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Am Anfang war das Wort

Am Anfang war das Wort

Titel: Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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ich ihn ermordet habe, weil er sie vielleicht – wie Sie sagten – verlassen wollte? Das ist eine interessante Version, sogar eine sehr tiefgründige, würde ich sagen, aber sie stimmt nicht.« Wieder erlosch das Interesse in seinen Augen, sein Gesicht nahm den alten, wie toten Ausdruck an. Er senkte den Kopf.
    »Weshalb sind Sie dann so wütend?«
    Tuwja zuckte mit den Schultern und antwortete: »Ich weiß es nicht genau. Ich stand Scha'ul sehr nahe.«
    Michael bemerkte, daß Tuwja nicht näher erklärte, worin genau diese Nähe bestand, und fragte: »Aber?«
    »Es gibt kein Aber«, antwortete Tuwja. »Scha'ul Tirosch war jenseits von Gut und Böse, um diesen Ausdruck Nietzsches zu verwenden. Doch ich glaube nicht, daß Sie verstehen, was ich meine.«
    »Dr. Schaj«, fragte Michael betont, »sind Sie bereit, sich heute noch einem Test mit dem Detektor zu unterziehen?«
    Tuwja Schaj nickte. Er sah nicht so aus, als fühlte er sich bedroht.
    Michael bat ihn, im Nebenzimmer zu warten, und machte das Aufnahmegerät aus.
    Es war bald vier, als er Tuwja Schaj bat, draußen zu warten, und Eli Bachar zu sich rief. Er bat Eli, Tuwja Schaj auf die Befragung mit dem Detektor vorzubereiten. »Wir könnten ihn ein bißchen schmoren lassen und ihn dann morgen nachmittag zum Detektor schicken«, sagte er. Angestrengt versuchte er, ein Gefühl der Hilflosigkeit zu unterdrücken. Er hatte das Gefühl, als sagte Tuwja Schaj ihm die Wahrheit, daß aber er, Michael Ochajon, diese Wahrheit nicht verstand.
    Es war ihm ein Trost, daß ein Verhör mit dem Detektor stattfinden würde. Er hatte Schaj zwar gefragt, ob er noch heute dazu bereit sei, wußte jedoch genau, daß dazu gründliche Vorarbeit nötig war. Die Sonderkommission bereitete den Verdächtigten vor, informierte ihn über die Themen, zu denen er befragt würde, und der Verantwortliche für das Gerät würde ihn ein zweites Mai vorbereiten und abklären, ob er die Fragen auch verstanden hatte.
    »Zila hat ein Sandwich für dich, kommst du nicht um vor Hunger?« fragte Eli Bachar und fuhr sich durch die dunklen Locken.
    Michael antwortete, er sei wirklich hungrig, und fügte hinzu, er habe es wieder nicht geschafft, die Stromrechnung zu bezahlen. »Am Ende sperren sie mir den Strom«, sagte er, »ich schaffe es einfach nicht, zur Bank zu gehen.«
    Eli Bachar brummte verständnisvoll, dann griff er nach dem Hörer des Haustelefons, das klingelte. »Ja, er ist bei mir. Willst du ihn sprechen?« Er schaute Michael an, schwieg einige Sekunden und legte dann den Hörer auf.
    »Sie haben Ruchama Schaj geholt, die Frau von Dr. Schaj, wie du es gewünscht hast. Zila sagt, sie wartet im Sitzungsraum.« Wieder warf Michael einen Blick auf seine Uhr, es war kurz nach vier, und wie in einem Video, das vorgespult wurde, tauchte die Stromrechnung in seinen Gedanken auf, Juval, der in der Wohnung auf ihn wartete, Maja, die seit einigen Tagen weder angerufen hatte noch gekommen war – das »Leben draußen«, wie Zila es nannte, wenn sie mitten in einem Fall steckten. Der Gedanke an das Leben außerhalb dieses Gebäudes weckte eine schmerzhafte Sehnsucht in ihm, als wäre es eine Welt, zu der er keine Beziehung hatte, eine ferne, unvorstellbare Welt. Seit heute morgen hatte er vier neue Menschen ziemlich gut kennengelernt, er hatte mit ihnen über ihre Weltanschauungen gesprochen, über ihre Lebensgewohnheiten. Und jetzt mußte er einer neuen Figur in diesem komplizierten geometrischen Gefüge gegenübertreten.
    Er freute sich, daß er sich mit Schorr in einem Café in der Stadt verabredet hatte. Noch zwei Stunden bis dahin, dachte er und sagte laut: »Ich fange mit ihr an. Schick Rafi vorbei, vielleicht brauche ich ihn, damit er später weitermacht.«
    »Zila läßt dir ausrichten, daß sie die Filmvorführung für heute abend um zehn ausgemacht hat. Willst du, daß wir den Film alle anschauen?«
    Michael nickte. »Wenn du nach der Obduktion noch Kraft hast«, sagte er und fühlte, wie sich ein entschuldigender Ton in seine Stimme schlich. Eli Bachar gab keine direkte Antwort. Er begann mit einem detaillierten Bericht über das, was bei der Obduktion herausgekommen war. Letztlich wiederholte er aber nur das, was Hirsch bereits am Telefon gesagt hatte, und ließ sich über die Untersuchung des Mageninhalts aus. »Keine Spur von Gift, das Essen war sauber«, antwortete er auf die Frage, die Michael beschäftigte. »Sollen wir dich also um kurz vor zehn abholen?« fragte er zum

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