Am Anfang war der Tod
in dein Zimmer gegangen, aber du warst nicht da. Deshalb habe ich geschrien. Ich hatte solche Angst.“
„Warum hatten Sie solche Angst um Ashley?“ fragte Jake.
„Wir wussten ja noch nicht einmal, dass du die Stelle angenommen hast“, sagte Nick. Enttäuschung klang in seiner Stimme mit. Ashley sank das Herz. Nein, natürlich hatte er nichts davon gewusst. Er hatte sie großgezogen. Er war ihr immer ein guter Freund gewesen. Und sie hatte ihm nichts von einer der wichtigsten Entscheidungen in ihrem Leben erzählt.
„Es tut mir Leid.“
„Steht denn ihr Name unter der Zeichnung?“ fragte Marty verdutzt. Auch er sah Ashley an. Sie überlegte, dass sie sich ebenso gut ein Schild um den Hals hätte hängen können, auf dem stand ‚Ja, ich schlafe mit Jake Dilessio‘.
„Ich würde Ashleys Arbeiten immer erkennen“, erwiderte Nick würdevoll und mit einem leisen Vorwurf.
„Ich auch“, pflichtete Sharon ihm bei.
„Nick, es hat sich doch erst gestern entschieden“, erklärte Ashley.
„Wer ist denn nun diese Frau?“ schaltete Jake sich ungeduldig ein.
Sharons Blick heftete sich auf ihn. „Ihr Name ist … war Cassie Sewell.“
„Woher kennen Sie sie?“
„Sie hat hier in der Gegend eine Zeit lang als Maklerin gearbeitet. Sie wohnte irgendwo in der Mitte von Florida und kam vor einigen Monaten hierher. Wir haben uns kennen gelernt, als wir uns beide um den Verkauf eines Grundstücks draußen in Redlands gekümmert haben.“
„Warum hat niemand sie als vermisst gemeldet?“
„Nun, nach allem, was ich gehört habe …“ Sie holte tief Luft und fuhr fort. „Ich hatte den Deal schon fast in der Tasche, doch dann ist der Verkauf geplatzt, weil die Anbieter ihre Interessen nicht angemessen vertreten glaubten. Als ich sie deswegen angerufen habe, hat mir ein Kollege von ihr gesagt, dass sie gerade gekündigt hätte. Sie hatte ihm gesagt, sie wollte ihr Leben ändern oder so etwas in der Art. Fred Hampton, ein Kollege von ihr, sagte, sie habe ausgesehen wie frisch verliebt. Das ist alles, was ich weiß. Sie können sich vorstellen, dass ich nicht gerade ein Fan von ihr war, nachdem sie mir mein Geschäft verpfuscht hatte … Aber als ich jetzt ihr Gesicht auf Ashleys Zeichnung wieder erkannte …“
„Für welches Maklerbüro hat sie gearbeitet?“ fragte Jake.
„Algemon und Palacio“, antwortete Sharon.
Jake wandte sich an Marty. „Ich fahre sofort hin. Du fährst zurück ins Revier und erkundigst dich, was die Nachtschicht sonst noch weiß.“
„In Ordnung“, sagte Marty.
Jake drehte sich auf dem Absatz um und ging zu seinem Boot zurück. Nick und Sharon musterten Ashley, die sich innerlich gegen die Vorwürfe ihres Onkels wappnete.
Doch er sagte nichts. Wortlos drehte er sich um und ging in die Bar zurück.
„Es … es ist alles in Ordnung, Liebes“, versicherte Sharon ihr.
„Ganz sicher nicht“, sagte Ashley und schüttelte bekümmert den Kopf.
Sie folgte Nick. Er stand hinter der Bar und goss sich einen Kaffee ein. Er hatte sie hereinkommen sehen, sagte jedoch immer noch nichts.
„Nick, es tut mir so Leid.“
„Du bist fünfundzwanzig. Wenn du nicht über deinen Beruf – und deine Beziehungen – sprechen willst, dann ist das deine Angelegenheit.“
„Nick, bitte!“
Sie ging hinter die Bar und legte ihm einen Arm um die Schulter. Dabei schmiegte sie den Kopf an seine Brust, wie sie es als Kind immer getan hatte. „Entschuldige bitte. Gestern Abend hatte ich keine Gelegenheit, es dir zu sagen, weil du schon zu Stuart ins Krankenhaus gefahren warst. Und als ich dann zurückkam …“
„Richtig, du bist ja noch hier gewesen.“
Er machte sich von ihr frei.
Eine Minute lang sagte sie nichts. „Ich dachte, du magst Jake Dilessio.“
„Ich habe ihn gemocht. Bevor er mit meiner Nichte geschlafen hat.“
Seine Antwort verschlug ihr die Sprache. „Nick, du hast doch eben selbst gesagt, dass ich fünfundzwanzig bin. Und du musst doch gewusst haben, dass ich … dass …“
„Du Sex hast?“ sagte er barsch und musterte sie durchdringend. „Ja, ich habe mir schon so was gedacht. Da war doch dieser Dummkopf in der High School. Ich bin schließlich nicht blind. Und du hast Recht, du bist fünfundzwanzig. Es ist nur so, dass … ach, zum Teufel. Ich habe mir eingebildet, dass ich dir ein bisschen mehr bedeute als ein Cop, der erst vor ein paar Wochen hierhin gezogen ist.“
„Nick, ich weiß, ich hätte mit dir reden müssen. Mir ist klar, dass du ziemlich
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