Am Anfang war der Tod
für ein Paar gehalten. Aber da war nie etwas zwischen uns. Sie war verheiratet. Ich war in sie verliebt, das stimmt, doch geschlafen haben wir nicht miteinander. Ein paar Mal hätten wir die Gelegenheit dazu gehabt, doch einer von uns hat dann immer einen Rückzieher gemacht. Sie, weil sie immer noch an ihr Ehegelöbnis glaubte. Und ich, weil ich sie geliebt habe. Sie musste allein entscheiden, ob sie bei Brian bleiben oder sich von ihm trennen wollte – ohne Rücksicht auf mich. Sie war wirklich einer meiner besten Freunde. So gut wie sie habe ich bisher nur wenige Menschen gekannt. Deshalb werde ich mich auch niemals davon abbringen lassen, dass es bei ihrem Unfall nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Weil ich sie kannte und nicht, weil ich angeblich mit ihr geschlafen habe. Sie hat nicht Selbstmord begangen. Und sie hatte auch nicht vorgehabt, sich mit Alkohol und Drogen voll zu stopfen, weil sie deprimiert war. Ich pfeife auf das, was der Polizeipsychologe für ein ‚plausibles Szenario‘ hält. So ist es nämlich nicht gewesen.“
Er hielt inne. Fasziniert betrachtete sie seine Augen. Manchmal verrieten sie überhaupt nichts von seinen Gefühlen. Im Moment wirkte er fest entschlossen und vollkommen überzeugt von dem, was er sagte.
„Soll ich dir etwas verraten?“
Er runzelte die Stirn, denn er hatte eine andere Reaktion erwartet.
„Ich habe auch nie mit Stuart geschlafen. Er war nur ein Freund. Mein bester Freund.“
Sie nahm die Hand von der schmerzenden Stelle. Er lächelte. „Hm. Das heißt wohl, dass ich mich noch mal entschuldigen muss.“
„Keine schlechte Idee.“
„Es tut mir Leid. Du hast ihn mit einer solchen Leidenschaft verteidigt, dass es mir von Anfang an hätte klar sein müssen, dass es wegen eurer Freundschaft war. Wir sind uns ähnlicher, als ich gedacht habe“, meinte er. Sie fühlte sich erleichtert. „Ich schließe jetzt ab und stelle den Timer der Kaffeemaschine für morgen früh ein.“
„Sehr gut.“
Sie ließ den Büstenhalter zu Boden fallen und blieb reglos stehen.
Kurz darauf war die Kajütentür verschlossen und die Kaffeemaschine programmiert. Im Schlafzimmer erzählte Ashley von ihrer Freundschaft mit Stuart und wie sehr sie seine Eltern mochte.
„Ihr wart also niemals High-School-Lovers – obwohl ihr so eng befreundet wart?“ erkundigte er sich.
Sie lachte. „Es war eine riesige High School“, erinnerte sie ihn. „Wir waren eine Clique. Wir waren nicht besonders wild, aber trotzdem ziemlich unternehmungslustig. Ich hatte mich in einen Footballspieler verknallt. Stu hat es über die Lautsprecheranlage der Schule verkündet. Es war so demütigend für mich, aber dem Typen hats gefallen, und wir waren ein paar Jahre zusammen. Das war meine High-School-Affäre.“
„Und nicht von Dauer?“
„Oh nein. Er stellte sich als der größte Idiot heraus, dem ich jemals begegnet bin.“
„Inklusive meiner Wenigkeit?“
Sie lächelte reuevoll. „Na ja, du hast mich tatsächlich ein bisschen an ihn erinnert. Er wollte gleich nach der High School heiraten. Er stellte sich vor, dass wir bei Nick wohnen würden, und ich sollte arbeiten und ihm das College finanzieren. Er hatte ein Football-Stipendium, aber es deckte nicht alle Kosten ab. Für ihn war Kunst nur ein Hobby, kein Beruf. Und er hielt es auch für ganz selbstverständlich, weiterhin mit seinen Freunden in Bars rumzuhängen – natürlich auch mit den anderen Studentinnen. Schließlich war er ein Mann. Ich hätte dankbar dafür sein sollen, einen wie ihn zu haben, und deshalb sollte ich ihm alles durchgehen lassen. Ich kann von Glück sagen, dass ich damals mit Stuart befreundet war. Er hat mir oft geholfen, wenn ich mal wieder drauf und dran war, auf seine Masche reinzufallen. Stuart hat mir klar gemacht, dass ich verrückt sein müsse, wenn ich meine eigenen Pläne aufgäbe und nicht Kunst studierte. Das habe ich dann ja auch gemacht. Aber dann … ich weiß nicht. Der Wunsch, zur Polizei zu gehen, wurde immer stärker. Vielleicht ist mein Dad dafür verantwortlich. Ich hatte geglaubt, ihm auf diese Weise irgendwie näher sein zu können. Die Polizeiakademie möchte ich nach wie vor beenden, allerdings weiß ich auch, dass ich in diesem Job eine Menge lernen kann, was mir später zugute kommen wird.“
„Ganz bestimmt sogar“, pflichtete er ihr bei. „Einem alten Knaben wie mir fällt es nun mal nicht leicht, das Talent eines absoluten Neulings anzuerkennen.“
„Absoluter
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