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Am Anfang war der Seitensprung

Am Anfang war der Seitensprung

Titel: Am Anfang war der Seitensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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den Wecker?«
    »Nein!« riefen Jonas und Lucy im Chor.
    Irgendwie hatten die beiden gespannt, daß Queen Mums Anwesenheit Vorteile für sie hatte. Ich schimpfte weniger mit ihnen, weil ich so mit meiner Mutter beschäftigt war.

    Ich war öfter mal bewußt großzügig, um sie zu ärgern.
    Und in den Augen der Kinder hatten die Spinnereien meiner Mutter ja durchaus Unterhaltungswert.
    Welche Oma macht schon Tischerücken und Voodoo mit ihren Enkeln, statt einfach nur eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen.
    Friedrich sagte nur: »Mir ist alles recht. Hauptsache, es gibt keinen Streit.«
    Queen Mum und ich sahen uns an. Ihr Blick war flehend, als fürchtete sie, ich könnte sie auf die Straße setzen. Mir war klar, sie konnte nirgendwo anders hingehen. Ein Hotel für drei Monate würde ein Vermögen kosten, von ihren Freundinnen hatte keine genug Platz. Ich konnte sie ja schlecht in einer Jugendherberge einquartieren.
    »Dann raufen wir uns eben weiter zusammen«, sagte ich munter, wie, um mir selbst Mut zuzusprechen. Ich hoffte, für diese gute Tat würde ich irgendwann in den Himmel kommen.

Acht
     
    ERLEBEN SIE EIN UNVERGESSLICHES WOCHENENDE IN EXKLUSIVER UMGEBUNG, UND PROFITIEREN SIE VON UNSEREN SEMINARANGEBOTEN »MEHR SELBSTBEWUSSTSEIN«, »FARBTYP-BERATUNG« UND »ERFOLG IST LERNBAR«. ZUR ENTSPANNUNG STEHEN IHNEN IM SCHLOSSHOTEL EIN SWIMMINGPOOL UND EIN FITNESSCENTER ZUR VERFÜGUNG. EIN SCHÖNES WOCHENENDE WÜNSCHT IHNEN, LIEBE MITARBEITERIN, DIE LEITUNG VON »CALL YOUR BANK«!
     

    Überwältigt ließ ich die Einladung sinken. Ich war tatsächlich unter den Auserwählten! Schon seit Wochen war im Kreise meiner Kolleginnen gerätselt worden, wer dieses Jahr zu den Glücklichen gehören würde, die als Dank für ihren Einsatz das begehrte Entspannungswochenende im bankeigenen Schloßhotel verbringen dürften.
    Das war genau, was ich jetzt brauchte! Einfach mal raus aus dem Alltag, weg von Kindern, Müttern und Kiga-Kampfgruppen. Eigentlich hatte ich mir so ein Wochenende gemeinsam mit Friedrich vorgestellt, aber die Idee, auch ihn mal für drei Tage nicht zu sehen, erschien mir plötzlich verlockend.
    Ich begann sofort, mir Gedanken über die Organisation zu machen. Ich hatte meine Familie noch nie für drei Tage alleingelassen, es kam mir vor, als stellte ich einen äußerst kühnen Plan auf. Endlich würde sich meine Gastfreundschaft auszahlen, meine Mutter würde Friedrich und die Kinder betreuen und dafür sorgen, daß sie was zu essen bekamen. Zwar körnermäßig, aber immerhin.
    Ich stürmte in Queen Mums Zimmer, die gerade eine Lektion ihres japanischen Sprachkurses hörte.
    »Yuroschku onigaischimas«, sagte eine Männerstimme.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, antwortete Queen Mum.
    »Matta yuroschku.«
    »Bis zum nächsten Mal.«
    »Idadaikimas.«
    »Guten Appetit.«
    »Gengki?«
    »Wie geht’s?«
    »Sayonara.«
    »Auf Wiedersehen.«
    »Du, Mummy«, sprudelte ich ungeduldig hervor, »vom Zwölften bis Vierzehnten bin ich zu einem Schulungs-Wochenende meiner Bank eingeladen (das klang besser, als »Entspannungs-Wochenende«.) Kümmerst du dich um Friedrich und die Kinder?«
    Meine Mutter schaltete den Recorder aus und kramte nach ihrem Kalender.
    »Zwölfter bis Vierzehnter? Da habe ich Klassentreffen in Travemünde, tut mir leid, Anna-Kind.«
    Sie legte den Kalender weg, als sei damit das Thema beendet.
    In mir braute sich ein unbändiger Zorn zusammen. Seit über drei Monaten wohnte meine Mutter unter meinem Dach, wir fütterten sie durch und ertrugen ihre Marotten.
    Einmal, ein einziges Mal, bat ich sie um einen Gefallen, und sie lehnte ab.
    »Ist gut, Mummy, war ja nur ’ne Frage«, sagte ich gepreßt.
    Ich schloß die Tür hinter mir, meine Knöchel waren weiß, so sehr umklammerte ich den Türgriff beim Versuch, mich zu beherrschen. Ich platzte fast vor Wut.
    Am meisten ärgerte ich mich darüber, daß ich es mal wieder nicht fertiggebracht hatte, ihr die Meinung zu sagen. Immer schluckte ich alles, und wenn ich mich doch mal zur Wehr setzte, hatte ich hinterher ein schlechtes Gewissen.
    Wer sonst könnte einspringen? Ich zerbrach mir den Kopf, bis ich den rettenden Einfall hatte: Doro! Ich rief sie an und verabredete mich mit ihr für den Abend.
    »Betrachte es als eine Art Probewohnen, drei Tage mit Familie im Reihenhaus, damit du weißt, was dir mal blüht!«
    Doro sah mich überrascht an. »Können sich die drei nicht selbst versorgen?«
    »Dann essen die Kinder nur Süßigkeiten,

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