Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Anfang war das Wort

Am Anfang war das Wort

Titel: Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
Arie Klein und meinte, auch Aharonowitsch kenne Tirosch schon von damals, aber sie hätten sich nicht gerade nahegestanden. »Ich habe gehört, daß Tirosch Arie Klein besonders geschätzt hat, ja sogar verehrt, und daß es eine Zeit gab, in der er oft bei ihm zu Hause zu Gast gewesen ist. Aber mit Klein habe ich noch nicht gesprochen.«
    Schorr warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Wieso hast du noch nicht mit ihm gesprochen? Du hast doch herausgefunden, daß er schon am Donnerstag zurückgekommen ist, nicht am Sabbat, wie sie an der Fakultät gedacht haben.«
    »Daraus, daß er bei der Fakultät gesagt hat, er käme erst am Sabbat, läßt sich gar nichts schließen.« Michael lächelte und warf einen Blick auf seine Uhr. Es war neun Uhr, sie saßen schon seit drei Stunden zusammen. »Wenn du gesehen hättest, wie sie sich auf ihn gestürzt haben, hättest du verstanden, warum er ihnen seine Ankunftszeit nicht sagen wollte. Kommst du mit, den Film anschauen?«
     
    »Jetzt können wir wieder über Tirosch sprechen, über die Sache mit den Preßluftflaschen«, meinte Schorr, als sie nach der Filmvorführung das Gebäude des Fernsehsenders verließen und ins Auto stiegen. Die Straßen waren dunkel, einzelne Autos fuhren an den gelb blinkenden Ampeln vorbei. Vor Schorrs Haus machte Michael den Motor aus. Beide blieben schweigend sitzen.
    »Er war bei ihnen, vor zwei Wochen, nachdem Duda'i aus Amerika zurückgekommen ist. Duda'i war nicht zu Hause. Es gab einen Kurzschluß, und Tirosch ist hinuntergegangen in den Keller, um eine neue Sicherung zu holen. Ruth Duda'i ging mit ihm, sie waren nicht lange dort. Wir haben alles gründlich abgesucht, aber nichts gefunden«, erklärte Michael.
    »Was hast du denn geglaubt, was du findest? Eine Nelke?« fragte Schorr und griff nach der Tür.
    »Nein, das nicht. Ich habe nicht angenommen, daß er deutliche Zeichen hinterläßt. Und selbst wenn man dort nun Fingerabdrücke von ihm findet, dann sind sie bedeutungslos.«
    »Also sind wir wieder an demselben Punkt: Wir müssen herausfinden, ob er im Besitz von Kohlenmonoxydflaschen war«, sagte Schorr, während er ausstieg. »Es ist jedenfalls klar, daß zwischen den beiden etwas passiert ist.«
    »Ich weiß nicht, ob ich es dir schon gesagt habe, aber wir haben Fingerabdrücke von Duda'i in Tiroschs Wohnung gefunden, auf einer Flasche.«
    »Das hast du nicht gesagt«, rief Schorr und setzte sich wieder ins Auto. »Auf was für einer Flasche?«
    »Es war Schokoladenlikör.«
    »Schokoladenlikör«, wiederholte Schorr mit Abscheu in der Stimme.
    »Ja. Das ist das einzige alkoholische Getränk, das Ido trank, hat seine Frau gesagt, er trank weder Wein noch Schnaps. Wir haben in der ganzen Wohnung keine Fingerabdrücke von ihm gefunden, nur an der Flasche mit dem Schokoladenlikör.«
    »Und?« sagte Schorr ungeduldig.
    »Ich habe von Ruchama Schaj erfahren, daß Tirosch dieses Getränk nie angerührt hat, er hatte es nur für Gäste im Haus. Ich denke es mir so: Duda'i kam aus Amerika zurück, zwei Wochen und einen Tag bevor er starb. Irgendwann während dieser Zeit war er bei Tirosch, oder auch, bevor er gefahren ist. Jedenfalls ist es einige Zeit her, weil wir sonst nirgends Fingerabdrücke von ihm gefunden haben, außer auf der Flasche. Das heißt, daß inzwischen geputzt worden ist, anders kann ich mir das nicht erklären.«
    »Und ich kann mir nicht erklären, warum du mir das noch nicht erzählt hast. Wann, sagst du, war er dort?«
    »Das ist es ja, wir wissen es nicht«, sagte Michael ruhig. »Seine Frau weiß nicht, wo er abends war. Er ist oft weggegangen, ohne ihr was zu sagen. Bevor er nach Amerika gefahren ist, war alles in Ordnung, damals wußte sie noch, wohin er ging, und sie sagt auch, daß er sich normalerweise nicht mit Tirosch in dessen Haus getroffen hat, das war nicht üblich.«
    »Das heißt«, sagte Schorr mit entschiedenem Ton und legte wieder die Hand auf den Türgriff, »daß sie sich getroffen haben, nachdem Duda'i aus Amerika zurückgekommen ist, aber vor dem Fakultätsseminar. Daß es zwischen ihnen vielleicht zu einer Konfrontation gekommen ist.«
    Michael schwieg, und Schorr sprach weiter: »Hast du das Gesicht von Tirosch gesehen, im Film? Den verblüfften Ausdruck? Als wäre er schockiert von dem, was Duda'i gesagt hat.«
    »Ich habe es gemerkt«, sagte Michael zögernd. »Aber in seinem Gesicht war mehr Angst als Überraschung, als habe er nicht erwartet, daß vor diesem Forum ...«
    »In Ordnung«,

Weitere Kostenlose Bücher