
Die Männer bewegen sich mit schweren, stapfenden Schritten. Sie haben grobe Stiefel an den Füßen. Wie ertragen sie das in dieser Hitze? Als sie die Veranda erreichen und die tote Familie sehen, die dort im Schatten sitzt, zucken sie sichtbar zusammen. Sie bleiben lange stehen und starren die Gruppe an. Der Mann mit der Armbrust nimmt seine Waffe langsam von der Schulter und richtet sie auf die Familie, feuert sie aber nicht ab. Stattdessen nähern sich die Männer vorsichtig und bleiben dann erneut stehen, direkt vor der Familie.
Doch dann heben sie nur die Schultern und betreten die Veranda. Einer von ihnen spuckt dem Vater ins Gesicht. Gleichzeitig befühlt der andere die Tür, die natürlich problemlos aufgeht. Hätten wir sie nur abgeschlossen!
Als die Männer im Haus verschwinden, habe ich eine Chance, etwas zu unternehmen. Ich könnte zum Beispiel irgendwo Schutz suchen. Ich überlege, ob ich zum Stall zurückrennen und mich bei den anderen verstecken soll, vor allem, um Devil von den Männern fernzuhalten. Doch dann werde ich wieder unsicher.
•
Ich richte meinen Oberkörper auf und sehe mich im Garten um. Devil streckt sich mit lautem Gähnen.
»Sei still, Devil!«, flüstere ich. »Wir müssen vorsichtig sein!«
Da schaut er mich mit seinen klugen Hundeaugen an.
»Wenn du mir nur helfen könntest«, sage ich. »Was würdest
du
denn tun?«
Devil sieht zum Haus hinüber und wedelt mit dem Schwanz.
»Genau das geht gar nicht, mein Lieber! Die sind gefährlich, sehr gefährlich, verstehst du?«
Jetzt muss es schnell gehen. Wenn ich etwas unternehmen will, bevor die Männer wieder aus dem Haus kommen, muss ich mich sputen. Doch als ich aufstehe, spüre ich, wie Panik in mir hochkriecht und mich lähmt. Plötzlich werden meine Arme und Beine bleischwer. Verdammt!, denke ich und versuche mit aller Gewalt, meine Beine zu bewegen. Es kommt mir vor, als würde ich für zwei Schritte mehrere Minuten brauchen. Ich schlage mit den Fäusten auf meine Schenkel und Waden, um sie aufzuwecken. Da lässt die Lähmung endlich ein wenig nach, so dass ich mich wie ein Roboter ruckartig vorwärtsbewegen kann. Während ich mich zum Gehen zwinge, massiere ich meine Muskeln und kneife mir in die Waden. Devil sieht verwundert aus, bleibt aber an meiner Seite. »Liebe Beine, jetzt beeilt euch doch ein bisschen!«, murmle ich und schaue zum Haus. Dort wirkt alles ruhig. Ich beschließe, mich hinters Haus und von dort zum Stall zu schleichen. Dann können die Männer mich nicht sehen, wenn sie plötzlich wieder herauskommen sollten.
Als ich es fast geschafft habe, merke ich, dass Devil stehen bleibt. Und im nächsten Augenblick höre ich Stimmen. Verdammt! Die Männer müssen zur Küchentür herausgekommen sein. Plötzlich erstarre ich von Kopf bis Fuß, als würde ich zu Eis. Kalter Schweiß läuft mir über den Rücken. In ein paar Sekunden werden die Männer um die Hausecke kommen, die mich noch schützt.
Sie unterhalten sich gedämpft. Ich kann jedes Wort hören, das sie sagen, aber für mich klingt es wie Chinesisch. Schnell! Runter auf den Boden! Flach wie ein Pfannkuchen! Mir ist klar, dass ich das tun muss, obwohl es natürlich sinnlos ist. Vielleicht sollte ich doch lieber stehen bleiben, um notfalls schnell davonrennen zu können. Doch da kehrt diese Bleischwere wieder in meinen Körper zurück. Ich stehe da wie angewurzelt, kann mich weder hinlegen noch davonrennen. Ich schließe die Augen und warte
Weitere Kostenlose Bücher